Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 31

Оглавление

23


Die anderen sahen ein, dass wir keine andere Wahl hatten. Wir konnten anschließend nur noch auf die Qualität unserer Immunabwehr vertrauen. Bei mir war die optimal. Gehörte zu dem Soldier-Gen-Programm. Ob die Adaptionisten daran gedacht hatten, als sie ihre Zwergenrasse schufen, weiß ich nicht. Aber es würde nicht lange dauern, bis wir das erfuhren. Und Naomi war halt auf ihre ganz gewöhnliche Normalmenschenausstattung in dieser Hinsicht angewiesen. Aber etwas Durchfall und Erbrechen war vielleicht immer noch angenehmer, als der Tod durch verhungern oder Verdursten.

Das Blut der fliegenden Fische hatte einen leicht bitteren Geschmack.

Möglicherweise war das bereits ein Hinweis darauf, dass diese Geschöpfe selbst Abwehrstrategien gegen Infektionen und Keime entwickelt hatten.

Das ‘Fleisch’ dieser Geschöpfe schmeckte sehr unterschiedlich. Es war je nach Spezies sehr verschieden, was die Beschaffenheit und Konsistenz anging. Aber immerhin war nichts dabei, was man nicht kauen konnte. Kein Grätenskelett oder dergleichen. Die Tiere hielten ihre äußere Struktur offenbar durch eine sehr starke Muskulatur aufrecht.

Anschließend versorgten wir uns mit Vorräten. Alles konnten wir nicht mitnehmen. Nur so viel, wie wir an der Kleidung oder an den Halterungen des Antigrav-Paks befestigen konnten.

Schließlich brauchten wir die Hände zum Klettern.

Dann zogen wir weiter.

Die Nacht verbrachten wir auf einem Felsvorsprung. Ich hatte mittlerweile das Gefühl, dass Jorian Kelly doch nicht so genau wusste, wo der Eingang zu den Höhlen lag, zu dem er uns eigentlich führen wollte. Ja, schlimmer noch. Ich hatte den Verdacht, dass wir ein Stück im Kreis gelaufen waren.

Meine Fähigkeit, mir Strukturen von Landschaften und Umgebungen zu merken, ist ziemlich gut ausgeprägt. Und auch wenn wir uns in einer öden, eintönigen Felswüste befanden, gewöhnte ich mich immer besser daran, auch hier anhand von Kleinigkeiten Muster zu erkennen. Und ich war mir inzwischen eigentlich ziemlich sicher.

Gewissheit hatte ich am Morgen, als ich zum ersten Mal so nahe an den Rand des Felsplateaus, auf dem wir lagerten, herantrat, dass ich sehen konnte, was sich in der Tiefe befand. Ich entdeckte etwas, was ich für einen der Spezialanzüge hielt, mit dem die Qriid-Kämpfer aus dem Gleiter gesprungen waren. Es musste sich um einen diese Qriid-Soldaten handeln, die von der Explosion erfasst worden waren. Der Anzug wirkte aus der Ferne relativ unbeschädigt, wenn auch deutlich angerußt. Ich nahm an, dass der Qriid-Soldat nicht durch die Flammenhölle der Explosion gestorben war, sondern durch den Aufprall auf den Felsen. Die Druckwelle zusammen mit der hohen Fallgeschwindigkeit mussten dafür gesorgt haben, dass er mit unwahrscheinlicher Wucht aufgeschlagen war. Möglicherweise war auch sein Antigrav-Aggregat durch die Explosion ausgefallen.

Egal, da war ein toter Qriid.

Und möglicherweise waren Teile seiner Ausrüstung noch zu gebrauchen.

"Heh, was starrst du da in die Tiefe?", rief mir Naomi zu. "Wird dir da nicht schwindelig? "

"Ich bin zu hundert Prozent schwindelfrei", sagte ich.

Sie kam näher, aber nicht nahe genug, um auch hinuntersehen zu können. Und das aus gutem Grund. Die meisten Normalmenschen können den Anblick eines klaffenden, tiefen Abgrunds schlecht ertragen. Bei mir war dieser Makel wegoptimiert worden.

"Wartet hier auf mich, ich muss mir etwas ansehen", sagte ich. "Da unten liegt ein Qriid und vielleicht kann er uns auf seine Weise helfen."

Ich machte mich an den Abstieg. Weder Jorian Kelly noch Joey hatten Lust, mich zu begleiten. Ich glaube, Jorian Kelly war ziemlich sauer, weil er in diesem Augenblick hatte erkennen müssen, dass er uns tatsächlich im Kreis geführt hatte.

