Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 31
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ОглавлениеDas Ziel der Fahrt war ein Grundstück im Norden von Brooklyn, auf dem eine Reihe von Lagerhäusern stand, die aber wohl bald etwas anderem Platz machen mussten. Die Abrissbirne stand jedenfalls bereit und auf einem Plakat war zu lesen, welche Firma hier mit dem Abriss beauftragt worden war.
Um diese Zeit war hier allerdings nichts mehr los. Die Baustelle war wie ausgestorben
Es war ein Ort, um jemanden aus dem Weg zu räumen, ohne, dass das Aufsehen erregte. Man brauchte nicht einmal einen Schalldämpfer, wie der Dunkelhaarige neben Bount ihn auf seine Waffe aufgeschraubt hatte.
Den ganzen Weg hier hatte keiner der Männer im Toyota ein Wort gesagt. Jetzt erst meldete sich der Dunkelhaarige zu Wort, während der wagen stoppte.
"Steigen Sie aus, Reiniger!", sagte er, machte die Tür auf und ging schon mal voran. Er achtete dabei peinlich darauf, Bount nicht eine Sekunde den Rücken zuzuwenden. Der Farbige hatte indessen auch eine Waffe gezogen und stieß sie Bount ziemlich grob in die Seite. "Machen Sie keine Dummheiten", sagte der Schwarze. "Dann passiert Ihnen auch nichts."
Abgesehen davon, dass Bount im Moment ohnehin kaum etwas hätte machen können, glaubte dem Schwarzen nicht.
Die Türen des Toyotas wurden zugeschlagen. Der Fahrer, ein unscheinbarer, blasser Mann, blieb im Wagen sitzen.
Dann gingen sie in eines der leerstehenden Lagerhäuser. Innen war es völlig kahl. Alles, was sich noch irgendwie verwenden ließ, hatte man herausgerissen.
Durch die hohen Fenster viel nicht mehr viel Licht in die Halle und so herrschte hier eine Art Dämmerzustands. Zwei Männer warteten dort, die jetzt näher kamen.
Der eine war grauhaarig und mager. Das schlichte, aber sehr edle Jackett saß ziemlich locker. Der andere war einen Kopf größer und wirkte sehr kräftig.
Wahrscheinlich ein Leibwächter so schätzte Bount. Der Grauhaarige tat nahe an Bount heran und meinte dann: "Wo ist Leslie Craven?"
"Sie sind Andy Carillo, nicht wahr?"
Der grauhaarige lächelte kalt und nickte. "Ja, das ist richtig", meinte er. Carillo atmete tief durch und musterte Bount eingehend. "Leslie Craven alias Keith Nolan hat mich zehn Jahre meines Lebens gekostet", stellte er mit leiser, aber dennoch selbstsicher wirkender Stimme fest. "Als ich wieder draußen war, war das Meiste ruiniert, was ich aufgebaut hatte."
"Deshalb sind Sie hinter ihm her."
"Richtig."
"Roger Delcourt - das war auch Ihr Mann, nicht wahr?"
"Haben Sie ihn umgebracht, Reiniger?"
"Nein."
Carillo zuckte die Achseln. "Dann war es Craven. Roger hatte den Auftrag, ihn zu erledigen und ist dabei offenbar auf die Nase gefallen." Es schien Carillo nicht im Mindesten zu rühren. Er blieb völlig kalt und Bount begann sich zu fragen, worauf das Ganze eigentlich hinauslaufen sollte.
Carillo machte eine etwas längere Pause. Er schien einen Augenblick lang nachzudenken und blickte dabei ins Leere. Dann fragte er plötzlich: "Wie viel wollen Sie, Reiniger?"
Bount runzelte die Stirn und glaubte schon, sich verhört zu haben. "Was meinen Sie damit?"
"Spielen Sie nicht den Ahnungslosen. Das ist es doch, was Sie wollen! Sie wissen, wie Craven zu finden ist und wollen sich dabei eine goldene Nase verdienen! Ich gebe Ihnen zehntausend Dollar dafür. Schließlich ist es mir einiges wert, den Kerl endlich in die Finger zu bekommen!"
Bount sah offen an. "Die Wahrheit ist..."
"Sie haben keine Alternative, Reiniger. Ich werde so oder so an diese Information herankommen. Auf mehr oder weniger angenehme Art für Sie. Die Entscheidung liegt einzig und allein bei Ihnen."
