Читать книгу Revolvergeier: Western Sheriff Sammelband 6 Romane - Alfred Bekker - Страница 41

11.

Hay Stoard kam gerade mit seinen Packpferden über die Brücke. Er hatte sie aus dem Mietstall geholt und hielt nun die Pferde neben der hageren, abgehärmten Frau an, deren blasses Gesicht zuckte und deren große Augen zu den frisch aufgeworfenen Hügeln spähten, unter denen vier höllische Männer die letzte Ruhe fanden.

„Wir haben Gibson endgültig abgeschüttelt, wie?“

Kids Lachen brach ab. Mit einem langen Ast hatte er seinen Stetson aus dem Riedgras ans Ufer gezogen, dorthin war die Kopfbedeckung gefallen, als sein Brauner das Haltegeländer der Brücke zerfetzte und mit ihm in die Fluten sank.

„Sonny, kein Mensch kann Gibson abschütteln, selbst der Teufel würde das nicht fertigbringen. Wir werden ihn immer dann begegnen, wenn wir es nicht erwarten. Habe manchmal komische Ahnungen, die in Erfüllung gehen. Von nun ab achte auf jeden Gaul, achte vor allen Dingen auf den Herzbrand!“

„Ich will die Augen aufhalten, Kid, und wenn wir Gibson begegnen, dann überlasse ihn mir, ich habe ein Anrecht auf ihn! Vergiss das nicht!“

Yeah, so sprach Hay damals. Er fühlte sich wahrhaftig stark genug, um gegen den großen Gibson anzugehen und der Teufel mochte wissen ... es war keine Großmäuligkeit, keine Angabe.

„Ich schätze, dass du Chancen hast, ihn aus den Stiefeln fahren zu lassen. Du wirst unterwegs noch einiges lernen, Sonny. Du hast nun genügend Patronen und wirklich gute Waffen, du wirst lernen, damit umzugehen, und ich werde dein Lehrmeister sein!“

Aus dem Jungen würde ein guter Schütze. Er hatte die natürlichen Anlagen dazu, hatte eine recht schnelle Hand und ein sicheres Auge – und hatte nun Beutewaffen, die weit besser als sein langläufiger Colt waren.

Aber nicht nur Waffen, sondern auch Banditenpferde gehörten ihnen. Drei davon waren schlecht, unterm Durchschnitt. Doch das vierte Tier war ein prächtiger Rotschimmel-Wallach mit gleißendem Fell, feurigen Augen und starken Muskeln unter der Haut. Es hatte eine breite Brust, den Rumpf eines Schnellseglers, lange Beine und zierliche Fesseln. Der Kötenbehang fehlte völlig, und das war ein Zeichen dafür, dass der Rotschimmel allerbestes Blut in seinen Adern hatte. Pechschwarz waren seine Hufe, und lang wallte die Mähne und der Schweif herab.

Auf diesem Rotschimmel hatte er damals die Siedlung verlassen, und sie waren weiter getrailt, weiter nach Norden, immer nach Norden, quer durch Nebraska hindurch.

Graugrün wellte sich das Grasland. Vereinzelte Ranches tauchten auf. Pioniere eroberten das weite Reich, und je weiter sie nach Norden kamen, um so härter und raubeiniger waren die Reiter, die ihnen begegneten.

Hay bekam seine Lektionen. Er schoss auf bewegliche und feststehende Ziele, feuerte auf Sandsteine, die Kid durch die Luft warf und hielt seine Eisen auf Kaninchen, die rasch davon hoppelten. Er schoss den Vogel im Flug und traf Kids glimmende Zigarette.

Zwei Männer, die von einem Gedanken beseelt waren. Männer, die der harte Trail zusammengeschweißt und zu Freunden gemacht hatte, die hart zu sich selbst waren und wenig Rücksicht aufeinander nahmen.

Sie fragten nicht nach Gibson und seinen Raureitern. Wohin sie auch immer kamen, sie wurden gastfreundlich aufgenommen, und wenn sie weiter ritten, rief man ihnen ein „Cheerio Cowboys“ nach. Ja, Glück konnten sie brauchen auf diesem Ritt, recht viel Glück, denn sie stellten keiner Bande, keinen Desperados oder Rustlern nach. No, sie ritten der Hölle entgegen, denn der Mann, den sie suchten, trug eine Maske, ritt für das Gesetz, hinter dem er sich verkroch. Ja, das war die Hölle, und niemals würden sie Gibson dazu veranlassen, den Orden freiwillig abzulegen.

No, niemals, denn nur hinter dem Orden fühlte er sich sicher und unangreifbar, konnte ungestört seinen verwerflichen Trieben frönen, und mancher gute Mann musste ins Gras beißen.

Seltsam! Gibson ritt mit einem Mann der Dornsporen-Bande, ritt mit Rufe Wells, dem Mörder und Killer. Aber das wusste Kid damals noch nicht, auch nicht, dass er durch Gibson zum Geächteten würde, bald schon – sehr bald.