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Dave Braddock war ein Einzelgänger. Sein Vorstrafenregister las sich wie ein Auszug aus dem Strafgesetzbuch. Man hatte ihn verurteilt wegen Diebstahl, Einbruch, Raub, Banküberfall und einem Dutzend anderer Straftaten. Nur Mord fehlte. Bis jetzt!

Aber bei seinem letzten Ausbruch hatte er einen Wächter getötet. Dave Braddock war nämlich auch ein Ausbrecherkönig. Siebenmal hatte er es bisher geschafft. Zwischen den einzelnen Verhaftungen lagen immer nur wenige Monate, in denen er neue Verbrechen beging.

Er war ein Berufsverbrecher und hatte auch nicht die Absicht, das zu ändern. Man hatte nur einmal versucht, ihm einen Bewährungshelfer zu geben. Braddock hatte den Mann gründlich verprügelt und galt seitdem als hoffnungsloser Fall. Er wusste, dass er irgendwann im Gefängnis sterben würde oder irgendwann bei einer Schießerei mit der Polizei draufgehen musste.

Aber er wusste nicht, dass diese Stunde schon so nahe war.

Mit fieberhaften Bewegungen riss er sich die Häftlingskleidung vom Leib. Seit dem Ausbruch waren noch keine zwei Stunden vergangen. Langsam dämmerte der Morgen. Er war noch viel zu dicht am Gefängnis!

Aber diesmal war alles schiefgegangen. Sein Plan war todsicher gewesen, und dann hatte sich ihm plötzlich ein Wächter in den Weg gestellt, als er es schon fast geschafft hatte. Im Handgemenge bekam er den Revolver des Wächters zu fassen und drückte ab. In diesem Augenblick heulten auch schon die Sirenen.

Mit knapper Not war er über die Mauer entkommen, aber die Verfolger waren dicht hinter ihm. Nach einiger Zeit hoffte er, sie abgeschüttelt zu haben und versteckte sich im Garten einer Villa.

Nach einiger Zeit hatte er gemerkt, dass niemand im Haus war. Er hatte eine Scheibe eingeschlagen und war hineingeklettert. Jetzt saß er vor einem Schlafzimmerschrank und probierte Kleidungsstücke an. Das war zunächst das Wichtigste.

Er streifte eine dunkelblaue Hose über. Die Sachen passten ihm einigermaßen. Er schob den Revolver in den Hosenbund. Mit den Schuhen hatte er Schwierigkeiten, sodass er seine eigenen anbehielt. Sie passten zwar nicht zu dem Anzug, aber darauf würde niemand achten.

Er betrachtete sich vor dem großen Spiegel und war zufrieden mit sich. Dann wühlte er schnell die anderen Schränke durch, um nach Geld oder Wertsachen zu suchen.

In diesem Augenblick hörte er die Sirenen der Streifenwagen, die sich von verschiedenen Seiten näherten. Er stürzte zum Fenster, aber es war zu spät. Dunkelblaue Uniformen hasteten durch den Garten und versteckten sich hinter Bäumen und Büschen.

Er war umstellt. Braddock knurrte wütend. Man war ihm also doch auf den Fersen geblieben. Jetzt war er nur noch ein gehetztes Wild.

Da kam auch schon die Lautsprecherstimme: „Wir wissen, dass Sie da drin sind, Braddock. Werfen Sie die Waffe durchs Fenster und kommen Sie mit erhobenen Armen heraus. Jeder Widerstand ist sinnlos. Das Haus ist umstellt. Sie haben keine Chance mehr.“

Braddock rannte die Treppe hinunter ins Erdgeschoss. Vielleicht gab es doch noch eine winzige Chance! Ein Fenster, das nicht bewacht war. Oder ein Kellerausgang, den die Polizisten übersehen hatten. Bis sie sich zum Sturm entschlossen, hatte er noch Zeit. Er musste jetzt sehr genau überlegen. Denn wenn sie ihn jetzt schnappten, würde er für sehr lange Zeit hinter Gitter wandern.

Er überlegte fieberhaft, dann hatte er eine Idee.

