Читать книгу Das Super Krimi Paket Dezember 2021: 12 Romane in einem Buch - 1800 Seiten Thriller Spannung - Alfred Bekker - Страница 36

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Als Bount Reiniger mit seinem Mercedes auf das Gelände der Reynolds Car Rent Ltd. fuhr, hatte sich das Wetter inzwischen zwar noch nicht aufgeklart, aber immerhin nieselte es nicht mehr.

Bount stellte den Mercedes vor dem kleinen Bürogebäude ab, neben dem sich noch eine Werkstatt befand. Dahinter wiederum lag ein Bungalow, der vermutlich dem Besitzer gehörte.

Der Privatdetektiv stieg aus dem 500 SL und ließ seinen Blick über den durchaus beeindruckenden Wagenpark von Reynolds Car Rent schweifen. Von der großräumigen Limousine über den kleinen Flitzer bis hin zum Siebentonner für Umzüge war hier alles zu bekommen. Je nach Bedarf und Geldbeutel.

Dann ging Bount ins Bürogebäude und traf auf eine freundliche Brünette, die konzentriert auf einen Computerschirm blickte. Als sie Bount bemerkte, wandte sie sich herum.

"Guten Tag, was kann ich für Sie tun?"

"Ich suche einen Wagen."

"Was möchten Sie denn für einen?"

"Einen ganz bestimmten. Einen weißen Cadillac, der in einen Unfall mit leichtem Blechschaden verwickelt war. Allerdings ist der Fahrer davongefahren."

Die Brünette blickte sich hilfesuchend um, aber sie war im Moment allein im Büro.

"Sind Sie von der Polizei?"

"Hat das einen Einfluss darauf, ob Sie selbst antworten oder erst Ihren Chef rufen müssen?"

Ein paar Falten erschienen auf ihrer hübschen, sonst sehr glatten Stirn, während sie Bount einer eingehenden Musterung unterzog. Sie versuchte abzuschätzen, was sie von ihrem Gegenüber zu halten hatte. "Nein", sagte sie dann. "Ich bin nur etwas verwundert darüber, dass Sie mich nach dieser Sache fragen, obwohl Ihre Kollegen doch schon hier waren und alles aufgenommen haben."

"Ich bin nicht wegen des Unfalls hier", meinte Bount.

"Sondern?"

"Ich suche einen Mörder."

"Verstehe", nickte sie. "Andere Abteilung, was?"

Bount hatte keinen Grund, ihr zu widersprechen und sie damit vom Reden abzuhalten. Wenn jemand ihn für einen Polizisten hielt, war das nicht seine Sache.

"Wie sah der Kerl aus?", fragte Bount.

Die Antwort der Brünetten war ein Schulterzucken. "Ich weiß es nicht", behauptete sie und wahrscheinlich hatte sie etwas ähnliches auch der Polizei gesagt.

"Aber Ihre Firma hat den Wagen doch verliehen?"

"Das ist richtig, aber ich war nicht dabei. Das hat der Chef selbst gemacht."

"Wo ist der Chef?"

"In seinem Büro."

"Die Tür da vorne?"

"Moment!", rief sie, als Bount sich in Bewegung setzen wollte. "So einfach geht das nicht. Ich werde erst einmal fragen, ob Mister Reynolds für Sie Zeit hat."

Sie tippte mit dem Finger auf der Tastatur einer Gegensprechanlage herum.

"Mister Reynolds? Ein Mister... Wie war Ihr Name?"

"Reiniger."

"Ein Mister Reiniger von der Polizei möchte Sie noch mal wegen dem Fahrerflucht-Wagen sprechen." Sie wartete einen Moment. Keine Antwort. "Mister Reynolds?"

"Sind Sie sicher, dass er auch wirklich in seinem Büro ist?", fragte Bount eine Spur zu ungeduldig.

Die Brünette seufzte. "Ich kann mir das nicht erklären", meinte sie. "Vielleicht ist er durch Hinterausgang zum Haus gelaufen, aber eigentlich sagt er mir dann immer vorher Bescheid. Ich kann ja mal telefonisch durchrufen."

"Tun Sie das."

Sie versuchte es, aber es meldete sich niemand.

"Tut mir leid, Sir", meinte sie.

Bount lächelte dünn. "Sie können ja nichts dafür."

Er wandte sich um und ging hinaus. Die wenigen Meter bis zu Reynolds' Haus ging er zu Fuß. Auf dem Hof waren zwei Wagen geparkt, ein kleiner Sportwagen und ein BMW. Und bei dem BMW handelte es sich um denselben Wagen, der ihn schon einmal verfolgt hatte. Das konnte interessant werden.

Bount ging zur Haustür und klingelte, aber es machte niemand auf. Andererseits war es unwahrscheinlich, dass niemand zu Hause war - und zwar nicht nur wegen den beiden Wagen. Ein Fenster stand auf Kippe.

Bount umrundete das Wohnhaus und gelangte über eine Rasenfläche zu einer mit Waschbetonplatten ausgelegten Terrasse.

Die Terrassentür stand offen. Der leichte Wind bewegte die Gardinen hin und her. Von drinnen waren Stimmen zu hören.

