Читать книгу Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller - Alfred Bekker - Страница 42

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“Icke grüße dir”, sagte der Mann an der Currywurstbude. “Schön, dass die Kriminalpolizei auch mal wieder zum Essen zu mir kommt!”

“Guten Tag”, sagte ich.

“Du bist doch der Kubinke, richtig?”

“Richtig.”

“Kriminalhauptkommissar Harry Kubinke, richtig.”

“Naja...”

“Was?”

“Bin inzwischen befördert worden.”

“Wahrscheinlich für gute Arbeit!”

“Ich nehme es an.”

“Sag mal, wo ist eigentlich dein Freund geblieben?”

“Meinst du meinen Kollegen?”

“Hieß der nicht Rudi?”

“Rudi Meier. Der kommt gleich auch noch. Wir wollten uns hier treffen.“

Der Currywurst-Mann nickte. Er deutete zu dem Gebäude, das in der Nähe zu sehen war. “Das Präsidium ist doch so nahe. Warum kommt ihr in letzter Zeit so selten? Sag jetzt nicht, ihr achtet neuerdings auf die Figur oder seit Veganer geworden!”

“Nee”, sagte ich.

“Eine Veggie-Currywurst habe ich nämlich auch.”

“Nein, danke.”

“Kein Hunger auf lecker Glutamat und Geschmacksverstärker?”

“Die richtige Wurst schmeckt besser.”

“Nun sag mal, passt euch was nicht, oder warum kommt ihr in letzter Zeit so selten, dein Kommissar-Kollege Rudi und du? Ich meine, wo ich extra euretwegen hier meinen Wagen aufstelle!”

Ich lächelte “Extra unseretwegen?”

“Ja sicher!”, grinste er.

“Also das ist so: Das Präsidium da vorne, ist jetzt die Nebenstelle. Und wir haben da nicht mehr unsere Büros.”

“Ach!”

“Wir sind jetzt im Hauptpräsidium. Das ist neu gebaut worden und endlich fertig. Und seit wir befördert wurden, haben wir dort unsere Büros.”

“Ach so.”

“Aber wegen deiner Currywurst, machen wir ab und zu einen Umweg.”

“Welch eine Ehre!”, meinte der Currywurstmann.

Dann hielt ein Wagen. Mein Kollege Rudi Meier stieg aus und winkte mir zu.

Wenig später hatte auch die Currywurstbude erreicht.

“Wie immer?”, fragte der Currywurstmann.

“Wie immer”, sagte Rudi.

“Siehst du: So bin ich! Du bist schon eine Ewigkeit nicht hier gewesen und ich weiß noch, wie du die Currywurst am liebsten hast!”

“Wunderbar”, sagte Rudi. Er wirkte etwas gestresst. Wahrscheinlich hattet er irgendwas Dienstliches auf dem Herzen, was wir aber erst besprechen konnten, sobald der Currywurstmann nicht mehr zuhörte.

“Sag mal, was ich mich immer schonmal gefragt habe”, sagte der Currywurstmann. “Wenn ich euch das fragen darf und damit nicht zu nahe trete...”

“Wieso das denn?”, fragte ich. “Du fragst doch sonst auch einfach so, was du fragen willst - auch wenn wir dir dann leider meistens sagen müssen, dass das der Geheimhaltung unterliegt.”

“Genau”, meinte Rudi. “Einfach fragen und wir nehmen dann unser Recht auf Aussageverweigerung wahr!”

“Ja, meine Skrupel kommen deshalb: Ich hab in der Zeitung gelesen, man soll Leute nicht danach fragen, woher sie kommen.”

“Wieso nicht?”, fragte ich. “Machen wir tagtäglich! Woher kommen Sie, wo waren Sie zur Tatzeit, wohin sind Sie gegangen und so weiter.”

“Ich meine jetzt, dass man fragt, woher einer gebürtig kommt.”

“Ach so.”

“Das sei unsensibel. Der Betreffende könnte ja einen Migrationshintergrund haben und sich verletzt fühlen.”

Ich zuckte mit den Schultern. “Bin nicht sensibel veranlagt”, sagte ich. “Und Rudi auch nicht!”

Rudi konnte nichts dazu sagen, weil er den Mund voll hatte.

“Das heißt, ich kann fragen, woher ihr gebürtig kommt!”

“Na hier aus Berlin”, sagte ich. “Und Rudi auch.”

“Dachte ich mir. Obwohl man das eurer Sprache nur... so ein bisschen anhört.”

„Zwischendurch waren wir mal eine Zeit in Hamburg bei der Polizei”, sagte Rudi.

“Ihr beide zusammen?”, fragte der Currywurstmann.

“Ja”, sagte Rudi. “Mehr Migrationshintergrund haben wir beide nicht.”

“Alles ist relativ”, sagte er Currywurstmann. “Ich würde sagen: Ganz schön herumgekommen! Ich zum Beispiel könnte mir nicht vorstellen, irgendwo anders zu leben, als hier in Berlin.”

“So ist jeder eben anders”, sagte Rudi kauend.

“Ach, da ich im Augenblick ja mal die seltene Ehre habe, zwei Kriminalbeamten hier zu haben: Ich habe auch in der Zeitung von diesem Kriminellen Gangster-Boss gelesen, der spurlos verschwand und nun angeblich unter südlicher Sonne sein Leben genießt!”

“Ja, wird es leider nicht nur einen geben.”

“Ich meinen diesen Darkovic oder so ähnlich. Niko Darkovic, den alle nur den >harten Knochen< genannt haben, weil er so ein harter Kerl war. In der Zeitung steht, der ist einfach weg und betreibt seine Geschäfte aus dem Ausland weiter! Ich frage mir, wie ditte sein kann! Ihr seid doch vom Fach! Ist das nicht nicht fürchterlich? Und wenn ich meine paar Kröten an Steuern zu spät zahle, dann zieht der Staat ganz andere Seiten auf! Da wird dann genau ausgerechnet, ob ich überhaupt so und so viel Wurst und Brötchen und Curry und weiß der Geier was verbraucht haben kann und man unterstellt mir gleich, dass ich ein Betrüger bin, ich die Portionen zu groß gemacht habe! Aber so einer wie der >harte Knochen<, der genießt sein Leben und zahlt gar keine Steuern.”

“Ist doch logisch”, sagte Rudi.

“Wieso ist das logisch?”, wollte der Currywurstmann wissen.

“Na weil die Geschäfte des >harten Knochen< doch mutmaßlich illegal sind. Da kann er ja auch gar keine Steuern zahlen. Und vom Ausland aus sowieso nicht.”

“Ja, finden Sie nicht, dass da ein Fehler im System ist?”, meinte er. Die Tatsache, dass er nun begonnen hatte, uns zu siezen, bedeutete ziemlich sicher, dass er es sehr ernst meinte.

Aber für eine Grundsatzdiskussion hatten Rudi und ich im Moment keine Zeit.

Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller

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