Читать книгу Der Beginn einer kosmischen Saga: Chronik der Sternenkrieger - Der Einstiegsband: 1200 Seiten Romanpaket - Alfred Bekker - Страница 27
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Als wir auf einer Felsenkanzel mit guter Aussicht eine Pause einlegten, sagte Joey: “Hört ihr das eigentlich auch alle?”
“ Was meinst du?”, fragte Naomi.
“ Dich meinte ich nicht.”
“ Wieso nicht?”
“ Deine Ohren sind nicht zu gebrauchen. Du kannst das nicht hören.” Sie deutete auf mich. “Du vielleicht schon.”
Zu meiner genetischen Optimierung gehörten verbesserte Sinne, so viel war klar und soviel wusste auch Joey darüber. Ich hatte mich den Zwergen gegenüber zu diesem Thema immer sehr bedeckt gehalten. Schließlich war ich keineswegs darauf aus, den Übermenschen hervorkehren zu wollen. Und insbesondere die Maldena-Zwerge können da sehr empfindlich werden. Dabei spielt es dann auch keine Rolle, dass sie selbst ja gewissermaßen auch ein Produkt eines genetischen Optimierungsprogramms sind, auch wenn das bei ihnen mit einem anderen Ziel durchgeführt wurde als bei mir. Aber lassen wir das. Das ist ein unerschöpfliches Thema. Ein weites Asteroidenfeld sozusagen. Wenn ich damit anfange, dann komme ich nicht mehr zu den wesentlichen Dingen, die ich erzählen will und die es verdient haben, dass sich jemand an sie erinnert. Auch dann, wenn ich oder irgend jemand anderes, der dies miterlebt hat, schon längst nicht mehr am Leben bin. Ewiges Leben gehört leider nicht zu den Verbesserungen, die man bei mir durchgeführt hat. Und ich schätze, es wird noch ein bisschen dauern, bis man da so etwas wie einen Zustand der Unsterblichkeit erreichen könnte.
Dann, so kann man sagen, gibt es keinen Unterschied mehr zwischen Menschen und dem, was sie sich früher unter ihren Göttern vorstellten. Allmächtig und unsterblich, das ist schon fast ein bisschen viel auf einmal. Nett wäre es aber trotzdem, finde ich.
Mir waren die Geräusche auch schon aufgefallen, die aus der Richtung des Ozeans kamen.
Wie soll ich mich da ausdrücken? Manche davon waren in einem sehr exotischen Frequenzbereich, der nur zum Teil von meinem Gehör noch abgedeckt wurde.
Mit den Bewohnern des Ozeans von Maldena 22b hatte ich mich nie sehr beschäftigt - außer, dass ich die eine oder andere lebende Spezies, die in dem wahrscheinlich mehr als 15000 Kilometer tiefen Ozean von Maldena schonmal auf dem Teller und gut durchgebraten genossen hatte. Aus manchen wurden auch Nahrungskonzentrate oder Rohmasse für Syntho-Steaks oder dergleichen gemacht.
Aber mir war klar, dass es da draußen auf dem Ozean etwas gab, was man zusammenfassend als fliegende Fische bezeichnen könnte. Auf der Erde und vielen anderen erdähnlichen Planeten ist das Leben aus dem Meer irgendwann ans Land gekrochen, um es als Lebensraum zu erobern, um sich danach in die Lüfte zu erheben. Auf Maldena ist der evolutionäre Zwischenschritt des Lebens an Land irgendwie ausgefallen. Es gibt keine hier beheimatete Spezies, die an Land lebt. Dafür aber um so mehr, die sich gleich aus dem Wasser in die Lüfte erhoben haben, sei es, um ihren Jägern auszuweichen oder um selbst besser jagen zu können.
Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass das Fliegen auf Welten mit hoher Gravitation schwieriger sei als auf solchen mit niedriger Schwerkraft.
Das Gegenteil ist häufig der Fall.
Hohe Gravitation bedeutet im allgemeinen eine dichtere Atmosphäre mit einem hohen atmosphärischen Druck. Und ein hoher Luftdruck erleichterte das Gleiten mit Hilfe von Flügeln. Der Unterschied zwischen schwimmen und fliegen ist dann gar nicht so groß. Man braucht zwar auf Grund der hohen Schwerkraft etwas mehr Kraft, um sich in die Luft zu erheben, als unter Erdnorm - aber viel weniger Kraft, um sich in der Luft zu halten. Und darauf kommt es an. Abertausende von Kilometern lassen sich auf diese Weise mit sehr geringem Energieaufwand bewältigen.
Unzählige Spezies hatten auf Maldena die Lüfte erobert. Aber nur die Lüfte über den Ozeanen. Keinem dieser Geschöpfe wäre es eingefallen, unter normalen Umständen über einen der Kontinente zu fliegen, denn das waren für sie nur nahrungsmittelfreie Wüsten.
Ein Flug über Land war daher nicht empfehlenswert für sie.
Aber jetzt hatte sich das geändert.
Denn jetzt waren sie auf der Flucht, und da zählten andere Gesetze als sonst.
"Die Landegleiter der Qriid müssen die fliegenden Fische aufgescheucht haben", meinte Joey.
"Ja, und jetzt fliegen sie genau auf uns zu", stellte Jorian Kelly fest.
"Wir sollten sehen, dass wir ein paar von diesen fliegenden Steaks einfangen und gut braten", meinte ich. "Wer weiß schon, wann wir an dem nächsten planetaren Schnellrestaurant vorbeikommen."
"Ich fürchte, sowas gibt es leider auf dem ganzen Planeten nicht mehr", sagte Naomi.
"Ich weiß", murmelte ich. "Verdammt, ich weiß das." Und eigentlich wollte ich nicht andauernd daran erinnert werden. Aber, das war wohl nicht zu vermeiden.