Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 37
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Hinter dem Steuer seines 500 SL telefonierte Bount kurz mit June in der Agentur. Sie sollte Rogers Bescheid sagen und außerdem dem FBI. Dann ging es Richtung Norden, den parallel zum Hudson verlaufenden Highway entlang. Die Adresse, die Reynolds Bount genannt hatte, lag recht einsam inmitten eines Waldgebietes nördlich von White Plains. Bount brauchte einige Zeit, um sich bis dort hin durchzufragen und gelangte schließlich über eine an Schlaglöchern reiche Sandpiste in die Nähe eines Hauses, das von der Größe her irgendwo zwischen Ferienwohnung und Einfamilienhaus lag. Neben dem Haus parkten drei Wagen und einer davon war der BMW, mit dem der schwarzbärtige George geflüchtet war. Reynolds hatte also recht gehabt. Bount stellte den Mercedes in einiger Entfernung ab und näherte sich zu Fuß. Plötzlich ging die Tür auf und ein Mann im grauen Anzug trat ins Freie. Bount erkannte ihn wieder. Er gehörte zu den Kerlen, die ihm vor Joricia Nolans Haus aufgelauert hatten. An der Nase hatte er einen Verband. Vermutlich eine Folge des Ellbogen-Checks, den Bount ihm während der Fahrt mit dem Caddy verpasst hatte. Der Kerl stand da, mit der Pistole in der Hand und blickte sich um. Vielleicht hatte er ein Geräusch gehört und war misstrauisch geworden. Jedenfalls ging er noch ein paar Schritte weiter, direkt auf Bount zu, der sich hinter einem knorrigen Baum verborgen hielt.
"Was ist los, Cal?", rief jemand aus dem Inneren des Hauses.
"Ich glaube, ich habe mich getäuscht", gab der Mann im grauen Anzug zurück, ließ aber weiterhin den Blick kreisen und kam noch ein paar Schritte weiter vor.
Sein Misstrauen hatte sich noch nicht ganz gelegt, wenn man nach den tiefen Falten ging, die auf seiner Stirn standen.
Als er nahe genug heran war, setzte Bount ihm den 38er an die Schläfe.
"Keinen Laut", zischte der Privatdetektiv, während sein Gegenüber erstarrte.
Der Mann, der sich Cal nannte, ließ die Waffe fallen und funkelte Bount aus den Augenwinkeln heraus giftig an, wagte aber keine Bewegung. Er hatte den Privatdetektiv sofort wiedererkannt. Bount trat zu ihm und durchsuchte ihn mit ein paar geübten Handgriffen. Cal hatte tatsächlich noch eine Waffe bei sich, und zwar die Automatic, die er Bount abgenommen hatte. Bount steckte sie ein.
"Was haben Sie vor?", fragte Cal.
"Warten Sie es ab!"
"Sie müssen lebensmüde sein."
"Wie viel Mann sind im Haus?"
Bount deutete dabei kurz mit dem Lauf des 38er in Richtung des Hauses.
"Zwei Mann", sagte Cal zögernd.
"Und Leslie Craven?"
Er zögerte. "Ist auch dort", flüsterte er dann.
In der nächsten Sekunde brach die Hölle los.
Aus einem Fenster und der Haustür wurde ein wahrer ein Geschosshagel in Bounts Richtung abgefeuert. Die Schützen nahmen dabei auf ihren Komplizen keinerlei Rücksicht, der von mindestens zwei Kugeln getroffen wurde und bereits tot war, ehe sein Körper zu Boden kam.
Bount ließ sich zur Seite fallen, während die Projektile dicht über ihn hinwegpfiffen und den umliegenden Bäumen die Rinde herunterkratzten. Der Privatdetektiv rollte sich über den Boden und feuerte ein paar Mal zurück. Er hörte einen Schrei. Offenbar hatte es den an der Tür Postierten erwischt. Bount rappelte sich hoch und rettete sich Sekunden später hinter einen Holzstapel, dessen obere Scheite daraufhin von Geschossen heruntergefetzt wurden.
Zunächst konnte Bount nichts weiter tun, als den Kopf einzuziehen.
Als das Feuer etwas nachließ, tauchte er aus seiner Deckung hervor und arbeitete sich bis zu einem der abgestellten Wagen vor. Schließlich war er soweit seitwärts gelangt, dass man ihn von der Vorderfront des Hauses aus kaum noch beschießen konnte. Er kam auf die Beine und spurtete los, bis er die Giebelseite erreicht hatte. Bount presste sich an die Außenwand und tastete vorwärts.
Als er die Rückseite erreichte, sah er, dass es dort eine Hintertür gab. Er hörte Schritte und im nächsten Moment wurde die Hintertür aufgerissen. Etwas Ähnliches hatte Bount fast erwartet. Es war niemand anderes, als der schwarzbärtige George, der da mit der Waffe in der Hand und vor ihm stand und augenblicklich feuerte.
Das Ganze dauerte kaum mehr als den Bruchteil einer Sekunde.
Bount ließ sich instinktiv seitwärts fallen, während er ein Geschoss dicht an seinem Ohr vorbeizischen fühlte. Der Privatdetektiv schoss fast gleichzeitig. Der Schwarzbart taumelte getroffen zurück, wollte noch einmal die Waffe in Anschlag bringen, aber das klappte nicht mehr. Er schlug der Länge nach hin und krümmte sich dann vor Schmerz.
Bount erhob sich und ging zu ihm. Der Privatdetektiv beugte sich kurz hinab, und nahm die Waffe an sich, die George weggerutscht war.