Bount schlich sich heran und warf dann einen Blick durchs Fenster. Er sah ein großes, sehr konservativ ausgestattetes Wohnzimmer mit massiven Holzmöbeln.

Zwei Männer befanden sich im Raum. Der eine war untersetzt und leicht übergewichtig. Bei dem anderen glaubte Bount, seinen Augen nicht zu trauen. Es war der Schwarzbart aus dem Caddy. Er hielt eine Pistole mit Schalldämpfer in der Rechten und richtete sie auf den Untersetzten, der nur stumm den Kopf schüttelte und sich hinter einen massiven Schreibtisch zu retten versuchte. Aber es ging zu schnell. Zu schnell auch für Bount, um den Schwarzbart noch aufzuhalten. Ein dumpfes Geräusch folgte, das wie der Schlag mit einer zusammengerollten Zeitung klang. Das Opfer wurde mitten durch die Schulter getroffen und von der Wucht des Projektils nach hinten gerissen.

Indessen hatte Bount die Fensterscheibe zerschlagen und den 38er angelegt.

Anstatt ein zweites Mal abzudrücken, wie er es eigentlich vorgehabt hatte, wirbelte der Schwarzbart im selben Moment herum und feuerte ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde zu zögern in Bounts Richtung. Reiniger feuerte ebenfalls, während er sich gleichzeitig seitwärts fallen ließ. Beide Schüsse verfehlten jedoch ihr Ziel.

Bount rollte sich auf dem Boden ab, während sein Gegenüber wild auf die Fenster ballerte und eins nach dem anderen in Scherben gehen ließ. Dann war Bount bei der Tür, riss die Gardine zur Seite und wollte schon losballern, da sah er, dass der Schwarzbart sich schon davongemacht hatte. Man hörte seine Schritte dröhnen.

Bount setzte ihm nach, rannte durch das Haus und sah dann, wie der Schwarzbart mit dem BMW davonbrauste. Um auf die Reifen zu schießen, war es schon zu spät, denn der BMW fuhr quer über das Firmengelände und hatte zwischen den Dutzenden von Leihwagen hervorragende Deckung.

Bount fluchte innerlich, steckte die Waffe weg und ging zurück ins Wohnzimmer zu dem Verletzten. Es hatte den Mann übel erwischt, aber nicht so schwer, dass er es nicht überleben würde. Der Privatdetektiv wusste, dass er nicht viel Zeit haben würde, um seine Fragen zu stellen. Zumindest die Schüsse, die er selbst abgegeben hatte, waren sicher von jemandem gehört worden und er musste daher damit rechnen, dass bald jemand auftauchte.

Der Verletzte lag ächzend hinter seinem Schreibtisch und presste sich eine Hand an die Schulter, um die Blutung zu stillen.

"Sie sind Reynolds, nicht wahr?" Es war schon keine wirkliche Frage mehr, die über Bounts Lippen kam, sondern eher eine Feststellung.

Er nickte. "Ich brauche einen Arzt", murmelte er.

"Ich werde Ihnen einen Arzt rufen", sagte Bount. "Aber erst möchte ich von Ihnen wissen, wer das war, der Sie da gerade umbringen wollte!"

"Hören Sie!", ächzte er und versuchte sich aufzurichten, sank aber sofort wieder zurück. Er verzog vor Schmerz das Gesicht. "Wer sind Sie überhaupt?"

"Mein Name ist Reiniger. Ich bin Privatdetektiv und Sie sollten mir wenigstens ein bisschen trauen, schließlich habe ich Ihr Leben gerettet."

Das schien ein Argument zu sein, dass Reynolds einleuchtete.

"Ich kenne nur seinen Vornamen", murmelte er. "Ich nannte ihn George."

"Was denken Sie, wo er jetzt hinfährt?"

"Woher soll ich das wissen?"

"Jetzt könnte ich ihn noch erwischen. Aber wenn ich diesen Kerl nicht kriege, dann wird er wiederkommen und vollenden, wobei er jetzt gestört wurde."

Reynolds kniff die Augen etwas zusammen. "Welche Rolle spielen Sie in dieser ganzen Sache eigentlich?"

"Ich glaube nicht, dass wir die Zeit haben, darüber zu diskutieren."

"Was wissen Sie über dieses ganze miese Spiel?"

"Dass es um Waffen geht, zum Beispiel. Und dass Sie auch in der Sache drinstecken müssen, sonst wäre der Mann, den Sie George nennen hier nicht aufgetaucht und hätte versucht, Sie umzubringen."

"Es hat keinen Sinn, mich zu fragen, für wen ich gearbeitet habe", sagte Reynolds ziemlich ruhig. "Ich würde es nicht verraten, selbst wenn Sie mich töten würden." Er machte eine kurze Pause, bevor er fortfuhr. "Meine Rolle war ohnehin nicht sehr groß."

"Warum wollte George Sie dann töten?"

"Er muss irgendwie herausgefunden haben, dass ich es war, der mit einem anonymen Hinweis einen Waffendeal in Boston habe auffliegen lassen. Das FBI war erfolgreich, aber nicht so erfolgreich, wie ich gehofft hatte. Ich wollte aussteigen, verstehen Sie?"

"Wo ist George jetzt?"

"Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Aber es gibt da ein Haus in White Plains, ein paar Meilen nördlich von Yonkers."

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