Bounts Augen wurden schmal.
"Ich bin genauso hinter Craven her - so wie Sie", stellte der Privatdetektiv dann sehr ruhig fest.
"Und was wollen Sie dann verdammt noch mal von mir?"
"Bis jetzt dachte ich, dass Sie ihn hätten, Carillo."
"Ich nehme an, Sie wollen handeln, sonst würden Sie nicht so einen Unfug reden und den Ahnungslosen spielen. Roger Delcourt war nahe an ihm dran, aber er hat leider versagt. Als er sich zuletzt meldete, sprach er davon, Craven in Begleitung von drei Männern in einem Wagen gesehen zu haben. Und jetzt tauchen Sie hier auf, versuchen mich aufzustöbern und erwähnen Cravens Namen!" Er lachte. "Ich wette tausend zu eins, dass Sie einer von den Kerlen sind, die Craven beim Untertauchen geholfen haben. Ich hätte mich auch sehr gewundert, wenn er es allein geschafft hätte, dem Netz zu entkommen, das meine Leute für ihn ausgelegt hatte!"
"Und warum sollte ich ihn dann verraten wollen?"
"Weil Sie sich vermutlich von ihm schon haben bezahlen lassen und sich gedacht haben, dass sich hier zweimal abkassieren lässt!" Carillo lachte heiser.
"Vorkasse ist eben immer ein Fehler..."
"...den Sie wohl nicht machen werden, wie ich annehme", schloss Bount.
"Natürlich nicht. Sie werden solange hier an diesem ungemütlichen Ort bleiben, bis sich herausstellt, ob Sie die Wahrheit gesagt haben!"
Etwas in der Art hatte Bount sich schon gedacht.
"Wie gesagt, ich kann Ihnen nicht helfen."
Carillo verzog den Mund zu einem zynischen Grinsen. "Und ich glaube immer noch, dass Sie nur handeln wollen!" Unterhalb seines linken Auges zuckte unruhig ein Muskel. Er trat noch etwas näher an Bount heran. Der Tonfall, in dem er jetzt sprach, machte jedes Wort zu einer ungeschminkten Drohung. "Sie sollten wissen, dass Ihr Spielraum schon mehr als überzogen ist! Sie könnten auch leer ausgehen und als Fischfutter im Hudson enden!"
Bount blickte von einem der Kerle zum anderen. Wahrscheinlich werde ich dort sowieso landen, wenn es nach Carillo geht!, ging es ihm durch den Kopf.
Aber Carillo etwas anderes, als seine eigene Story erzählen zu wollen schien wenig erfolgversprechend. Carillo war einfach zu verbohrt. Er wollte glauben, dass Bount der Schlüssel zu Craven war. Und ihm das auszureden, konnte lebensgefährlich werden. Der Gedanke an Rache fraß an dem klaren Verstand dieses Mannes.
Carillo nahm unterdessen ein Bündel mit Tausend-Dollar-Scheinen hervor, zählte zehn davon ab und steckte sie Bount in die Tasche am Jackett-Revers.
"Wo finde ich Craven?", murmelte er.
Bount blieb nichts anders übrig, als auf dieses miese Spiel einzugehen. Im Augenblick hatte er es außer mit Carillo noch mit drei seiner Gorillas zu tun. Aber wenn er ihnen eine Adresse gab, dann konnte er damit rechnen, dass Carillo zumindest den Bodyguard wieder mitnehmen würde. Zwei Bewaffnete, dazu der Fahrer, der draußen wartete. Die Chancen, hier herauszukommen waren auch dann noch nicht gut, aber immerhin schon um einiges besser.
"Okay", sagte Bount.
"Ich wusste, dass Sie vernünftig sein würden!"
Bount nannte eine Adresse in Yonkers.
"Da bin ich schon gewesen!", meinte der Schwarze. "Das ist ein Sanierungsgebiet. Sie meisten Häuser stehen leer."
Carillos Augen funkelten, als er sich an Bount wandte. "Ich hoffe nicht, dass Sie mich hereinzulegen versuchen!"
"Es ist ein ideales Versteck", meinte Bount.
"Was will Craven dort?"
"Erst einmal abwarten. Er braucht eine neue Identität."
"Und die hat er noch nicht?"
"Das geht nicht so schnell!"
"Hat er keine Beziehungen mehr, die da helfen könnten?"
