Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 25

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“ Wir sollten versuchen, die Höhlen zu erreichen”, meinte Jorian Kelly.

“ Welche Höhlen?”, fragte ich.

“ Hast du noch nie von den Höhlen gehört?”

“ Nein. Meinst du die Platin und Goldminen? Die liegen so weit entfernt, dass wir einen Monat brauchen, um dorthin zu gelangen.”

Die Arbeiter der Company erreichten diese Minen mit Hilfe eines Gleiters innerhalb einer Dreiviertelstunde. Aber für uns sah die Lage natürlich ganz anders aus. Ich fragte: “Meinst du, dass bei den Minen jemand überlebt hat?”

“ Wäre nicht ausgeschlossen”, sagte Jorian Kelly. “Aber ehrlich gesagt, meinte ich nicht die Minen, sondern richtige Höhlen. Das ist unter euren Leuten nicht so bekannt, weil ihr mit den Höhlen nichts anfangen könnt. Es gibt da kein Schweres Wasser, kein Deuterium. Aber wahrscheinlich war bislang auch noch niemand dort, um nachzusehen, ob es da nicht noch irgend etwas anderes geben könnte, was man plündern kann.”

“ Es soll hier tatsächlich Höhlen geben”, meinte Naomi. “Jedenfalls nach meinem planetaren Holo-Atlas, den ich zu Hause hatte.” Sie schwieg einige Augenblicke. Ihr Blick traf meinen. Sie war wieder an das erinnert worden, was sie verloren hatte. So würde es uns von nun an wohl noch lange gehen. Man erwähnte beiläufig irgendeine Kleinigkeit und war gleich mitten im Sumpf der Traurigkeit. Dagegen schien nicht einmal eine genetische Optimierung so richtig gut zu helfen. Vielleicht war das einfach unabänderlich menschlich. Etwas, von dem man sagen konnte: Da musst du durch. Aber sowas hätte ich in dem Augenblick nicht hören wollen und Naomi mit Sicherheit auch nicht. Als sie weitersprach, klang ihre Stimme belegt. “Meine Eltern dachten immer, dass das mein Interesse an der Geologie dieses Planeten wecken könnte”, sagte sie. “Naja, ich habe ein bisschen mit dem Programm herumgespielt... Es sind sehr tief Höhlen. Und es gibt Wasser dort.”

“ Ja, und eine konstante Temperatur von plus 12 Grad Celsius”, ergänzte Jorian Kelly.

“ Hast du auch einen Holo-Atlas?”, fragte ich.

“ Nein.”

“ Ich dachte.”

“ Sowas ist was für fantasielose Außenweltler, die sich das nicht vorstellen können.”

“ Ach so.”

“ Die Höhlen waren früher wichtig für unsere Leute.”

“ Sag nicht, dass ihr dort gelebt habt.”

“ Zeitweilig schon.”

“ Ich dachte, deine Vorfahren wären adaptionistische Weltraumpioniere gewesen - und keine Höhlenmenschen.”

“ Unsere Vorfahren haben unter sehr schwierigen Bedingungen ihr Leben hier auf Maldena 22b begonnen. Sie hatten nichts, was mit der heutigen Technik vergleichbar wäre. Und es kam immer wieder zu katastrophalen Zwischenfällen.”

“ Was für Zwischenfälle?”

“ Zum Beispiel ein koronarer Massenauswurf unseres Zentralgestirns vor fast 80 Jahren.”

“ Ich dachte, die dichte Atmosphäre und das Magnetfeld von Maldena schützt uns vor so etwas.”

“ Nicht vor einem Sonnensturm dieser Stärke. Dazu ist dieser Planet zu nahe an einer Sonne. Solche Ausbrüche kommen unregelmäßig vor. Wenn es soweit ist, dann braucht man einen sehr guten Strahlenschutz. Den hatten unsere Vorfahren nicht. Darum flüchteten sie in die Höhlen - für ein halbes Jahr.”

“ Ein halbes Jahr?”

Jorian Kelly nickte. “So lange dauerte diese Flare-Phase immer wiederkehrender Ausbrüche. Unsere Sonne hat während dieser Zeit ein Drittel an Helligkeit zugenommen und man konnte Polarlichter am Äquator sehen.”

Ich war perplex.

“ Davon wusste ich gar nichts.”

“ Ihr wisst vieles über diese Welt nicht, obwohl ihr hier lebt.”

“ Dann wird es irgendwann wieder so einen Ausbruch geben.”

“ Irgendwann—ja.”

Ich fragte mich, ob die Companies diesen Fall überhaupt in ihre Notfallplanungen einbezogen hatten. Eigentlich konnte ich mir nicht vorstellen, dass den Astronomen von Far Galaxy und den anderen Firmen, die Maldena 22b erschlossen hatten, diese naturwissenschaftlichen Fakten unbekannt waren. Oder kümmerten sich die Konzernvertreter einfach nicht darum? War es ihnen gleichgültig, dass diese Zeitbombe tickte? Ging es ihnen nur um die Maximierung ihrer Gewinne und nahmen sie dafür in Kauf, dass vielleicht die ganze Kolonie von einem solchen koronaren Masseausbruch getroffen wurde?

