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Ein Wachmann führte unsere Kollegen Jay Kronburg und Leslie Morell über einen breiten Korridor.

Jay Kronburg überflog dabei kurz die Liste der Besuchskontakte, die Andy – eigentlich Andrea – Giacometti in den bisherigen Jahren seiner Haft gehabt hatte.

„Na, neue Erkenntnisse?“

„Ich dachte immer, Andrea wäre ein Mädchenname.“

„Nicht im Italienischen, Jay.“

„Klingt aber eigenartig!“

„Frag Clive, der wird dir das bestätigen!“

Der Wachmann öffnete die Tür zum Besprechungszimmer.

Andy Giacometti war bereits hereingeführt worden. Ein großer, übergewichtiger Mann, dessen Kopf abgesehen von einem Haarkranz vollkommen kahl war.

Sein Anwalt war dagegen klein und drahtig. Er stellte sich als Nelson Brusco vor und gab Jay einen Händedruck, mit dem er gleich zu verstehen geben wollte, wer es zu sagen hatte.

Jay wandte sich direkt an Giacometti.

„Mein Name ist Special Agent Jay Kronburg. Dies ist mein Kollege Leslie Morell.“

Giacometti verzog das Gesicht zu einer zynischen Maske.

„Ist ‚Leslie’ nicht eigentlich ein Frauenname?“, wandte er sich an den G-man.

„Sowohl als auch – und für Sie bin ich ohnehin nur Agent Morell“, lautete die frostige Antwort. In Gedanken fügte Leslie hinzu: Das musst du gerade fragen, Andrea.

„Mister Giacometti wird von seinem Recht Gebrauch machen, keine Aussage zu machen“„, erklärte Brusco. „Im Übrigen habe ich Beschwerde dagegen eingereicht, dass er überhaupt in dieser Sache vernommen wird.“

Jay und Leslie wechselten einen erstaunten Blick.

„Mit welcher Begründung?“, fragte Jay.

„Mitarbeiter Ihrer Behörde beabsichtigen offenbar, meinen Mandanten zu schikanieren und missbrauchen dabei ihre Befugnisse.“

Jay lächelte dünn. „Das ist doch chancenlos, Mister Brusco!“

„Im Übrigen wird Ihr Mandant zunächst noch nicht als Beschuldigter vernommen“, erklärte Leslie. „Wir haben lediglich vor, ihm ein paar Fragen zum Tod von Ex-Special Agent Jack Aarons zu stellen.“

„Der sich später Grotzky nannte?“, mischte sich jetzt Andy Giacometti mit einem breiten Grinsen ein. „Wie war noch der Vorname? Warren oder Wayne? Nein, William – richtig?“

„Mister Giacometti, es ist besser, wenn Sie nichts sagen“, fand Brusco.

Aber der Gefangene machte mit einer seiner gewaltigen Pranken eine wegwerfende Handbewegung. „Warum denn nicht? Das ist doch nur ein informelles Gespräch, wenn ich die G-men richtig verstanden habe.“

„Woher wussten Sie von Jack Aarons neuer Identität?“

„Ich bin ein gut informierter Mensch, Mister...“

„Agent Kronburg.“

„Sie glauben ja gar nicht, was hier drinnen alles so erzählt wird. Sie brauchen nur in der Gefängniskantine sitzen und die Lauscher sperrangelweit geöffnet lassen, dann erfahren Sie Dinge, für die Ihr G-men wahrscheinlich eine monatelange Ermittlungsarbeit in Gang setzen müsstet!“ Er kicherte.

„Sie haben nicht zufällig Ihre Leute auf die Suche geschickt, um Aarons alias Grotzky aufzuspüren?“, fragte Jay.

„Welche Leute? Ich bin ein Gefangener!“

„Sie wissen schon genau, wie ich das meine. Ihr Sohn Michael gilt als Ihr Nachfolger. Und außerdem sagt man, dass er Ihnen treu ergeben ist und Ihnen die Wünsche von den Augen abliest.“

„Michaels Geschäfte sind legal – und wenn es anders wäre, dann hätten Sie ihn längst verhaften lassen. Dass ein Sohn sich um seinen zu Unrecht verurteilten Vater kümmert, dürfte nicht allzu außergewöhnlich sein, oder?“

Jay Kronburg atmete tief durch. Sein Kopf war dunkelrot angelaufen. Dass dieser Mann wahrscheinlich noch immer nur mit dem Finger zu schnipsen brauchte, wenn er glaubte, dass jemand den Tod verdient hatte, ärgerte den ehemaligen Cop.