"Wollen Sie von mir seinen Lebenslauf hören oder wissen, wo er sich aufhält?", gab Bount zurück. "Fahren Sie hin und überzeugen sie sich, selbst von dem, was ich sage!"
"Worauf Sie sich verlassen können!", knirschte Craven zwischen den Zähnen hindurch. "Ist er allein?"
"Zwei Mann sind bei ihm!", log Bount in der Hoffnung, dass Carillo dann noch einen weiteren Bewacher abziehen würde.
Die Rechnung ging auf.
Carillo wandte sich an den Dunkelhaarigen mit der Schalldämpferpistole. "Ich denke, du schaffst das hier auch allen, nehme ich an."
"Natürlich."
Der Dunkelhaarige nickte und hielt dabei die Pistole etwas höher, direkt auf Bounts Brustkorb gerichtet.
Carillo nickte dem Dunkelhaarigen auf eine Weise zu, die Bount Reiniger nicht gefallen konnte. Dann wandte der große Boss sich zum Gehen. Sein Bodyguard und der Schwarze folgten ihm quer durch die Halle auf die andere Seite des Lagerhauses, wo ein Nebeneingang war. Sie gingen hinaus ins freie und einen Augenblick später war drinnen zu hören, wie ein Wagen gestartet wurde und in ziemlich rasantem Fahrstil davonbrauste.
Bount hatte gedacht, es würde ihm wenigstens noch eine gewisse Galgenfrist bleiben, bis Carillo oder seine Leute in Yonkers gewesen waren. Aber als der Privatdetektiv in die ruhigen Augen des Dunkelhaarigen sah, wusste er, dass dem nicht so sein würde. Er sollte hier und jetzt erledigt werden. Mitwisser konnte Carillo nicht gebrauchen.
"Worauf warten Sie noch?", fragte Bount, während er überlegte, was er noch tun konnte. Aber alles in allem standen seine Karten miserabel. Außer einigen Pfeilern gab es in der Halle so gut wie gar keine Deckung. Und zu versuchen, dem Dunkelhaarigen in einer Verzweiflungsaktion die Waffe aus der Hand zu schlagen war auch sinnlos. Er stand gut drei Meter von Bount entfernt. Eine Distanz, die es unmöglich machte, den Kerl schnell genug zu erreichen. Andererseits würde der Killer auf diese Entfernung auch kaum daneben schießen, wenn er nur halbwegs mit seiner Waffe umzugehen wusste.
Der Dunkelhaarige verzog das Gesicht. Er schwenkte den Pistolenlauf und deutete auf die zehntausend Dollar, die Bount in der Brusttasche seines Jacketts trug. "Nehmen Sie das Geld heraus", befahl er und trat zwei Schritte näher.
"Ich nehme an, es ist Ihr Honorar", meinte Bount.
"So ist es. Aber es sieht nicht gut aus, wenn Löcher in den Scheinen sind. Oder vielleicht sogar Blutflecken."
Bount hob seine zusammengeschnürten Hände und fingerte das Bündel heraus.
Er ließ es zu Boden segeln. Währenddessen zielte der Dunkelhaarige. "Nehmen Sie's nicht persönlich!", meinte er.
Es war ein plötzliches Geräusch, das ihn dann unwillkürlich den Blick zur Seite wenden ließ. Eine der Türen, die nach außen führten, bewegte sich ein wenig und quietschte dabei, so dass man in der ersten Sekunde denken konnte, dass jemand das Lagerhaus betrat. Aber dem war nicht so. Eine langschwänzige Ratte huschte über den kalten Betonboden und verschwand in einer dunklen Ecke.
Diesen Bruchteil eines Augenblicks nutzte Bount, um blitzartig nach vorne zu schnellen. Es war seine allerletzte Chance - wenn man das überhaupt so nennen konnte.
Der Dunkelhaarige feuerte. Es machte zweimal kurz hintereinander 'plop!' und Bount spürte wie die Kugeln dicht über ihn hinweggingen. Bount hatte sich längst zu Boden geworfen und abgerollt. Dann hatte er seinen Gegner erreicht und ehe der den gesenkten Revolver abfeuern und dem Privatdetektiv damit den Schädel zertrümmern konnte, hatte Bount dem Killer einen wuchtigen Tritt in die Körpermitte verpasst.
Der Dunkelhaarige klappte ächzend zusammen. Bount rappelte sich hoch und nutzte die Gelegenheit. Er kickte dem Kerl die Waffe aus der Hand, die daraufhin einige Meter durch die Halle kegelte.
