Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 30

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Bei unserer Mahlzeit gab es dann zwei Probleme. Das erste war, dass es nicht gerade appetitanregend wirkt, wenn man sterbende, japsende, zischende, röchelnde fliegende Fische dutzendweise in der Nähe sterben sieht. Wir konnten nicht alle essen. Aber wir gaben uns Mühe, alle zu erschlagen, die wir getroffen oder verletzt hatten.

Dann trugen wir unsere Beute zusammen, während der Schwarm über uns hinwegzog. Das Rascheln, das die Flugflossen dieser Tiere verursachten, war ohrenbetäubend. Außerdem hatten unsere Steinwürfe für ordentlich Chaos im Schwarm gesorgt. Und wie das bei Schwärmen so ist: Dieses Chaos breitete sich aus, verursachte Reaktionen bei immer mehr fliegenden Fischen und sorgte schließlich dafür, dass das ganze Gebilde seinen Kurs änderte.

Und dann wollten uns einige dieser Kreaturen auch noch die Beute streitig machen. Sie sahen aus wie Rochen, die man auf die Streckbank gelegt hatte und waren offenbar eine Aasfresser-Spezies, deren Angehörige darauf spezialisiert waren, kranke und sterbende Tiere zu erbeuten. In ihrer gewohnten Umgebung landeten sie irgendwann auf der Wasseroberfläche, wo sie länger umherschwammen, als dies unter Erdnorm der Fall gewesen wäre - der höheren Oberflächenspannung wegen.

Hier stürzten sie sich jetzt herab und versuchten sich das zu nehmen, was wir gerade mühsam erjagt hatten. Die beiden Zwerge versuchten die fliegenden Biester mit Fußtritten und Faustschlägen zu vertreiben. Außerdem schleuderten sie weitere Steine nach den Streckbank-Rochen. Einige davon lagen dann wenig später ebenfalls verendend auf dem Boden. Ob sie genießbar waren, würden wir sehen. Jedenfalls löste sich zumindest dieses Problem, nachdem der Schwarm abgezogen war - was angesichts seiner Größe fast zwei Stunden dauerte.

Ein anderes Problem mussten wir noch lösen.

Mit einem Multifunktionsmesser, wie es die meisten Zwerge ständig bei sich tragen, schnitt Joey einen der Kadaver auseinander. Er enthielt eine Menge Flüssigkeit in Form von Blut. “Wir haben alles was wir brauchen”, meinte das Zwergenmädchen. “Flüssigkeit und Nahrung. Und ich wette, dieses Fliegende-Fische-Blut ist so nahrhaft wie der beste Energie-Drink.”

“ Ja, wir werden aufpassen müssen, nicht zu fett zu werden”, meinte ich.

“ Wir werden aufpassen müssen, dass wir uns keine Krankheit holen”, meinte hingegen Naomi und machte uns damit auf einen Aspekt aufmerksam, an den wir anderen im Moment noch nicht gedacht hatten.

Joey, die ihre Beute wie einen Trinksack bereits an den Mund geführt hatte, ließ ihn wieder sinken.

“ Wir haben keine andere Wahl, würde ich sagen”, meinte Jorian Kelly. “Oder will hier jemand vielleicht Feuer machen, sodass wir alles braten und abkochen können?”

Feuermachen ist auf Maldena 22b wirklich leicht.

Das liegt am hohen Sauerstoffanteil in der Atmosphäre. Die Explosion des Qriid-Gleiters nach der fahrlässigen Benutzung der Schub-Düsen hatte uns allen das ja nochmal eindrücklich vor Augen geführt.

Und wenn es wärmer auf Maldena gewesen wäre und es auf den Kontinenten eine Vegetation gegeben hätte, dann hätte diese Vegetation vermutlich andauernd in Flammen gestanden. Jeder Blitzschlag - und die waren auf Maldena gar nicht so selten - hätte dann für einen Buschbrand apokalyptischen Ausmaßes gesorgt. Vielleicht war das mit ein Grund dafür, dass sich an Land das Leben nicht etabliert hatte. Auch und gerade kein pflanzliches Leben.

