Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 28

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Es war schon früher Abend, als Bount mit seinen 500 SL nach Queens hinüberfuhr, um einen gewissen Derek Miller aufzusuchen, der sich inzwischen als Buchmacher selbstständig gemacht hatte. June hatte Stunden damit verbracht, die aktuelle Adresse dieses Mannes herauszufinden, was viel leichter gesagt als getan war.

Miller war nämlich in den letzten Jahren insgesamt fast ein Dutzend Mal umgezogen.

Damals, als Carillo hochging, hatte er zu dessen Organisation gehört, war aber günstig davongekommen, weil man ihm die meisten Dinge, die ihm vorgeworfen wurden, nicht beweisen konnte. Zum Teil lag das sicher auch daran, dass die Ermittlungsbehörden kaum mehr als mit halbem Auge auf ihn geblickt hatten.

Schließlich war Miller nur ein kleiner Fisch gewesen. Und da in diesem Fall endlich einer der großen Brocken erreichbar gewesen war, hatte sich alles auf Carillo gestürzt.

Bount hatte großes Glück, Derek Miller noch in seinem Büro anzutreffen, wo er Wetten auf alles und jedes annahm. Miller war nämlich gerade dabei, seine Sachen zusammenzupacken und für heute Schluss zu machen.

Er musterte Bount kurz und brummte dann: "Machen Sie es kurz! Ich habe einen Riesenhunger und keine Lust, wegen Ihnen sehr viel länger zu machen."

"Keine Sorge", erwiderte Bount und lächelte dünn. "Es liegt auch in meinem Interesse, dass alles schnell über die Bühne geht."

"Sie kommen wahrscheinlich, um kurz vor Toresschluss noch auf den Ausgang der Eishockey-Play-Offs zu setzen... Also sagen Sie schon wie viel!"

"Ich wette hundert Dollar darauf, dass Ihnen der Name Andy Carillo etwas sagt", gab Bount zurück. Er registrierte, wie sein Gegenüber mitten in der Bewegung erstarrte. Miller schluckte. Seine Hand krampfte sich um die Tischkante.

"Was wollen Sie?", fragte er. "Weshalb sind Sie hier?"

"Es geht um eine Auskunft", erwiderte Bount.

"Sind Sie... ein Bulle?"

"Und wenn?"

Miller atmete tief durch. Er sah aus wie jemand, der kurz vor dem Platzen stand. Sein Gesicht war rot angelaufen, seine Augen funkelten wütend und an dem fleischigen Hals trat die Schlagader deutlich hervor.

"Könnt Ihr einen nicht in Ruhe lassen, wenn man seine Jahre abgebrummt hat?"

"Andy Carillo ist in New York. Und ich möchte gerne wissen, wo!"

Miller zuckte die Achseln. "Dies ist ein freies Land. Er kann gehen, wohin er will", meinte er. "Soweit ich gehört habe, hat man Carillo wegen guter Führung vorzeitig entlassen." Er grinste schwach. "Sie brauchen sich also wohl kaum Sorgen um ihn zu machen. Er weiß sich zu benehmen!"

Ja, dachte Bount. Und für das Grobe hatte er dann Leute wie Miller gehabt. Und später vielleicht Roger Delcourt.

"Ich meine es ernst, Miller", sagte der Privatdetektiv in ruhigem Tonfall. "Ich will wissen, wo er hier auftauchen könnte."

"Warum suchen Sie nicht die feinen Hotels ab?"

"Das dauert zu lange. Und außerdem, wer sagt mir, dass er da überhaupt zu finden ist?"

Miller sah Bount einen Augenblick lang nachdenklich an. Dann trat er zurück und ließ sich in seinen kunstledernen Drehsessel fallen. Plötzlich lachte er laut auf.

Es klang fast ein bisschen hysterisch. In Wahrheit war Miller wohl erleichtert. "Sie sind kein Bulle", meinte er.

"Mag sein", gab Bount zurück. "aber ich kenne einige, und kann leicht dafür sorgen, dass Sie jede Menge Schwierigkeiten bekommen."

"Ach, ja?"

"Es geht um einen Mordfall..."

"Mit dem Carillo zu tun hat?" Miller lachte heiser. "Es wäre das erste Mal, dass Andy dumm genug ist, sich mit so etwas in Verbindung bringen zu lassen. Das hat man damals bei dem Prozess gegen ihn schon vergeblich versucht. So etwas delegiert man, wenn man etwas Grips und das nötige Kleingeld hat. Und Carillo hat beides."

"Kann sein. Aber angenommen, die Polizei kommt zu dem Schluss, dass Sie etwas zu der Sache sagen könnten, Miller - was glauben Sie, was das für einen guten Eindruck auf Ihre Kundschaft macht, wenn hier dauernd Polizei auftaucht, Sie und Ihren Laden ganz genau unter die Lupe nimmt und überall Fragen stellt!"

Millers Augen wurden sehr schmal und funkelten Bount wutentbrannt an.