Der Killer versuchte ebenfalls wieder hochzukommen, aber ehe das geschehen konnte, nahm Bount seine zusammengeschnürten Hände, ballte sie zu einer Faust und schickte den Kerl mit einem Schwinger wieder auf den Betonboden.
Dann setzte Bount zu einem kleinen Spurt an, um an die Pistole zu kommen. Es waren nur wenige Meter. Bount bückte sich und riss die Waffe an sich. Gerade noch rechtzeitig, denn als er sich herumwandte, sah er, dass sein Gegner den 38er Revolver, den er Bount zuvor abgenommen hatte, aus dem Hosenbund holte.
Alles was dann geschah, brauchte nicht mehr als wenige Sekundenbruchteile.
Bount hatte die Pistole mit den zusammengeschnürten Händen gepackt und sich instinktiv fallengelassen, während auf der anderen Seite schon das Mündungsfeuer des 38er blitzte. Bount schoss zurück und traf den Kerl an Oberarm. Der Dunkelhaarige schrie auf und versuchte, dennoch die Waffe hochzureißen und zu feuern. Aber der Arm gehorchte ihm nicht mehr vollends. Ein Schuss löste sich und kratzte wirkungslos am Betonboden.
"Fallenlassen!", rief Bount, während er die Schalldämpferpistole noch angelegt hatte.
Dem Dunkelhaarigen rutschte der Revolver aus der Hand. Er schielte zum Eingang. Wahrscheinlich hoffte er, dass der Toyota-Fahrer ihm zu Hilfe kommen würde. Aber damit war kaum zu rechnen. Der Mann im Toyota musste denken, dass sein Komplize geschossen und dabei vielleicht die Waffe seines Opfers benutzt hatte, um die Polizei etwas mehr in die Irre zu führen.
Bount kam näher.
Ein paar Augenblicke hatte er Zeit. Erst wenn es länger dauerte, würde der Toyota-Fahrer vielleicht misstrauisch werden und Schwierigkeiten machen.
Der Dunkelhaarige ächzte und hielt sich den Arm. "Okay", meinte er. "Sie haben gewonnen." Er atmete tief durch. "Wie geht es jetzt weiter?"
"Das hängt von Ihnen ab."
"Ach, wirklich?" Er grinste. "Ich weiß, was Sie jetzt denken", behauptete er dann. "Sie denken daran, abzudrücken, sich die zehntausend Dollar zu nehmen und zu verschwinden. Aber denken Sie auch daran, dass Sie sich dann mit Andy Carillo angelegt haben!"
Bount lächelte dünn.
"Habe ich das nicht schon? Außerdem - ich glaube nicht, dass es Carillo sonderlich rühren würde, wenn man Ihre Leiche irgendwo findet. Bei Delcourt war seine Anteilnahme auch alles andere als überwältigend, wenn ich das richtig beurteile."
Der Dunkelhaarige schluckte.
Er wusste selbst nur zu gut, dass Bount recht hatte.
"Wo hat Delcourt Craven zum letzten Mal gesehen?", fragte Bount.
"Ich habe keine Ahnung!"
"Es wäre besser für Sie, wenn Sie welche hätten!"
Der Dunkelhaarige kniff die Augen zusammen. "Sie wissen wirklich nicht, wo Craven ist, nicht wahr? Sie haben Carillo hereingelegt. Ich glaube nicht, dass Ihnen das gut bekommen wird."
"Lassen Sie das meine Sorge sein und antworten Sie mir auf meine Frage!", gab Bount kühl zurück.
"Craven war uns durch die Lappen gegangen und wir mussten sehen, dass wir seine Spur nicht verloren. Das war vor allem Delcourts Job, schließlich hatte er die Sache versiebt."
"Craven hat Ihnen auch ein paar reingehauen, da unten in der Tiefgarage, nicht wahr? Sie waren der zweite Mann..." vermutete Bount.
"Ja", nickte der Dunkelhaarige. In seinem Gesicht stand deutlich Erstaunen
"Woher...?"
"Delcourt ist Craven wieder auf die Spur gekommen", schnitt Bount seinem Gegenüber das Wort ab.
Der Dunkelhaarige bestätigte das mit einer knappen Kopfbewegung.
