Читать книгу Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021 - Alfred Bekker - Страница 43

Die Luft war zum Schneiden. Bount Reiniger trug allerdings mit seinen Pall Mall auch dazu bei. Er drückte die letzte im Aschenbecher aus und nahm einen Schluck Whisky. Der Geschmack war nicht ganz so, wie er es bei dieser Marke normalerweise gewohnt war. Aber der Keeper in dieser karibischen Hafenkneipe sah auch nicht aus wie einer, der Originalimporte führte. Bount lächelte. Es ging ihn nichts an, ob der Mann Schnaps panschte. Er befand sich in einem wohlverdienten Urlaub - weit weg von New York und seinen Gangstern.

Links von ihm saß Larry Kent, der lauthals über einen Witz lachte, den sein Nachbar auf der anderen Seite erzählt hatte. Ron Wilson, ein sympathischer Junge aus New York, der als Taucher ein Ass war.

Kent war ein guter Bekannter von Bount. Er hatte ziemlich viel Geld und außerdem Spaß daran, es auszugeben. Die meiste Zeit des Jahres hielt er sich in Miami auf.

Dort lag sein Schiff, und als sie sich vor einer Woche in New York getroffen hatten, hatte er Bount eingeladen, auf einen Trip in die Karibik mitzukommen. Sie wollten fischen, tauchen und sich amüsieren.

Bount musste zugeben, dass diese Absicht bis jetzt gelungen war. Larry Kent war ein großartiger Gastgeber, und mit den anderen an Bord bildeten sie ein gutes Team. Die Crew war hervorragend ausgebildet und hatte Spaß an ihrem Job. Fünf Mann, dazu ein Koch und ein Steward, der gleichzeitig Mädchen für alles war.

Heute Abend saßen sie nur zu dritt hier. Die beiden Mädchen waren an Bord geblieben. Rita Wilson, Rons Schwester, die fast ebenso gut tauchte wie ihr Bruder, und Jane Morris, die gutaussehende Freundin von Larry Kent.

Wilson drehte seinen Kopf zu Bount. „Ich denke, es wird Zeit, dass wir aufbrechen. Larry will morgen früh auslaufen.“

Kent nickte. „Morgen wollen wir Jagd auf Marlins machen. Wer von euch hat schon mal einen gefangen?“

Es kam nicht zu einer Antwort, da ein kleiner Tumult an der Bar ihre Aufmerksamkeit erregte.

Ein Fischer schien Streit mit dem Barkeeper zu haben. Sie saßen dicht neben der Bar und verstanden jedes Wort. Bount Reinigers Spanischkenntnisse waren nur dürftig, aber Larry und Ron übersetzten rasch für ihn.

„Was soll das, Alfredo?“, brüllte der Keeper, ein finster aussehender Typ mit kräftigen Muskeln. „Du bezahlst hier mit Pesos oder du verschwindest!“

„Sieh dir die Münze doch erst genauer an!“, zeterte der Angesprochene. „Dafür kann ich deine ganze verdammte Kneipe kaufen. Aber ich habe heute meinen großzügigen Tag. Schenk mir noch einen ein, und die Sache ist vergessen. Wenn du nicht weißt, was das ist, frag doch deine Bank!“

Der Keeper betrachtete die Münze, die Alfredo ihm gereicht hatte, jetzt aufmerksamer. Seine Gesichtsmuskeln begannen zu arbeiten. „Willst du behaupten, dass dies echtes Gold ist?“, fragte er.

Alfredo nickte heftig. „Aber sicher. Und dort, wo sie herstammt, gibt es noch viel mehr davon.“ Seine Stimme war vom vielen Tequila bereits schwer geworden, und er schwankte leicht auf den Beinen. Normalerweise leistete er sich nur einmal im Monat einen Besuch in der Kneipe. Das Fischen warf nicht viel ab.

