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Polizei-Lieutenant John O’Keefe war ein alter irischer Dickschädel. Seine kurz geschnittenen rötlich blonden Haare standen wie Getreidestoppeln von seinem Kopf ab. Er war etwa fünfzig Jahre alt und von gedrungener Statur.

Er riss sich die Dienstmütze vom Kopf und schleuderte sie mit einer jahrelang geübten Bewegung auf den Kleiderständer, der immerhin ein paar Meter entfernt war. Der Lieutenant blickte über die Schar seiner vor dem Schreibtisch versammelten Mitarbeiter. „Also los! Ich will die Tatsachen hören.“

Sergeant Harrison räusperte sich. „Wir wissen noch nicht sehr viel, Lieutenant.“

„Erzählen Sie schon, was wir wissen“, bellte O’Keefe und ließ sich in seinen Sessel fallen.

„Bis jetzt sind uns drei Fälle bekannt, die offensichtlich zusammengehören“, sagte Harrison. „In allen drei Fällen wurden Gangster, mit denen die Polizei schon lange Schwierigkeiten hatte, durch einen einzigen Revolverschuss getötet. Die drei Morde wurden innerhalb der letzten vierzehn Tage verübt, bei den Leichen wurde immer eine Patrone vom Kaliber .38 special gefunden.“

„Fingerabdrücke?“, fragte O’Keefe.

Sergeant Harrison schüttelte den Kopf. „Nicht einer, der vom Täter stammen könnte. Auch die Patronen waren blankgeputzt, als ob sie frisch aus der Schachtel kämen.“

„Was sagen die Leute vom Labor?“

Harrison hob die Schultern. „Nicht viel. Beim ersten Fall - ein Einbrecher, der unmittelbar nach einem Einbruch auf der Straße erschossen wurde - gibt es so gut wie keine Spuren. Nur das Geschoss, das ihn getötet hat. Es ist vom selben Kaliber wie die anderen auch. Eine häufig vorkommende Munition, die Polizei benutzt sie auch.“

„Ich weiß, welche Munition wir benutzen“, sagte O’Keefe mürrisch. „Hat man Vermutungen über die Waffe?“

Harrison nickte. „Es ist mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Smith & Wesson 38 special mit kurzem Lauf. Die Waffe, die von den meisten Polizisten getragen wird. Aber sie ist sowieso sehr häufig. Eines steht jedenfalls fest: Alle Patronen stammen aus derselben Waffe. Wir haben es also mit Sicherheit mit einem einzigen Täter zu tun.“

Der Lieutenant nickte bedächtig. „Das ist klar. Gibt es sonst noch Gemeinsamkeiten bei den drei Fällen? Irgendeine Verbindung?“

Harrison sah seine Kollegen an, die nur bedauernd mit den Achseln zuckten. „Der Täter war ziemlich genau über seine Opfer informiert. Er kannte ihre Gewohnheiten und wusste, wo er ihnen auflauern konnte. Besonders rätselhaft ist der letzte Fall. Wir begreifen nicht ganz, wie der Ausbrecher praktisch unter den Augen von einigen Dutzend Polizisten erschossen werden konnte, ohne dass es die geringste Spur gab.“

„Was sagt der Arzt?“, fragte O’Keefe.

Johnston, ein anderer Sergeant, beantwortete die Frage. „Zwei sind aus nächster Nähe erschossen worden, di Socca wurde aus einer Distanz von etwa acht Metern ermordet. Alle drei sind durch Kopfschüsse getötet worden. Der Täter benutzte Dum-Dum-Geschosse, damit ging er sicher, dass keines seiner Opfer den Schuss überlebte. Der Arzt meinte, die Toten hätten ziemlich schlimm ausgesehen, Sir.“

O’Keefe starrte den Sergeant an. „Ich kann mir vorstellen, wie sie ausgesehen haben. Im Übrigen war ich beim letzten Fall dabei. Diese Einzelheiten können Sie uns ersparen. Wenn es keine weiteren Fakten gibt, möchte ich jetzt Ihre Schlüsse hören, meine Herren.“

Für einen Moment herrschte Schweigen. O’Keefe hatte den Kopf gesenkt und kritzelte auf seiner Schreibunterlage herum. Johnston zündete sich mit bedächtigen Bewegungen eine Zigarette an. Schließlich ergriff Sergeant Harrison wieder das Wort. „Wir haben alle Möglichkeiten diskutiert, Sir. Es gibt unserer Meinung nach nur einen möglichen logischen Schluss: Der Täter ist ein Polizist.“

Das Schweigen breitete sich fast fühlbar aus. Dann sah der Lieutenant mit unbewegter Miene auf. „Daran habe ich auch schon gedacht, meine Herren. Denn es passt alles sehr gut zusammen. Einer unserer Kollegen ist offensichtlich nicht damit zufrieden, mit welcher Langmut Berufsverbrecher von unserer Justiz behandelt werden und wie andere der Gerechtigkeit ständig ein Schnippchen schlagen.“

„Damit ist wohl keiner von uns zufrieden“, warf Harrison ein.

„Nein. Aber deshalb können wir noch lange nicht das Gesetz selbst in die Hand nehmen. Irgendjemand spielt gleichzeitig Ankläger, Richter und Henker. Was wir auch immer von seinen Opfern halten, wir müssen diesen Mann finden. Und zwar schnell. Ich fürchte, diese drei reichen ihm noch nicht. Wenn ein solcher Mann erst einmal mit seiner Methode Erfolg hat, hört er nicht wieder auf.“

„In der Unterwelt wird es Unruhe geben“, sagte Sergeant Johnston. „Wir sollten das für unsere Zwecke ausnützen.“

O’Keefe nickte. „Selbstverständlich. Wir werden alle Informanten auf diesen Fall ansetzen. Im Übrigen wird eine Sonderkommission gebildet, die sich nur mit diesem Fall beschäftigt. Ich erwarte, dass wir schnell Erfolg haben.“

„Das wird schwierig werden“, sagte ein jüngerer Kriminalbeamter, der sich bisher noch nicht an der Unterhaltung beteiligt hatte.

„Das weiß ich“, meinte der Lieutenant. „Aber genau das ist unser Beruf.“ Er stand auf. „Ich werde Sie innerhalb der nächsten zwei Stunden über die Zusammensetzung der Sonderkommission unterrichten.“

Sammelband 4 Krimis: Amok-Wahn und andere Thriller

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