Читать книгу Zeugen sind lästig: Krimi Sammelband 8 Thriller - Alfred Bekker - Страница 30
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"Es scheint erhebliche Spannungen im Antonioni-Clan zu geben!", meinte ich, als wir uns im Besprechungszimmer von Mr. McKee zu einer Bestandsaufnahme trafen. Ich trug den Kollegen die Ergebnisse unserer Ermittlungen im Haus von Joe Antonioni vor. "Joe Antonioni starb durch eine Explosion, als er mit Eddie Dalsanto und einem gewissen Cruz zusammentraf, der wohl Aufträge der gröberen Art für Antonioni ausführte. Von den Dreien ist nicht viel übriggeblieben. Und das Antonioni-Personal war nicht sonderlich auskunftsfreudig."
"Kann ich mir vorstellen", meinte Mr. McKee.
"In dem Raum fand sich allerdings noch eine verhältnismäßig gut erhaltene Leiche. Sie konnte als Kenny Lupica identifiziert werden."
Mr. McKee hob die Augenbrauen.
"Ist das nicht einer der Cousins von Antonioni?"
"Genau. Tatverdächtig ist einer der Leibwächter, der zur Zeit untergetaucht ist."
"Was meinen Sie, was da vor sich gegangen ist?", fragte Mr. McKee.
Ich zuckte die Achseln. "Wir trafen auf eine Mauer des Schweigens. Für mich sieht das so aus, als wäre ein ungehorsames Mitglied des Familienrates bestraft worden, um den Rest der Bande einzuschüchtern."
Mr. McKee nickte nachdenklich. "Ja, das würde Sinn machen, Jesse."
Milo mischte sich jetzt ein. "Noch ein Umstand ist interessant. Wie wir von den City Police Kollegen erfahren haben, wurde das NYPD eindeutig vor der Detonation bereits informiert."
"Ist das sicher?", vergewisserte sich Mr. McKee, dem die Konsequenzen dieser Tatsache sofort klar waren.
Milo bestätigte das. "Für den genauen Zeitpunkt der Detonation gibt es genug Zeugenaussagen. Auch völlig unabhängige aus der Nachbarschaft. Jemand alarmierte kurze Zeit später auch die Feuerwehr. Aber bevor die Explosion stattfand, rief jemand im 87. Revier an und erklärte, dass im Haus der Antonionis jemand getötet worden wäre."
"Natürlich ein anonymer Anruf", schloss Mr. McKee.
"Ja", sagte Milo. "Der Anruf wurde aufgezeichnet, das Band ist unterwegs ins Labor."
"Zurückverfolgen ließ er sich nicht zufällig?"
"Wo denken Sie hin! Das wäre zu schön, um wahr zu sein!"
"Meinte der Anrufer den Tod von Kenny Lupica oder die bevorstehende Explosion?", fragte Mr. McKee.
"Beides wäre möglich", erwiderte Milo.
Mr. McKee nippte an seinem Kaffeebecher. Obwohl es Mandys Original-Gebräu war, schien es ihm nicht zu schmecken. "Es muss jemand aus dem engsten Kreis sein, der da angerufen hat!", meinte er. "Entweder jemand, der im Vorhinein von der Explosion wusste..."
"...oder Zeuge von Kenny Lupicas Ermordung war", vollendete ich. "Und damit kämen die Mitglieder des sogenannten Familienrats der Antonionis ins Spiel..."
Agent Max Carter erläuterte uns anhand einer projizierten Grafik, was das FBI über die Entscheidungsstrukturen der Antonioni-Familie an Erkenntnissen besaß. "Außer Joe Antonioni jun., dem unumschränkten Chef gibt es da noch einen Großonkel namens Allan Antonioni, den Rechtsanwalt Alex Stroud und die Cousins Gil Devlin und James Lupica. Cousin Nr. 3 ist ja nicht mehr am Leben."
"Hatte irgendjemand dieser Leute ein Interesse, sowohl Joe Antonioni jun. als auch Tony Pompetta umzubringen?", fragte Mr. McKee.
Max seufzte hörbar. "Schwer zu sagen. Antonionis Tod bedeutet, dass jetzt das Hauen und Stechen unter den Nachfolgern losgeht... Vermutlich werden sie sich für eine Zeitlang zusammenraufen, solange sie im Brennpunkt der Ermittlungen stehen."
"Wer hätte denn die größten Chancen, Antonioni zu beerben?", fragte Mr. McKee.
"Man hat Kenny Lupica immer Ambitionen nachgesagt. Aber deswegen wurde er ja wohl auch ausgeschaltet. Joe jun. hat stets dafür gesorgt, dass vor allem die Cousins immer etwa gleich stark blieben."
"Hat irgendjemand besondere Beziehungen zu Pompetta?", fragte ich.
"Nicht, dass wir wüssten", war Max' Antwort.
Mr. McKee ergriff jetzt wieder das Wort. "Zumindest beim Attentat auf Pompetta sind war sicher, dass es mit Hilfe eines Arztes durchgeführt wurde. Schließlich muss jemand Jacko Swansons operiert haben."
"Ich dachte, das war Vince Braga", meinte Milo.
"Ich denke, die OP wurde nur in seiner Praxis durchgeführt. Aber ich glaube nicht, dass das ein Zahnarzt gemacht hat. Außerdem gibt es ja die zweite Explosion und egal ob nun dieser Cruz oder Eddie Dalsanto die Bombe in sich trug - ich gehe einfach davon aus, dass das Attentat auf dieselbe Weise begangen wurde wie in Pompettas Fall. Wir sollten uns also nach einem Arzt im Umfeld des Antonioni-Clans umsehen, der dazu in der Lage wäre!"
"Sie sprechen von einem Chirurg", stellte ich fest.
"Ja."
"Und was ist mit dem Konstrukteur dieses Zünders?", fragte ich. "Kann man da nicht ansetzen? Die Zahl der Leute, die zu so etwas in der Lage sind dürfte auch nicht sehr groß sein!"
"Bislang leider Fehlanzeige!", musste unser Cheffeuerwerker Al Baldwin eingestehen.
In diesem Moment klopfte es an der Tür. Orry und Clive traten ein, danach unser Zeichner Prewitt. Prewitt arbeitete allerdings seit geraumer Zeit schon nicht mehr mit dem Zeichenstift sondern mit dem Computer.
Mr. McKee blickte das Trio erwartungsfroh an.
"Ist das Phantombild draußen?", fragte er.
Prewitt nickte und legte einen Abzug auf den Konferenztisch.
"Wir lassen das Bild gerade durch den Computer jagen", meinte er. "Vielleicht handelt es sich ja um einen alten Bekannten!"
"Zumindest dürfte die Identifizierung anhand dieser langen Narbe im Gesicht sehr eindeutig sein", antwortete unser Chef.