All das konnte man jetzt wohl kaum noch feststellen. Denn von der Kolonie war nichts geblieben. Far Galaxy City gab es auch nicht mehr. Und wenn die Qriid mit derselben Gründlichkeit auf dem Rest des Planeten gewütet hatten, dann waren selbst die Wetterstationen und die Stationen an den Minen vernichtet worden. Vielleicht hatten sich irgendwo ein paar Zwerge in die Höhlen retten können - so wie damals, vor achtzig Jahren, als die Strahlung des Zentralgestirns die ursprünglichen Siedler dieser Welt bedrohte.

Ich hatte von weit abgelegenen Zwergen-Siedlungen gehört, deren Bewohner vielleicht und mit viel Glück Zeit genug gehabt hatten, sich zu retten. Anders als die Bevölkerung von Far Galaxy City und dem Dorf, aus dem Jorian Kelly und Joey stammten.

Aber wir rechneten besser nicht damit. Und wir taten wohl auch gut daran, uns nicht auf Hilfe zu verlassen, die vielleicht von diesen wenigen Überlebenden kommen konnte.

Das war mindestens so unwahrscheinlich wie ein schnelles Eingreifen des Space Army Corps.

Alles in allem, war unsere Lage wirklich alles andere als rosig.

“ Vielleicht ist es keine schlechte Idee, so eine Höhle aufzusuchen”, meinte ich.

“ Gut. Dann sollten wir uns auf den Weg machen”, sagte Jorian Kelly.

“ Und du kennst den Weg?”

“ Ich denke, dass ich einen der Höhleneingänge finden kann. Aber es ist ein kleiner Marsch dort hin.”

Wenn ein Maldena-Zwerg von einem kleinen Marsch sprach, dann war es wirklich ein ziemlich anstrengendes Wegstück. Und wahrscheinlich weiter, als ich mir im Moment vorstellen wollte. Und davon abgesehen waren auf diesem zerklüfteten Kontinent schon ein paar Meilen unter Umständen eine sehr anstrengende, langwierige Reise - es sei denn, man konnte mit einem Antigrav-Aggregat herumfliegen und die Klippen, die einem lästig waren, einfach überfliegen. Aber genau das war im Moment ja nicht möglich.

“ Hauptsache wir sind nicht alle verhungert und verdurstet, bevor wir diese Höhle erreichen”, sagte Naomi.

Und natürlich sprach sie dabei vor allem von dem, was ihr bevorstand. Denn sie konnte Hunger und Durst am schlechtesten aushalten und würde als erste dadurch außer Gefecht gesetzt werden.

Das wusste sie natürlich.

“ Keine Sorge, so weit ist es nun auch wieder nicht”, meinte Jorian Kelly. “Ich war zuletzt dort, als ich noch sehr klein war. Zusammen mit meinem Großvater.”

“ Hatte der den koronaren Masseausbruch vor 80 Jahren noch erlebt?”, fragte Naomi.

Jorian Kelly nickte. “Ja, hatte er. Und er fand, ich sollte wissen, wohin man flüchten könnte, wenn es mal schlimm kommen sollte.”

“ Dabei dachte er wohl kaum an die Qriid, oder?”, meinte Naomi.

“ An die Qriid hat damals niemand gedacht.”

“ Nein, das stimmt.”

“ Unser Dorf lag früher woanders”, sagte jetzt Joey. “Es wurde verlegt - so zwanzig oder fünfundzwanzig Erdjahre vor unserer Geburt. Und seitdem dürfte der Weg zu den Höhlen etwas weiter sein.”

“ Wieso hat man es verlegt?”, fragte Naomi.

“ Das hatte mit euch zu tun.”

“ Mit uns?”

“ Natürlich nicht mit euch persönlich, sondern mit euren Leuten. Der Far Galaxy Konzern hat es angeordnet. Ich kann dir die Gründe dafür nicht sagen.”

“ Die Grund dafür war die Nähe zu Far Galaxy City”, sagte Jorian Kelly. “Man wollte in der Nähe der Stadt sein, weil sich unsere Leute daran gewöhnt hatten, dort zu arbeiten oder sich mit Dingen zu versorgen, die es bei uns nicht gab.”

In der Nähe der Stadt.

Diese Worte aus Jorian Kellys Mund echoten noch in meinem Kopf. Und wenn es nicht so traurig gewesen wäre, hätte ich darüber schmunzeln können. Die Stadt. Ja, so hatte man Far Galaxy City oft genannt. Und damals als das Zwergendorf verlegt worden war, war die Stadt ganz sicher nicht größer gewesen, als in der Zeit, die ich erlebt hatte. Ganz sicher nicht.

Ein Camp, aus dem mit der Zeit ein befestigtes Camp wurde und dessen Bewohner sich als Stadt bezeichneten. So konnte man es zusammenfassen.

Und jetzt?

Nichts. Nur eine Wüste des puren Grauens und die Asche von Leichen, verbrannt in einem grausamen Strahlenfeuer.

Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket

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