Leslie ergriff jetzt das Wort.

„Die Sache stellt sich für uns folgendermaßen dar: Sie haben Aarons seinerzeit blutige Rache geschworen. Jetzt ist er tot – wahrscheinlich ermordet von einem gedungenen Profi-Killer. Dass wir da zuerst zu Ihnen kommen, dürfte Sie doch nicht überraschen!“

„Glauben Sie, ich bin der Einzige, der diesen Aarons oder Grotzky oder wie immer er sich noch genannt haben mag, lieber heute als morgen tot gesehen hätte?“

„Haben Sie etwas mit seinem Tod zu tun?“

„Nein!“, fauchte Giacometti. „Auch wenn Sie mir ohnehin nicht glauben werden! Aber überlegen Sie mal, was ich denn noch zu verlieren hätte, wenn man mir noch mal 25 Jahre für eine Anstiftung zum Mord aufbrummt?“

„Wir können Ihnen gegenwärtig nicht das Gegenteil beweisen“, erwiderte Leslie kühl.

„Noch nicht“, ergänzte Jay.

„Sag ich doch!“, blaffte Giacometti. „Und jetzt erwarten Sie von mir nicht noch irgendeine Äußerung der Anteilnahme! Wer immer Jack Aarons alias sonst wer umgenietet hat, verdient in meinen Augen eine Auszeichnung! Sollte ich jemals Hafturlaub bekommen – was noch etwas unwahrscheinlicher als ein Hauptgewinn im Lotto ist – dann würde ich den dazu nutzen, auf sein Grab zu spucken!“

„Ihre Abneigung gegen Grotzky habe ich verstanden“, sagte Leslie eisig. „Aber bei dem Anschlag kam auch eine junge Frau ums Leben, die mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte.“

„Sehen Sie! Wenn ich dahinter stecken würde, hätte ich jemanden engagiert, er die Angelegenheit perfekt über die Bühne gebracht hätte. Wirklich perfekt!“

„Okay, gehen für einen Moment mal davon, dass Ihre Aussage der Wahrheit entspricht und Sie tatsächlich nichts mit dem Mord an Grotzky zu tun haben, dann haben Sie vielleicht etwas davon gehört. Da Sie doch ein so gut informierter Mensch sind, wie Sie vorhin gesagt haben.“

„Vergessen Sie es! Erstens hat der Täter meine Sympathie. Mag er ein Stümper sein, der Unbeteiligte in Mitleidenschaft zieht oder nicht. Das ändert nichts daran, dass ich ihn persönlich beglückwünschen würde, wenn er mir begegnete!“

„Mein Mandant hat kein Interesse an einer Zusammenarbeit mit der Justiz“, mischte sich nun wieder Nelson Brusco ein. „Es sei denn, Sie könnten ihm eine erhebliche Verbesserung seiner Situation anbieten, aber alle Gespräche in diese Richtung hat die Staatsanwaltschaft seinerzeit abgebrochen!“

„Weil die Beweislage so eindeutig war, dass es keinerlei Zweifel an Mister Giacomettis Verurteilung geben konnte“, wandte Leslie ein. „Warum hätte der Staatsanwalt Ihnen also ein Angebot machen sollen?“

„Und warum sollte mein Mandant Ihnen jetzt helfen?“

Leslie beachtete den Anwalt nicht weiter, sondern richtete seine Worte direkt an Giacometti. „Wenn der begründete Verdacht vorliegt, dass Sie aus Ihrer Zelle heraus Morde in Auftrag geben, müssen Sie damit rechnen, in das Bundesgefängnis eines anderen Staates verlegt zu werden. Ich weiß nicht, wie wichtig Ihnen der Kontakt zu Ihrer Familie in New York ist!“

„Bastard!“, knurrte Giacometti.

An den Anwalt gerichtet, fuhr Leslie fort. „Es liegt also im Interesse Ihres Mandanten, diesen Verdacht auszuräumen und uns alles zu sagen, was er an sachdienlichen Hinweisen eventuell beitragen kann. Ich schlage vor, Sie machen das Mister Giacometti klar. Es mag zwar sein, dass er keine Chance mehr hat, zu seinen Lebzeiten in die Freiheit entlassen zu werden, aber es kann ihm nicht gleichgültig sein, unter welchen Haftbedingungen und wo er den Rest seines Lebens verbringen muss!“


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