"Einen schlechteren Eindruck als Ihr Auftreten kann das auch nicht machen!", zischte er sarkastisch. In seiner jetzigen Pose hatte er etwas von einem in die Enge getrieben Terrier. Sein Tonfall war eisig geworden und Bount wusste nur zu gut, dass er diesen Mann auf keinen Fall unterschätzen durfte. Derek Miller war mal ein harter Brocken gewesen, als er noch für Andy Carillo dafür gesorgt hatte, dass Schutzgelder pünktlich gezahlt wurden. Im Gefängnis hatte er zwar ein bisschen Fett angesetzt, aber das musste nicht allzuviel heißen.

Bount hatte es fast geahnt, dass Miller unter dem Tisch eine Waffe hatte, und so war er nicht ganz so überrascht, als der Buchmacher plötzlich nach vorne schnellte, sich ein wenig bückte und in der nächsten Sekunde eine Magnum in der Hand hielt.

Aber noch ehe Miller die Waffe in Anschlag gebracht hatte schnellte Bount blitzartig nach vorn über den Tisch, bog mit der Linken den Waffenarm zur Seite und schlug sie hart gegen die Tischkante. Miller schrie auf und ließ die Waffe zu Boden fallen, während Bount die Rechte mitten in Millers Gesicht krachen ließ.

Der Buchmacher ächzte, taumelte rückwärts gegen die Wand und rutschte benommen an ihr hinunter. Ehe Miller seine Gedanken wieder genug beieinander hatte, um nach der Waffe zu greifen, hatte Bount schon den Tisch umrundet und sie aufgehoben. Bount öffnete die Magnum und ließ die Patronen eine nach der anderen herausrieseln. Sie klackerten einzeln auf den Boden und Miller starrte Bount stumm an.

"Okay", murmelte der Buchmacher dann. "Sie wollen etwas über Carillo wissen."

"Schön, dass Sie vernünftig werden", erwiderte Bount Reiniger.

"Aber ich habe nichts mehr mit ihm zu tun. Das Kapitel ist für mich abgeschlossen." Er rappelte sich wieder hoch, während Bount sich lässig auf eine Ecke des Tischs setzte.

Bount lächelte dünn. "Wie kommt es nur, dass das für mich nicht sehr überzeugend klingt?"

"Ach, glauben Sie doch, was Sie wollen, es ist die verdammte Wahrheit. Ich habe Carillo seit damals nicht mehr gesehen."

"Und warum veranstalten Sie dann so ein Theater?"

"Ich mag es nicht, ausgefragt zu werden! Von niemandem. Außerdem ist es so, wie ich Ihnen gesagt habe: Ich habe nichts mehr mit Carillo zu tun. Ich weiß nur, dass er angeblich in Übersee was Neues aufgezogen haben soll und es ihm nicht schlecht geht. Aber das sind Gerüchte."

"Aber Sie kennen Ihnen ziemlich gut", gab Bount kühl zurück. "Und Sie wissen, wo er vielleicht zu finden ist, wenn er nach New York zurückkehrt.

Vielleicht sogar, was er hier suchen könnte."

"Ich habe nichts mehr zu sagen."

"Hat Carillo hier noch Geschäfte laufen?"

"Kein Kommentar."

"Vielleicht unter dem Namen von Strohmännern?"

"Was wollen Sie machen? Aus mir die Antworten herausprügeln, die Ihnen am besten passen?"

Bount schüttelte den Kopf. "Das wäre vielleicht Ihre Methode." Bount warf Miller die entladene Magnum entgegen. Mit einiger Mühe fing der Buchmacher die Waffe auf. "Sie sollten sich schon mal auf einen Besuch der Polizei gefasst machen und sich inzwischen überlegen, was Sie denen zu dieser Sache für eine Geschichte auftischen wollen." Bount grinste. "Ein bisschen Zeit haben Sie ja noch, um sich etwas auszudenken."

Der Privatdetektiv wandte sich zum Gehen. Aber er war kaum bei der Tür, da hörte er Millers Stimme.

"Warten Sie."

Bount drehte sich halb herum.

"Was ist?"

Miller hob etwas hilflos die Schultern. "Warum sich gegenseitig Ärger machen?", meinte er. Bount hatte richtig kalkuliert. Er wusste doch etwas und jetzt schien er auch endlich bereit zu sein auszupacken.

"Beeilen Sie sich!", sagte Bount.

"Andy Carillo hat seine New Yorker Geschäfte niemals wirklich aufgegeben. Selbst als er im Knast saß, hat er es geschafft, einen Teil davon zu erhalten. Fragen Sie mich nicht, wie, aber es ist ihm gelungen."

"Etwas mehr müssen Sie mir schon verraten!"

"Gehen Sie zu Jack Lupica. Er ist als Besitzer mehrerer Nachtklubs eingetragen, in Wahrheit aber wohl nur ein Strohmann. Er leitet Carillos Geschäfte auf dieser Seite des großen Teichs."

Reiniger hob die Augenbrauen.

"Wo finde ich Lupica?"

"Abends in einem seiner Läden, dem Jive."

"Und sonst?"

"Er hat ein Luxus-Apartment in der East 34th Street."

Bount nickte. "Okay", meinte er. "Wenn Sie mir Mist erzählt haben, werden Sie es bereuen!"

"Und wenn ich in nächster Zeit Ärger mit den Bullen kriege, werden Sie es bereuen!"

Bount zuckte die Achseln, ließ Miller stehen und ging hinaus.

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