Vielleicht hatte er den Weg zu den Höhlen einfach nicht mehr richtig in Erinnerung.

Und was den in der Explosionshölle des Gleiters förmlich gebratenen Qriid anging, so glaubten die anderen auch nicht wirklich daran, dass etwas von seiner Ausrüstung für uns von nutzen sein konnte. Eher im Gegenteil. "Die werden ihn suchen", hatte ich Jorian Kellys Worte noch im Ohr, als ich schon die Hälfte des Abstiegs hinter mit hatte. "Die werden ihn suchen und wahrscheinlich hat er in sein Ausrüstung einen Peilsender, der dafür sorgt, dass hier bald einer der Gleiter auftaucht."

Ja, diese Gefahr bestand. Das musste ich zugeben.

Und es bestand sogar die Gefahr, dass jedes Ausrüstungsteil mit einem Peilsender versehen war und dieser Peilsender es unseren Feinden dann sehr leicht machen wurde, uns auch noch aufzuspüren und zu vernichten.

Ich gebe zu, es sprachen ebenso viele Gründe dafür, wie dagegen sprachen, um die Mühe dieses Abstiegs auf sich zu nehmen.

Letztlich war es wohl einfach die Neugier, die mich trieb. Ich wollte diesen Qriid sehen. Ich wollte in sein Schnabelgesicht sehen. Er und seinesgleichen hatten alles ausgelöscht, was mir bis dahin etwas bedeutet hatte. Und ich hatte das Gefühl, ein Recht darauf zu haben, meinem toten Feind in die Augen zu sehen.

Die Stunden gingen dahin. Meine Nahrungsmittelvorräte hatte ich bei den anderen gelassen. Das Antigrav-Pak setzte ich nur sparsam ein. Wenn es gar nicht anders ging, weil ich dessen Energiezellen möglichst schonen wollte. Schließlich wussten wir ja nicht, ob und wenn ja wann wir in dieser Hinsicht mit Ersatz rechnen konnten.

Schließlich hatte ich den toten Qriid erreicht. Die Sichtscheibe seines Helms war so angerußt, dass man nicht hindurchsehen konnte. Ich wischte den Ruß mit der Hand weg.

Der Anzug war relativ unbeschädigt, aber der Qriid in seinem Inneren war offensichtlich doch lebendig geröstet worden und nicht erst beim Aufschlag gestorben, wie ich vermutet hatte. Das Vogelgesicht, das unter dem Ruß zum Vorschein kam, war ein Anblick des Grauens. Das Fleisch hatte sich vom Skelett gelöst und war zum Teil zu Asche verbrannt. Nur der Schnabel, für den der Helm eigens eine entsprechende Ausbuchtung hatte, war relativ unbeschädigt.

Insgeheim hatte ich gehofft, dass vielleicht sogar der ganze Anzug noch zu verwenden war. Ein Kampfanzug mit Servo-Kraftverstärkung und Antigrav-Pak - das wäre in unserer Situation sicher nicht schlecht gewesen. Abgesehen davon, dass es vielleicht ein paar Unbequemlichkeiten im Umgang damit gab, denn es gab ja nunmal ein paar doch nicht ganz unbedeutende physische Unterschiede zwischen Qriid und Menschen. Und zwar jeder nur erdenklichen Art von Menschen, um das mal gleich klarzustellen. Es gab einige verkohlte Stellen an der Außenhaut. Weltraumtauglich war der Anzug so jedenfalls nicht mehr. Das Flammeninferno hatte den Stoff zwischen den Panzerplatten porös werden lassen. Es gab Risse. Und außerdem schien die Energieversorgung des Anzugs komplett ausgefallen zu sein. Das galt leider auch für das Antigrav-Pak. Ich kannte mich zwar überhaupt nicht mit qriidischer Technik aus, aber das war auch nicht notwendig. Das Antigrav-Pak dieses Außerirdischen war seinem auf den Humanen Welten gebräuchlichen Pendant so ähnlich, dass ich mir die einzelnen Funktionen und Bedienelemente leicht erschließen konnte.

Für die Marineinfanteristen der Qriid (oder wie immer man bei denen auch so eine Truppe nennen mochte) hatte dieser Anzug jetzt zweifellos nur noch einen Schrottwert. Mehr nicht.

Aber wir konnten ihn vielleicht noch gebrauchen.

Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket

Подняться наверх