Um Feuer zu machen reichte es, sich zwei Steine zu suchen und sie gegeneinander zu schlagen. Die Funken, die dabei sprühten, waren völlig ausreichend.

Vorausgesetzt, man hatte auch etwas, was man verbrennen konnte.

Aber da es auf Maldenas Kontinenten keine Vegetation gab, gab es logischerweise auch nichts, was man in irgendeiner Weise mit Brennholz hätte vergleichen können.

Und ohne Brennholz (beziehungsweise ein ähnlich brennbares Äquivalent dazu) gab es eben auch kein Feuer.

“ Nehmen wir doch einfach einige der überzähligen Kadaver, die wir sowieso nicht alle essen können”, sagte Jorian Kelly.

Ich nickte. “Das könnte klappen.”

“ Und was machen wir dann mit dem Fischblut?”, fragte Joey. “Wir können es nicht abkochen, weil wir kein Gefäß dafür haben. Aber ohne Flüssigkeit werden wir noch schneller sterben als ohne feste Nahrung.”

“ Davon sind wir alle noch weit entfernt”, sagte ich.

“ Ja, das gilt für euch. Aber nicht für mich”, sagte Naomi.

“ Wir könnten es ja so machen, dass einer von uns eine Mahlzeit zu sich nimmt und dann sehen ja die anderen, ob es demjenigen bekommt.”

“ Und wenn nicht?”, fragte Naomi.

“ Wenn nicht, dann können die anderen demjenigen, der was zu sich genommen hat, wenigstens noch helfen.”

“ Klingt nicht gerade wie ein wirklich überzeugender Plan.”

Jorian Kelly zuckte mit den Schultern. “Verzeihung, aber bist du es nicht, die den größten Hunger und größten Durst hat?”

“ Abgesehen davon würde ein Feuer auch unnötig auf uns aufmerksam machen”, meinte ich.

“ Ach komm schon, die Qriid werden sich nicht darum kümmern, wenn irgendwo eine kleine Flamme am lodern ist”, glaubte Naomi. “Und davon abgesehen dürfte das auch gar nicht auffallen, denn die Qriid haben doch unsre Siedlungen in Schutt und Asche gelegt.”

“ Da dürfte allerdings kaum noch etwas brennen”, gab ich zu bedenken.

“ Wieso nicht?”

“ Wegen des hohen Sauerstoffanteils. Wenn hier etwas brennt, Naomi, dann geht das schnell und heftig.”

“ So wie bei dem Gleiter.”

“ Nicht immer ganz so heftig. Aber so ähnlich muss man sich das wohl vorstellen.”

“ Du hast hier noch keinen Brand erlebt, oder?”, mischte sich Joey ein.

“ Du denn?”, fragte Naomi das Zwergenmädchen.

“ Nein. Bei uns im Dorf waren immer alle extrem vorsichtig. Das kriegen wir mit der Muttermilch mit. Aber in Far Galaxy City hat es meines Wissens auch keine Vorfälle mehr gegeben. Das soll in der Anfangszeit auch schonmal anders gewesen sein.”

“ Was machen wir jetzt mit unserer Mahlzeit?”, fragte Jorian Kelly.

“ Wir essen und trinken, was wir erbeutet haben”, sagte ich. “Und den Rest tragen wir mit uns, als Vorrat. Sie viel wir schleppen können.”

“ Und das Feuer?”, fragte Jorian Kelly.

“ Sparen wir uns. Fliegende Fische sind zu kostbar, um sie als Brennstoff zu benutzen. Außerdem würde das Feuer kaum lange genug brennen, um ein richtig gut durchgebratenes Fischsteak zu kriegen. Himmel, wir haben alle diese Fischfasern schon auf dem Teller gehabt...”

“ ...aber desinfiziert, aufbereitet und mit Geschmacksverstärkern”, gab Naomi zu bedenken.

“ Wenn uns übel wird, dann haben wir eben Pech gehabt”, sagte ich. “Wenn wir nichts riskieren, werden wir unseren Überlebenskampf nicht gewinnen.”

“ Dann guten Appetit”, meinte Naomi.

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