"Ja", sagte er. "Ich war dabei, als Delcourt anrief und sagte, dass er Craven mit drei anderen Männern in einem Wagen gesehen hätte. Er nicht viel mehr gesagt, denn er wollte dem Wagen folgen. Das ist das letzte, was wir von ihm gehört haben."
"War dieser Wagen, in dem Craven saß, zufällig ein Cadillac?"
"Keine Ahnung."
"Von wo hat Delcourt angerufen?"
"Aus seinem Wagen. Keine Ahnung, wo er war. Roger hat nichts dazu gesagt. Aber er war unterwegs zu einer Adresse irgendwo im Norden von Queens."
Bount horchte auf.
"Wie kam er auf diese Adresse?"
"Wir haben Cravens Telefon abgehört, weil wir wissen wollten, wie eng sein Draht zum FBI noch war. Es ist immer gut, so etwas zu wissen, bevor man so eine Sache durchzieht."
"Verstehe", nickte Bount. "Und? Wie war Cravens FBI-Draht?"
"Unserer Meinung nach abgerissen."
"Das hieß: freie Schussbahn, nicht wahr?"
Der Dunkelhaarige machte eine wegwerfende Geste. "Denken Sie, was Sie wollen."
"Was war das für eine Adresse in Queens?", fragte Bount.
Der Dunkelhaarige nannte sie Bount.
"Wer wohnt dort?"
"Niemand," behauptete der Dunkelhaarige. "Wir haben einfach alle Leute abgeklappert, mit denen Craven telefonisch Kontakt hatte und über die wir nicht so genau einordnen konnten. Und in der Nähe dieser Adresse befand sich eine Telefonzelle, über die er mehr oder minder regelmäßig mit jemandem sprach."
"Mit wem?"
"Es wurden nur Vornamen genannt. Und einmal die Nummer der Telefonzelle, unter der Craven diesen Mann wieder erreichen könnte. Der Kerl nannte sich George."
"Haben Sie eine Ahnung, wer das sein könnte?"
Er zuckte die Achseln. "Jedenfalls kann er nicht in der Umgebung der Zelle wohnen. In der Nähe sind nur ein paar halbfertige Skyscraper. Ich war dort."
"Was waren das für Anrufe?"
"Verabredungen."
Bount nickte. Ein Geräusch ließ ihn zur Seite blicken. Der Fahrer des Toyotas war inzwischen ungeduldig geworden. Er stand in der Tür und blickte ungläubig in den Lauf des 38ers. "Kommen Sie ruhig herein", meinte Bount gelassen. Der unscheinbare Mann kam. Bount ließ ihn die Hände hinter dem Kopf verschränken und postierte sich so, dass er mit der Waffe in seinen noch immer zusammengeklebten Händen beide in Schach halten konnte.
Bount bemerkte das Zucken bei dem Dunkelhaarigen noch gerade rechtzeitig.
Ein kleiner Schwenk des Pistolenlaufs ließ ihn wieder erstarren. Es lag auf der Hand, welche Gedanken ihm im Kopf herumspukten.
Aber mit dem verwundeten Arm hätte er wohl ohnehin keine Chance gehabt.
"Ich habe Ihnen jetzt gesagt, was Sie hören wollten!", ächzte er.
"Ja", sagte Bount. "Und Sie haben Glück, dass ich nicht von Ihrer Sorte bin und Sie jetzt einfach über den Haufen schieße!" Bount ging an einen der scharfkantigen und rostzerfressenen Stahlstützen. Mit ein paar kräftigen Bewegungen war das Klebeband durch. Bount machte ein paar schnelle Schritte, hob erst den 38er Revolver und dann die zehntausend Dollar auf. Sie waren auf seinen Kopf ausgesetzt gewesen und Bount fand, dass er sie allemal mehr verdient hatte, als der Dunkelhaarige.
Dann ließ er die beiden zurück und ging ins Freie. Er spurtete zu dem Toyota, stieg ein und drehte den im Schloss steckenden Zündschlüssel herum.
Als er davonfuhr sah er die beiden aus der Lagerhalle herauskommen.
Sie würden einen kleinen Fußmarsch vor sich haben, bis sie inmitten dieses Gewerbe- und Industriegebietes das nächste Telefon erreichten und ihrem Boss Bescheid sagen konnten. Für Bount ging es jetzt erst einmal zurück in die East 34. Street, wo er den Toyota gegen seinen Mercedes eintauschen würde.