Vermutlich wäre der Kerl ohnehin kaum noch in der Lage gewesen, sie zu benutzen. Bount untersuchte kurz die Wunde. Sie schien höllische Schmerzen zu verursachen, aber George würde vermutlich durchkommen.
"Wo ist Craven?", fragte Bount.
Aber der Verletzte stotterte nur etwas Unverständliches.
Bount ging daraufhin ins Haus. Er wusste, dass er vorsichtig bleiben musste und so hielt er nach wie vor den 38er Special in der Hand.
Den dritten Mann fand Bount dann mit einer Schussverletzung in der Nähe der Vordertür. Er war tot.
Craven fand Bount wenig später in einem abgedunkelten, kahlen Raum mit Handschellen auf ein Bett gekettet. Bount hätte ihn beinahe nicht erkannt, so zerschunden war Cravens Gesicht. Ohne Zweifel hatte man ihn übel misshandelt.
Bount steckte seine Waffe weg und holte ein kleines Stück Draht aus dem Zigarettenetui, mit dem er Cravens Handschellen löste. Dieser brauchte ein paar Augenblicke, um zu begreifen. Und er hatte Mühe, hochzukommen und sich aufzusetzen.
"Wer sind sie?", fragte er Bount.
"Mein Name ist Reiniger. Man hat mich engagiert, Sie zu suchen."
Er verzog den blutigen Mund. "Wer hat Sie engagiert?"
"Mister Franklin, Ihr Arbeitgeber. Aber ich habe auch in eigener Sache ermittelt, denn nachdem ich Ihrer Schwester einen Besuch abstattete, glaubten diese Leute hier offenbar, dass ich etwas mit Ihren krummen Geschäften zu tun hätte, Mister Craven - oder soll ich Sie bei einem Ihrer anderen Namen nennen?"
Craven verengte die Augen. "Sie wissen also Bescheid."
"Ich weiß von einem geplatzten Waffen-Deal in Boston", murmelte Bount. "Es gab einen Verräter, nehme ich an."
Craven lachte heiser. "Ja, und der Verdacht fiel natürlich zuerst auf mich, den Ex-FBI-Mann. Scheint, als wären Sie gerade noch rechtzeitig gekommen. Die Kerle wollten sich nämlich aus dem Staub machen und vorher hätten sie mich sicher noch umgebracht."
"Das schätze ich auch."
"Wo ist Joricia?"
"In meiner Agentur. Sie ist in Sicherheit."
Er nickte zufrieden. "Sie hat Ihnen alles erzählt, nicht wahr?"
"Das meiste, denke ich. Sie hatte Angst."
"Ja, ich hätte Sie nie da hineinziehen dürfen." Er zuckte die Achseln. "Man sollte eben grundsätzlich nur mit Profis zusammenarbeiten, finden Sie nicht auch?"
Dazu hatte Bount keine Meinung. "Kommen Sie!", sagte er.
Craven erhob sich und ging vor Reiniger her. Er humpelte dabei. und stopfte sich das Hemd in die Hose, das ihm über den Gürtel hing.
"War ein gewisser Jeffers Ihre Rückendeckung beim FBI?", fragte unterdessen Bount.
"Das wissen Sie auch?"
"Er ist auf dieselbe Weise gestorben wie ein Mann, den Andy Carillo auf Sie angesetzt hatte. Durch Genickbruch."
Sie waren inzwischen bei der Haustür. Craven hielt an und deutete auf den Toten, der da lag. "Genickbruch, sagen Sie? Das war seine Spezialität!"
Was dann geschah, ging blitzschnell. Bount bekam einen furchtbaren Fausthieb, der ihn zurücktaumeln ließ.
Craven drehte sich ein paar Grad zur Seite, ließ sich dann zu Boden fallen und griff nach der Pistole, die dem Toten aus der Hand gefallen war. Der Ex-FBI-Mann riss die Waffe herum und ließ Bount in den blanken Pistolenlauf blicken. Reinigers Hand war instinktiv unter das Jackett gegangen, aber nun erstarrte er mitten in der Bewegung.
"Die Hände schön hoch!", befahl Craven und Bount hielt es für besser, dem Folge zu leisten. Die Schießausbildung beim FBI war sicher nicht die schlechteste.
"Was soll das, Craven?", fragte Bount.
Craven zuckte die Achseln. "Ich weiß, es muss Ihnen ziemlich undankbar erscheinen, aber ich werde Sie nicht am Leben lassen können. Sie wissen einfach zuviel über mich." Er lächelte zynisch. "Sie haben mir noch nicht den Preis gesagt, den Sie dafür verlangen würden, mich laufen zu lassen und zu vergessen, dass es mich gibt. Doch ich bin sicher, es wäre in jedem Fall mehr, als ich zu geben bereit wäre."
Er hob die Waffe.
In diesem Moment waren draußen her Geräusche zu hören. Wagen fuhren heran, dann Schritte.
Craven wirbelte herum und sah plötzlich einen Polizisten in der Tür, der mit der Waffe in der Hand dastand und sehr nervös wirkte.
"Waffe fallenlassen! Polizei!"
Craven zögerte einen Sekundenbruchteil.
Weitere Stimmen waren zu hören und Craven schien einzusehen, dass er keine Chance hatte. Er ließ die Waffe sinken. Der Cop kam einen Schritt nach vorn. Ein weiterer Uniformierter folgte und dann trat ein recht fülliger Mann ein, den Bount nur zu gut kannte.
Es war niemand anderes, als Toby Rogers.
"Ich will hoffen, dass du plausibel erklären kannst, was hier passiert ist, Bount", meinte der Captain mit einem ernsten Gesicht.