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"Hey, LaRue!"

Eric fuhr von seiner Pritsche auf und sah durch die Gitterstäbe den Schatten einer massigen Gestalt. Er blinzelte und blickte dann in die aufgedunsenen Züge von McBride.

"Was gibt's?", fragte Eric.

Besuch konnte es nicht sein, nicht um diese Zeit. Also musste McBrides Auftauchen irgendetwas Unangenehmes bedeuten.

"Komm her, LaRue!"

Eric kam etwas näher. McBride grinste über das breite Gesicht. Seine Züge waren eine einzige Drohung. Irgendwie war Eric froh, dass das massive Stahlgitter zwischen ihnen beiden war. Aber McBride hatte den Schlüssel. Und er konnte diese Barriere jederzeit öffnen. Jederzeit.

"Ich habe gehört, dass dein Bruder versucht, den Fall noch einmal aufzurollen..."

"Ich habe keine Lust, mit Ihnen darüber zu reden, McBride!"

"Sir für dich, LaRue! Kapiert?"

Eric atmete tief durch. Innerlich kochte er. Aber er wusste, dass es keinen Sinn hatte, sich mit McBride anzulegen.

"Sir!", presste er also über Lippen.

McBride lachte hässlich.

"Schon besser!"

Die ganze Zeit über stand nur eine Frage zwischen ihnen. Eric überlegte sich, welche Gemeinheit sich McBride diesmal hatte einfallen lassen. Der Dicke war ein Sadist. Entweder der Job hatte ihn dazu gemacht, oder er war schon immer so gewesen und er arbeitete deshalb hier. Für Eric lief es auf dasselbe hinaus.

"Ich bin sicher, dass dein Bruder dir nur falsche Hoffnungen macht!", meinte McBride. "Du solltest dich auf den Tod vorbereiten - so oder so."

"Wir werden sehen!"

"Komm näher!"

Eric kam bis an die Gitterstäbe heran und McBride beugte sich zu ihm. "Was gibt's noch?"

McBride flüsterte jetzt, als er fortfuhr. "Du solltest eines wissen, LaRue! Selbst, wenn es dir gelingt hier herauszukommen, heißt das nicht, dass du der Gerechtigkeit entgehst!"

"Ach, nein?"

"Du wirst schon sehen, was ich meine, wenn es soweit kommen sollte!", knurrte McBride.

"Warten Sie dann etwa mit Ihrem Polizeirevolver vor den Gefängnistoren auf mich?"

McBride verzog das Gesicht. "Es wird sich schon jemand finden! Glaub mir, LaRue! Du hast keine Chance. So oder so!" Und dann schnüffelte McBride plötzlich. Seine Nasenflügel bebten seltsam, als er die Luft einsog. "Du stinkst nach Marihuana!", behauptete er. Und jetzt sprach er plötzlich viel lauter, so dass es selbst die Wache, die oben von der Brüstung in den Innenhof hinabblickte, es noch mitbekam.

"Das ist doch Unsinn", erwiderte Eric schwach. "Ich habe das Zeug noch nie genommen!"

"Es ist immer irgendwann das erste Mal!"

"Das ist doch nur wieder irgendeine Schikane!"

"Tritt zurück, LaRue! Bis zur Wand!"

McBride hatte den Revolver aus dem Holster gezogen. Die kurze Mündung des 38er Special zeigte direkt auf LaRues Bauch. McBride war es anzusehen, dass er am liebsten abgedrückt hätte. Eric gehorchte indessen, während McBride die Zelle öffnete und eintrat.

"Wenn du dich rührst, bist du tot, LaRue!", knurrte McBride. Er brauchte es Eric nicht zu sagen. Der Gefangene wusste das nur zu gut. Und er wusste auch, dass McBride nur darauf wartete, den Revolverabzug legal betätigen zu können. Aber dazu gab Eric seinem Gegenüber keine Gelegenheit. McBride sah sich in der Zelle um. Aber nicht besonders gründlich. Wenn er wirklich Marihuana gesucht hätte, wäre er anders vorgegangen. Eric war schon lange genug hinter Gittern, um das oft genug miterlebt zu haben.

Dann ging McBride hinaus, steckte den Schlüssel ins Schloss und zog schließlich mit einem zynischen Grinsen auf den Lippen ab.

Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis Eric merkte, was hier wirklich gespielt worden war. Er stand an der Zellentür, blickte hinaus und fühlte sich wie ein Affe im Käfig. Oben sah er die Wache patrouillieren. Als er die Gitterstäbe umfasste, um sich aufzustützen, merkte er, dass die Tür sich bewegte. Sie war nicht abgeschlossen.

Eric fühlte seinen Puls bis zum Hals schlagen. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, dass das nichts als eine Falle war.

Er hat es absichtlich getan!, durchfuhr es Eric. McBride hatte nur so getan, als würde er die Zellentür abschließen. Einen Augenblick lang schwankte Eric. Vielleicht war diese minimale Chance besser, als sich später wie ein Stück Schlachtvieh abführen zu lassen. Die Wiederaufnahme seines Verfahrens war noch nicht durch. Und vielleicht würde es sie auch nie geben...

Eric rang mit sich.

Auf einmal schien es ihm so leicht zu sein. Aber dann siegte doch die Vernunft. Er wich vor der Gittertür zurück und verkroch sich in der hintersten Ecke seiner Zelle. Er wusste, dass er keine Chance hatte. Jedenfalls nicht so.

Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021

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