Читать книгу Revolvergeier: Western Sheriff Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 29

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3.


Zum Teufel, yeah ... bedenke, wer hinter ihm steht!

Damals hatte Kid Carson diesen Worten des Mannes keine allzu große Bedeutung beigemessen. No, damals dachte er, dass der Riese James Tronterton vielleicht irgendeiner rauen Mannschaft, oder im schlimmsten Fall einer Rustlergruppe oder aber einer Desperado-Crew hörig war. Aber in Wirklichkeit war es viel teuflischer, viel schlimmer, doch das wussten damals weder er noch Rubi.

Hart lachte Kid vor sich hin. Seine Gedanken waren bei der Begegnung damals mit Tronterton. Sie kreisten in seinem Hirn, marterten und quälten ihn, heiser flüsterte er seinem Rotschimmel zu: „Ronny, wir haben einen Auftrag zu erfüllen. Ha, es wird eine heiße Sache werden, und wir müssen immer auf der Hut und wachsam sein. Noch eine Stunde, und wir gehen ins Camp.“

Leise schnaubte der Rotschimmel, rhythmisch ächzte das Sattelleder, knarrte die Winchester im Scabbard, tanzte hin und her.

Durch das smaragdgrüne Laubwerk der Bäume fielen goldene Lichtfinger der Sonne und zauberten im moosigen Grund wundersame Feuermuster aus Granat und Topas.

Immer wieder wechselten die Kulissen, änderten sich die Farben. Aber eines blieb, war beständig, der lockende, herbe Duft der Pflanzen und der harzigen Bäume, der Blumen und Moose. Die Wildnis öffnete ihren Schoß immerzu in einzigartiger Geberlaune, und dankbar nahm Kid alles in sich auf. Er fühlte sich wohl in der Einsamkeit Nord-Dakotas. Er war auf dem Trail, um einen Menschen zu finden.

Yeah, würde er ihn finden? Würden die Raureiter um den Staatenreiter Gibson herum Ruhe geben? No – und abermals no! Gibson würde Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um seine Spur aufzunehmen, und früher oder später musste es ihm und seiner Horde gelingen, ihn zu fangen.

Kid schob sich im Sattel vor, schob seinen Kau mit der Zunge nach vorn und sandte einen Strahl braunen Tabaksaftes auf einen grün-schillernden Käfer, der sich eiligst davontrollen wollte. Aus der Flucht wurde nichts, er wurde zugedeckt, zappelte. Kid war mit seiner Leistung zufrieden, lächelte.

Schon seit Tagen rauchte er nicht mehr, gab sich mit dem Kauen des Tabaks zufrieden. Das Rauchen war ihm im Waldgebiet eine gefährliche Sache. Noch gestern war er lange Meilen durch die nackten schwarz-stummelartigen Stumpen eines verbrannten Waldes geritten. Sie boten ein trauriges Zeugnis von dem, was nach einem gigantischen Waldbrand übrigblieb. Noch hinterher bekam er ein Frösteln.

Himmel und Hölle! Gibson würde sich auch von dem verbrannten Wald niemals beeindrucken lassen. Ein Mann wie er kannte nur ein Gebot: Menschenjagd! Er tötete aus Lust am Töten, weil es sein Blut verlangte, und weil das Gesetz ihn deckte; weil er die Macht hatte, einen Menschen zum Geächteten zu machen, ihn zu verfolgen, zu jagen, zu stellen und wie ein Tier umzubringen.

Wie lange sollte er diese Macht noch behalten?

Steil richtete sich Kid im Sattel auf, umklammerte mit der Rechten das Sattelhorn, so dass die Fingerknöchel weiß unter der Haut schimmerten. Kerben gruben sich in seine Mundwinkel ein, vertieften sich, machten sein Gesicht zur starren Maske.

Well, er war nicht der Erste, den Gibson in seiner unersättlichen Gier nach dem besseren Revolvermann zum Geächteten gemacht hatte. Er war nicht der Erste – aber er würde der Letzte sein, das hatte er sich geschworen, hatte es seinem Freund und Trailgefährten Rubi Dugham geschworen, dem Gibson ebenfalls den Stempel aufgedrückt, ihn gleichfalls zum Geächteten gemacht hatte.

Damals in Dodge wusste es Kid noch nicht, und als er davon erfuhr, war es für Rubi zu spät.

Damned, ein bitteres Wort war das. „Zu spät!“ Es hämmerte unentwegt in den Schläfen, verfolgte Kid bei Tag und Nacht, zerrte und riss an ihm wie Gift.

Immer wieder war es dieses Wort, das sein Leben bestimmte. Schon als Junge hatte er das „zu spät“ bis zur Neige auskosten müssen. Zu spät kamen die Männer, die die Ranch seiner Eltern schützen sollten. Sie kamen zu spät, um die Dornsporen-Bande zu vertreiben, der er mit seinen Colts zugesetzt hatte und deren Reihen er gelichtet hatte. Einen Namen hatte er sich gemerkt. Es war der Name des Mannes, der die tödlichen Schüsse auf seine Eltern abgegeben hatte: Rufe Wells! So lange Kid lebte, würde dieser Name nicht von ihm weichen, denn er hatte sich in ihm eingefressen wie ein Brandmal.

In allen Städten und auf allen Weiden hatte er nach Rufe Wells geforscht, vergeblich. Niemand kannte den Namen. Niemand! Man zuckte die Achseln, wandte sich ab, bemerkte, dass man den Namen wechseln könne, wie ein altes Hemd.

Trotz aller Misserfolge gab Kid nicht auf. Tief in seinem Innern wusste er, dass er Rufe Wells einmal gegenüberstehen würde, dass der Tag der Abrechnung kommen und die Entscheidung fallen würde.

By Gosh, er sehnte sich danach mit der verzehrenden Sehnsucht eines Mannes, der seine Ehre reinwaschen und nach den alten rauen Gesetzen der Prärie handeln wollte. Er wusste, dass nichts ihn davon abhalten konnte, denn für ihn galt nur der Bibelspruch der Alten: „Auge um Auge, Zahn um Zahn!“

Kid sagte die Worte laut vor sich hin, lachte heiser, abgehackt, grollend, tastete mit einer schnellen, gleitenden Bewegung nach seinen tief geschnallten Eisen und strich mit den Fingerspitzen über die schwarz-drohenden Kolben, die griffbereit nach außen ragten.

Fast dieselbe Bewegung hatte er damals in Dodge ausgeführt, nur mit dem Unterschied, dass sich damals seine Hände schlaff an die Schenkel legten, dass hungrige Augen alle seine Bewegungen schluckten.

Revolvergeier: Western Sheriff Sammelband 6 Romane

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