Mit dem Haus verbunden war eine Doppelgarage. Es musste einen direkten Zugang geben. Er lief in die Küche und probierte alle Türen durch. Eine davon führte in eine Art Hobbyraum, dort befand sich auf der gegenüberliegenden Seite eine grau gestrichene Stahltür.

Er riss sie auf und strahlte. In der Garage stand ein Station Car älterer Bauart. Der andere Stellplatz war leer.

Draußen erklang wieder die Lautsprecherstimme, aber er hörte gar nicht hin. In der Garage befand sich genügend Werkzeug, und es dauerte mit seinen geübten Fingern keine halbe Minute, bis er das Türschloss geöffnet hatte. Auch die Zündung kurzzuschließen war kein Problem. Er musste jetzt nur sehr präzise vorgehen.

Er musterte das Garagentor. Es war eine ziemlich stabil aussehende Stahltür. Es war unmöglich, sie zu durchbrechen. Sie wurde mit einem Elektromotor geöffnet. Der Schalter befand sich neben dem Eingang zum Haus. Wenn er den Arm ausstreckte, konnte er ihn vom Wagen aus erreichen. Wenn es ihm gelang, das Garagentor zu öffnen und gleichzeitig den Motor anzulassen, hatte er doch noch eine Chance. Es kam darauf an, wie schnell beides ging.

Dave Braddock schloss die Augen und versuchte, sich die Umgebung der Villa ins Gedächtnis zu rufen. Vom Garagentor führte ein leicht geschwungener Kiesweg zur Straße. Dort war nur ein leichtes Holztor. Kein Problem für den schweren Wagen.

Als er die Augen wieder öffnete, merkte er sofort, dass etwas nicht stimmte. Im Bruchteil einer Sekunde registrierte er, dass ein Schatten auf ihn gefallen war, wo vorher keiner gewesen war.

Automatisch drehte er den Kopf und erstarrte. Das schwarze Loch der Revolvermündung war weniger als einen halben Meter von seinem Kopf entfernt. Dazwischen befand sich nur die dünne Scheibe der Wagentür.

Eine Hand griff zur Tür und zog sie ein Stück weiter auf. Der Revolver näherte sich und berührte jetzt fast die Scheibe.

„Die Hände auf das Lenkrad!“, befahl eine leise Stimme.

Braddock gehorchte und spürte, wie seine Angst wuchs. Im ersten Augenblick hatte er den anderen für einen Polizisten gehalten, der ihn überrumpelt hatte, aber jetzt war er sich nicht mehr so sicher. Jedenfalls trug der Mann keine Uniform.

„Ich gebe auf“, sagte Braddock.

„Ein Typ wie du gibt nie auf“, sagte der andere. „Deswegen habe ich beschlossen, dich ein für allemal aus dem Verkehr zu ziehen. Du hast das Recht zu lange zum Narren gehalten. Dein Maß ist übervoll.“

Auf Braddocks Stirn perlten Schweißtropfen. „Was soll das heißen?“ Seine Augen waren weit aufgerissen. Er versuchte, sich aus dem Wagen zu werfen.

Das Letzte, was er in seinem Leben sah, war eine spitze rote Flamme, die genau auf seine Augen zustach. Die Explosion des Schusses hörte er schon nicht mehr. Das Geschoss hatte die Seitenscheibe zerschmettert und warf ihn auf den Beifahrersitz. Ein Regen von Glassplittern überschüttete Dave Braddock, der bereits tot war.

Ein kleiner glänzender Gegenstand flog durch das offene Fenster und rollte in den Schoß des Toten. Der Schütze schaltete mit einem raschen Handgriff das Garagentor ein und verschwand im Haus.

Summend sprang der Elektromotor an, und mit einem leichten Quietschen schob sich das stählerne Tor in die Höhe. Draußen wurden aufgeregte Rufe laut, blau uniformierte Männer mit kugelsicheren Westen rannten durcheinander. Die Verwirrung war perfekt. Es dauerte fast drei Minuten, bis die Polizisten in die Garage eindrangen und den Toten fanden. Als sie dann anfingen, nach Spuren zu suchen, war bereits alles zertrampelt.

Sammelband 4 Krimis: Amok-Wahn und andere Thriller

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