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Alfredo Villalonga fischte meistens allein. Er mochte die Nächte in der Karibik. Hier war er geboren, und hier verdiente er seinen Lebensunterhalt - so wie es sein Vater und sein Großvater getan hatten.

Alfredo starrte nach oben. Das Segel hing schlaff am Mast. Nun, er hatte einen Hilfsmotor. Das hatte sein Vater noch nicht gehabt!

Er legte das Ruder um einen Strich herum. Die Küstenlinie schwang in weitem Bogen zurück, und er wollte immer in der gleichen Entfernung bleiben. Hinter dem Boot tanzten die kleinen Glasbälle des Netzes. Es war ein einfaches Schleppnetz, mit dem er die flachen Strände hinter den Riffs abfischte.

Alfredo seufzte. Die letzten Nächte waren nicht besonders erfolgreich gewesen. Um zu überleben, musste er häufiger hinausfahren. Dabei sanken die Preise auf den Märkten. Instinktiv wusste er, dass auch seine Zeit bald vorbei war. Die Konkurrenz war groß, und die Organisationen, die ein Schiff nach dem anderen aufkauften, würden bald keinen Platz mehr für einen einzelnen Fischer lassen. Doch was sollte er tun? Er hatte nichts anderes gelernt.

Er belegte das Ruder mit einem Tau und stand auf, um das Netz einzuholen. Er spürte bereits am Druck, ob der Fang sich gelohnt hatte. Das Netz war leicht!

Mühelos hievte er es über Bord und besah sich die zappelnde Beute. Das schwankende Windlicht ließ nur die Konturen erkennen. Immerhin, ein paar größere Fische befanden sich darunter.

Er schwang den leichten Ladebaum über Deck und öffnete das Netz. Die Fische und was sonst noch darin war, fielen in die Aussparung an Deck. Ein dumpfer Schlag erweckte seine Aufmerksamkeit. Das klang ganz und gar nicht nach einem Fisch oder einem anderen Lebewesen.

Er schwenkte die Lampe herum und richtete den Lichtstrahl auf das silbrige Durcheinander. Mitten darin lag ein kantiger Gegenstand, der gewiss nicht zu den Fischen gehörte.

Alfredo beugte sich hinunter und betrachtete den Gegenstand näher. Er schüttelte erstaunt den Kopf. Es hatte Ähnlichkeit mit einer Kassette. Sie musste jedoch schon lange im Wasser gelegen haben, denn sie war über und über mit Muscheln verkrustet. Das ursprüngliche Material, aus dem sie gemacht war, konnte er nicht erkennen.

Er griff nach ihr. Das Ding war schwerer, als er dachte. Mit beiden Händen holte er den Gegenstand schließlich aus dem Gewimmel der kleinen und großen Fische.

Der Fang war vergessen. Er schleppte die Kassette in seine winzige Deckskajüte und stellte sie auf den Tisch, nachdem er alles, was darauf lag, mit einer Handbewegung heruntergewischt hatte. Es gab einen satten Klang, als er die Kassette auf den Tisch wuchtete.

Sie glänzte noch vor Nässe. Unter dem Muschelbelag erkannte er Reste von Metallbeschlägen, und an der Vorderseite befand sich ein beeindruckendes Schloss. Alfredo versuchte, den Deckel zu öffnen, aber da rührte sich nichts. Er hatte keine Vorstellungen, wie lange dieses Ding bereits auf dem Grund des Meeres gelegen hatte und durch welchen geheimnisvollen Zufall es in sein Netz gelangt war. Aber er hatte den Eindruck, als sei dies das Zeichen einer höheren Macht, als seien damit alle seine Sorgen behoben.

Er kramte nach Werkzeug und machte sich daran, die Kassette vom Bewuchs zu befreien. Es war eine mühselige Arbeit, aber endlich waren die Muscheln heruntergeschlagen. Jetzt sah er, dass die Kassette wirklich schon sehr alt sein musste. Sie maß etwa vierzig Zentimeter im Quadrat und war zwanzig Zentimeter hoch. Sie bestand aus Holz, das inzwischen hart wie Stein geworden war. Die ehemaligen Metallbeschläge waren völlig verrostet und hatten sich zum größten Teil gelöst.

Er klemmte einen Meißel zwischen Deckel und Schloss und hebelte vorsichtig daran. Es knirschte, aber es rührte sich nichts. Alfredo verstärkte seine Anstrengungen, und mit einem plötzlichen Ruck löste sich der Deckel und sprang auf. Die Scharniere waren verbogen.

Der Anblick des Inhalts war enttäuschend. Eine schwärzliche, undefinierbare Masse, die irgendwie zusammengebacken war.

Er setzte den Meißel in der Mitte an und schlug kräftig mit dem Hammer darauf. Die Masse brach in mehrere Stücke auseinander. Alfredo stieß einen überraschten Laut aus.

Sein Meißel steckte in einem Haufen Goldmünzen! Nur die äußeren waren kaum zu erkennen. Weiter zur Mitte hin schimmerten die Münzen, als seien sie erst kürzlich geprägt worden. Er löste eine Münze heraus und drehte sie zwischen den Fingern.

Alfredo schluckte. So eine Münze hatte er noch nie gesehen, aber er wusste, dass es Gold war. Und er ahnte auch, woher diese Münze stammte. Besser gesagt: von wann sie war!

Alfredo kannte, wie alle anderen auf den Inseln, die alten Geschichten von den spanischen Gold und Silberschiffen. Manche Legende sprach von den Schätzen, die untergegangen waren. Von Schiffen, die in gewaltigen Stürmen zerschellt und mit Mann und Maus versunken waren. Und mit dem Silber, das die Spanier aus den Ländern Südamerikas herauspressten. Der Hunger der Spanier nach den edlen Metallen war unersättlich, und jedes Jahr fuhr die spanische Silberflotte über den Atlantik. Dutzende von Schatzschiffen unter dem Geleit schwer bewaffneter Kriegsschiffe gegen die Angriffe räuberischer Piraten.

Alfredo löste noch ein paar Münzen aus dem Haufen und säuberte sie so gut er konnte. Dann ließ er sie in seine Tasche gleiten und ging an Deck, um das Steuer zu lösen und den Motor anzuwerfen. Für heute hatte er genug geschafft.

Er pfiff ein fröhliches Liedchen und dachte an den Reichtum, den er gefunden hatte. Großartige Träume wucherten. Nie wieder brauchte er hinauszufahren. Er konnte sich jetzt eine ganze Flotte von Fischerbooten kaufen und andere würden für ihn den Rücken krumm machen. Er war ein gemachter Mann.

Doch als Erstes würde er sich ein gewaltiges Glas vom besten Tequila gönnen. Das hatte er sich heute verdient. Am Hafen würden bestimmt noch einige Kneipen geöffnet haben.

Krimi Paket 9 starke Thriller im August 2021

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