Читать книгу Sammelband 4 Krimis: Amok-Wahn und andere Thriller - Alfred Bekker - Страница 18

Оглавление

11


Die Laune von Lieutenant O’Keefe war auf einem Tiefpunkt angelangt. Seine Untergebenen bemühten sich, möglichst unsichtbar zu bleiben und nur nicht aufzufallen, denn in solchen Momenten war der Lieutenant unberechenbar. Aber den Mitgliedern der Sonderkommission war es nicht gelungen, sich aus der Schusslinie zu bringen. Die Männer standen betreten vor O’Keefes Schreibtisch und machten sich so klein wie möglich.

Niemand wagte etwas zu sagen, während der Lieutenant mit gesenktem Kopf in seinen Akten wühlte. Plötzlich hieb er mit der Faust auf den Tisch und brüllte: „Ich werde diesen verdammten Kerl kriegen!“

Alle zuckten zusammen, aber der Ausbruch war schon vorüber, und mit ruhiger Stimme sagte O’Keefe: „Sergeant Harrison, was schreiben die Zeitungen zu dem Fall?“

Harrison drehte seinen Hut in den Händen. „Man kann es auf einen einzigen Nenner bringen. Ein Aufschrei der Empörung geht durch den Blätterwald. Alle Zeitungen fordern entschiedene Maßnahmen von der Polizei, endlich diesen wahnsinnigen Killer zu fassen. Es werden wieder Vorwürfe laut, dass der Gangster Killer in den Reihen der Polizei zu suchen ist. Einige Blätter behaupten, dass er von seinen Kollegen geschützt wird. Es gibt sogar Vermutungen, wonach der Killer im Einverständnis mit seinen Vorgesetzten handelt. Man stellt Parallelen zu den südamerikanischen Todeskommandos auf.“

O’Keefe sah seine Mitarbeiter düster an. „Dass wir immer die Schuldigen sind, ist ja klar. Damit müssen wir uns abfinden. Aber dass man uns vorwirft, wir schützen diesen Gangster-Killer vielleicht - das ist zu viel. Trotzdem werden wir uns jetzt beeilen müssen, um der Öffentlichkeit wenigstens einige brauchbare Spuren vorzeigen zu können. Also, befassen wir uns mit dem letzten Fall.“

Sergeant Johnston blätterte in seinem schwarzen Notizbuch. „Bei dem Toten handelt es sich um den Gastwirt Lee Hall. Er ist zweimal vorbestraft wegen Körperverletzung. Nach Auskunft des örtlichen Reviers gibt es über sein Lokal keine Klagen. Er duldet dort keine Ungesetzlichkeiten.“

„Wieso kommt er dann auf die Todesliste des Gangster-Killers?“, erkundigte sich Stevens.

O’Keefe warf dem Neuling einen milden Blick zu. „Wenn wir mehr über die Denkweise des Wahnsinnigen wüssten, hätten wir ihn auch bald. Wer weiß schon, was in so einem Psychopathen vorgeht?“

„Ich glaube nicht, dass es sich um einen Wahnsinnigen handelt“, sagte Harrison. „Dazu ist er zu gerissen, er hinterlässt einfach keine Spuren. Das ist ein Mann, der sehr genau weiß, was er tut.“

O’Keefe zuckte mit den Schultern. „Schon möglich.“

Johnston blätterte wieder in seinem Notizbuch. „Hall wurde durch einen Schuss in den Kopf getötet. Das Dum-Dum-Geschoss hat ihm den halben Kopf weggerissen.“

„Ersparen Sie uns diese Einzelheiten. Das wissen wir allmählich“, warf der Lieutenant ein.

„Auf dem Tresen lag eine Patrone“, fuhr Johnston fort. „Dabei handelt es sich ebenfalls um ein Dum-Dum-Geschoss. Es wurde nur ein einziger Schuss abgegeben - wie bei den anderen auch. Nach dem Tathergang sieht es so aus, als ob es sich um den gleichen Täter handelt.“

„Was heißt, es sieht so aus? Ist es der gleiche oder nicht?“ O’Keefe stand auf.

„Ich habe hier den Bericht des Labors, Sir“, sagte Johnston. „Es steht zweifelsfrei fest, dass das tödliche Geschoss aus einer anderen Waffe kam als die anderen Kugeln. Es handelt sich zwar auch um einen 38er, aber eben einen anderen. Wenn es derselbe Täter ist, dann hat er zwei Waffen.“

O’Keefe setzte sich wieder. „Das ist interessant“, murmelte er. „Und noch etwas ist anders. Der Tote ist kein Gangster wie die vorigen. Entweder ist der Killer durchgedreht und erschießt jeden, mit dem er vielleicht mal zu tun hatte - oder wir haben einen zweiten Killer, der den ersten nachahmt, das wäre schließlich nicht das erste Mal.“

„Das ist denkbar.“ Harrison nickte. „Wir sollten die Bekanntschaft von diesem Hall gründlich durchforsten. Vielleicht finden wir jemanden, der eine alte Rechnung mit ihm begleichen wollte und dabei die Spur auf den Gangster-Killer lenkte. Es stand ja genug darüber in der Zeitung.“

„Was sagen die Zeugen?“, fragte O’Keefe.

„Nichts“, meinte Johnston. „Sie haben den Killer nicht richtig gesehen. Dann waren sie angeblich so verängstigt, dass sie ihn lieber nicht angesehen haben, als er sie in der Toilette einsperrte. Sie haben eine Beschreibung abgeliefert, die auf etwa eine halbe Million Männer in New York passt. Wahrscheinlich würden sie ihn noch nicht mal wiedererkennen.“

„Na dann, an die Arbeit, Leute“, sagte O’Keefe, stand auf und angelte sich seinen Hut vom Kleiderständer.

Sammelband 4 Krimis: Amok-Wahn und andere Thriller

Подняться наверх