„Woher hat ein armer Fischer eine Goldmünze?“, raunte Larry Kent seinen Freunden zu. „Ich seh mir das Ding mal an.“

Er schob seinen Stuhl zurück und stellte sich neben den Fischer. „Darf ich mal sehen?“, fragte er. „Ich verstehe ein bisschen von diesen Dingen.“

Der Keeper starrte ihn misstrauisch an, und es dauerte ein paar Sekunden, ehe er sich dazu durchrang, dem Fremden die Münze in die Hand zu drücken, aber er ließ ihn danach keine Sekunde aus den Augen.

Kent betrachtete die schimmernde Münze von allen Seiten, bis er nachdenklich nickte und sie dem Keeper zurückgab. „Es ist tatsächlich eine Goldmünze“, sagte er. „Sie ist viel mehr wert als ihr Metallgehalt. Es ist eine alte spanische Münze. Ein Sammler wird Ihnen eine Menge dafür bieten. Sie können Alfredo ruhig noch ein paar Drinks spendieren.“

Der Keeper griff hastig nach der Münze, als könne sie ihm noch weggenommen werden. „Sie verstehen eine Menge davon, nehme ich an. Ich verlasse mich auf Ihr Wort, Se ñor.“

Kent nickte und ging zu seinem Tisch zurück. „Dieser Fischer hat tatsächlich mit einer spanischen Golddublone bezahlt“, sagte er. „Wahrscheinlich stammt die Münze aus einem gesunkenen spanischen Schiff. Die Dublone zeigt Spuren eines längeren Aufenthaltes im Wasser. Ich kenne mich da ein bisschen aus. Ihr wisst ja, dass ich schon oft genug versucht habe, nach spanischen Schatzschiffen zu tauchen.“ Er lächelte bitter. „Allerdings habe ich noch nie Glück gehabt.“

In Wilsons Augen begann das Jagdfieber zu schimmern. „Meinst du tatsächlich, hier liegt ein spanisches Schiff und wartet darauf, dass wir es heben?“

Kent zuckte die Schultern. „Dutzende von schwerbeladenen Schiffen sind seinerzeit gesunken. Es gab Jahre, da ging die gesamte Flotte unter. Diese Münze hier stammt aus der Zeit Philipps II. Abgesehen von den Oxydationsspuren ist die Münze nicht im Gebrauch gewesen. Sie wurde mit ziemlicher Sicherheit in Südamerika geprägt. Die Spanier haben damals die Eingeborenen bis aufs Blut ausgeplündert und in den Bergwerken schuften lassen. Es wäre nicht das erste Mal, dass man ein Schiff aus jener Zeit findet.“

„Ich weiß nur, dass es sich dabei immer um ein teures Vergnügen handelt“, wandte Bount Reiniger ein, dessen detektivischer Sinn sich wieder bemerkbar machte. „Selbst wenn diese Münze aus einer spanischen Silberladung stammt, ist es noch lange nicht gesagt, dass das Schiff ausgerechnet hier untergegangen ist.“

Kent blickte zu dem Fischer hinüber, der sein Glas Tequila leerte. „Er hat gesagt, dass es noch mehr davon gibt. Wir müssten ihn fragen, woher die Münze stammt. Vielleicht ist ein Zufall im Spiel, vielleicht aber auch nicht. Wir können es nur herausfinden, wenn wir uns darum kümmern. Seid ihr dabei?“

„Wenn du mir versprichst, den Fischer nicht übers Ohr zu hauen, bin ich dabei“, sagte Bount. „Es ist ein Abenteuer, das aus dem Rahmen fällt. Schatzsuche ist etwas Neues für mich.“

Ron Wilson nickte heftig. „Da dieser Job mit Tauchen verbunden ist, bin ich natürlich dabei. Bis jetzt hatten wir nur Gerüchte, denen wir nachgegangen sind. Noch nie hatten wir eine so deutliche Spur wie eine echte Golddublone. Der müssen wir einfach nachgehen. Der Fischer muss uns sagen, woher die Münze stammt. Den Rest erledigen wir schon.“

Kent lächelte. „So einfach ist es nie. Aber wir werden auch eine Menge Begeisterung brauchen.“

Sie hoben ihre Gläser und prosteten sich zu.