Читать книгу Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller - Alfred Bekker - Страница 24

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Joe Antonioni betrat in Begleitung zweier Leibwächter den Konferenzraum. An dem langen dunklen Tisch aus Ebenholz, den Joe Antonioni sen. eigens aus Europa hatte importieren lassen, saßen verhältnismäßig wenig Personen.

Der Familienrat. Da waren seine drei Cousins: Kenny und James Lupica sowie Gil Devlin. Sie waren zwischen drei und fünf Jahren älter als Joe. Außerdem befanden sich noch ein Großonkel namens Allan Antonioni sowie der Rechtsanwalt Alex J. Stroud im Raum. Stroud vertrat schon seit Urzeiten die Interessen der Familie. Er war mittlerweile in den Siebzigern, aber immer noch ein ausgefuchster Paragraphenreiter. Schon unter dem alten Antonioni hatte Stroud den Status eines vollwertigen Mitgliedes im Rat gehabt.

Joe setzte sich.

Einer der Leibwächter rutschte ihm den Stuhl zurecht.

Gil Devlin verzog nur verächtlich das Gesicht darüber. Er konnte die unverhohlenen Herrschergesten, die Joe zeigte, einfach nicht leiden. Joe war der jüngste im Raum. Aber er sitzt auf dem höchsten Ross, ging es Gil Devlin bitter durch den Kopf.

"Du hast uns hier zusammengerufen", stellte Stroud fest.

"Ich nehme an, es gibt einen wichtigen Grund dafür."

"Allerdings", nickte Joe. Er lehnte sich zurück. Die beiden Gorillas blieben wie Paladine hinter seinem Stuhl stehen.

Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.

Joe ließ den Blick schweifen.

Er lächelte kalt, genoss es, wie seine drei Cousins den Blick senkten, ihm auswichen.

Diese Bastarde!, dachte er. Schon Antonioni sen. hatte immer darüber räsoniert, dass seine Schwestern die falschen Männer geheiratet hatten. Einen seiner Schwager hatte er sogar umbringen lassen.

"Dieses Treffen dient vor allem der Klarstellung", sagte Joe dann gedehnt. Er ließ sich von einem der Gorillas einen Zigarillo anstecken, zog genüsslich daran, ehe er fortfuhr.

Die Angst der anderen konnte Joe fast riechen. Und auch das genoss er. Es gab ihm ein Gefühl der Sicherheit. Das hatte ihm sein Vater frühzeitig beigebracht. 'Sicher bist du nur, wenn alle dich mehr fürchten als irgendetwas sonst auf der Welt!', hatte er die Worte von Joe Antonioni sen. noch im Ohr.

Ein Motto, das der Junior beherzigt hatte.

"Nun mal raus mit der Sprache! Warum machst du es so verdammt spannend!", meinte Kenny Lupica. Sein Lächeln wirkte gezwungen.

"Schieß los!", meldete sich Großonkel Allen zu Wort. Er nippte an dem Cappuccino, den ihm das Hausmädchen hingestellt hatte.

Joe grinste.

"Später!", meinte er mit einem grausamen Blitzen in den den Augen. "Die Akte Pompetta ist erledigt, wie jeder von euch mitbekommen haben dürfte!"

"Man hätte ihn eleganter töten können", war Strouds Ansicht. "Früher, da..." Er brach ab, machte eine ärgerliche, wegwerfende Handbewegung.

"Ich möchte, dass eins klar ist!", sagte Joe dann. Seine Stimme klirrte dabei wie Eis. "Ich werde in Zukunft keine Illoyalität mehr dulden. Und wer glaubt, dass er sich eine Extra-Tour leisten kann, der sollte gleich zu unserem alten Freund Alex J. Stroud gehen, um dort seinen letzten Willen niederzulegen! Habe ich mich klar genug ausgedrückt?"

"Das war sehr deutlich", stellte Onkel Allan fest.

Er leerte den Cappuccino.

"Hey, was soll das! Warum hältst du uns eine Standpauke? Dein Problem mit Pompetta ist vom Tisch und die kleinen Fische huschen alle schnell wieder unter deinen großen Mantel! Also - was redest du da?"

"Pompetta war einfach nur jemand, der eine Gelegenheit ergriffen hat und seinen Vorteil suchte. Mit dem hätte ich mich früher später geeinigt", sagte Joe.

"Und warum hast du ihn dann umgebracht?", fragte Kenny, verzog dabei das Gesicht zu einer zynischen Maske.

Joe Antonioni fuhr den Zeigefinger seiner rechten Hand aus wie den Lauf einer Waffe. Er deutete damit direkt auf Kenny Lupica.

"Ich habe dich noch nie leiden können, Kenny! Aber dass du ein mieses Schwein bist, hätte ich nicht gedacht!"

Kenny wurde blass. Er blickte sich in der Runde um.

"Hey, Mann, wovon redest du?"

"Ich rede davon, dass du mit Pompetta gemeinsame Sache gemacht hast!"

"Wer sagt so etwas!"

"Gemeinsame Bekannte, Kenny. Aber spielt das eine Rolle?"

Kenny schluckte. Seine Körperhaltung spannte sich an. Die beiden Leibwächter in Joe Antonionis Rücken schlugen beinahe gleichzeitig ihre dunklen Jacketts zur Seite, griffen zu den großkalibrigen Automatiks, die darunter in Quick-Draw-Holstern steckten. Innerhalb von Sekundenbruchteilen hatten sie die Waffen im beidhändigen Anschlag.

Kenny griff ebenfalls unter seine Jacke.

Aber er war viel zu langsam.

Die beiden Gorillas feuerten.

Ihre Schüsse trafen jeweils den linken und rechten Lungenflügel. Ein weiterer Schuss riss ein daumennagelgroßes Loch mitten in die Stirn. Kenny Lupica sackte in seinem Sessel ein Stück herunter, blieb dann mit den Achseln an den Armlehnen hängen. Sein Blick war starr und tot. Die Rechte krampfte sich noch um den Griff des 38ers, den er unter der Jacke getragen hatte.

Die beiden anderen Cousins waren wie erstarrt.

"Hat noch jemand etwas anzumerken?", fragte Joe.

Es herrschte Schweigen.

"Okay", sagte Joe schließlich zufrieden. "Wie ich sehe, ist das nicht der Fall. Dann können wir zur Neuordnung unserer Geschäfte kommen. Ich habe da ein paar Änderungen vorzuschlagen und denke, dass ihr damit sicher einverstanden seid."

Alex J. Stroud schluckte und deutete in Richtung des Erschossenen.

"Soll Kenny..." Er stockte. "Soll er wirklich so da liegen bleiben?"

Joe Antonioni nahm den Zigarillo aus dem Mund.

"Warum denn nicht, Alex?"

"Ich, ich meine ja nur!"

"Kenny hatte immer einen Sitz in diesem Rat! Wieso sollen wir daran ausgerechnet jetzt etwas ändern?"

Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller

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