Читать книгу Meine besten Action Thriller November 2021: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 20
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Am nächsten Morgen trafen wir uns zur Besprechung im Büro von Mister McKee. Sam Folder referierte über die Erkenntnisse, die er und Mell Horster am Tatort in Yonkers gewonnen hatten.
„Der Killer ist mindestens ein Meter neunzig groß. Wie wir aus dem Obduktionsbericht wissen, wurde der Schuss auf Grotzkys Kopf aus nächster Nähe abgeben.“ Sam projizierte mit dem Beamer ein Bild vom Tatort an die Wand. „Der Täter muss dabei in unmittelbarer Nähe des Kopfs gestanden haben, als das Opfer schon getroffen und kampfunfähig am Boden lag. Wir wissen das durch Verteilung kleinster, für das Auge nicht mehr erkennbarer Blutspritzer, die wir mit Luminol sichtbar gemacht haben.“ Das nächste Bild zeigte die Verteilung der sichtbar gemachten Blutspritzer. „Es ergibt sich ein, für die von mir geschilderte Situation, typisches Bild“, erklärte Sam.
„Der Kerl hat dem sterbenden Grotzky eiskalt den Rest gegeben!“, entfuhr es Orry voller Abscheu.
„Genau so muss es gewesen sein“, stimmte Sam zu und deutete dann mit Hilfe eines Laserpointers auf zwei Korridore in der ansonsten den Kopf recht gleichmäßig umgebenden Korona aus Spritzern. „Man beachte diese beiden Areale auf dem Teppichboden in Grotzkys Wohnung. Das waren die Beine des Täters. Er stand ziemlich breitbeinig, um nichts ans Hosenbein zu bekommen, falls sein Schuss eine stark blutende Ader trifft – aber Tropfen von der Größe, wie ich sie am Tatort sichtbar gemacht habe, kann er nicht sehen. Wir können davon ausgehen, dass sie an seiner Hose zu finden sind.“
„Aber nach der nächsten Wäsche ist alles weg, oder?“, hakte Milo nach.
Sam hob die Augenbrauen. „Vielleicht haben wir Glück und er trug eine Hose aus Flanell oder Schurwolle oder einem anderen Stoff, den man nicht einfach in die Waschmaschine tut wie eine Jeans. An dem Sessel, auf dem der Mörder auf sein Opfer wartete, haben wir Fasern gefunden, die darauf hoffen lassen. Allerdings müssen diese Fasern im Labor erst mit Grotzkys Kleidung verglichen werden um auszuschließen, dass sie von ihm stammen.“ Sam drückte auf die Fernbedienung des Beamers, sodass nun ein weiteres Bild erschien. Es zeigte eine Hose. „Wir haben auch Grotzkys Kleidung gründlich untersucht“, fuhr Sam fort. „Sie fiel sofort dadurch auf, dass der Träger sämtliche Etiketten entfernt hatte. Offenbar um eine Identifizierbarkeit zu erschweren. An der Hose aus Cool Wool, die hier zu sehen ist, konnten wir ebenfalls winzige Blutspritzer sichtbar machen, die mit bloßem Auge nicht zu sehen sind. Daher hatte William Grotzky auch keine Veranlassung, die Hose zu reinigen. Wenn man die Verteilung beachtet, dann müssen wir davon ausgehen, dass sich links neben ihm jemand in einer Entfernung von einem Meter bis einem Meter fünfzig jemand befunden hat, der möglicherweise von einem Schuss getroffen wurde. Entweder dieser Treffer ging ins Bein oder der Getroffene lag am Boden, sonst wären weiter oben noch Spritzer an der Hose gefunden worden.“
„Fast könnte man meinen, William Grotzky hat den aktiven FBI-Dienst niemals verlassen“, kommentierte Milo die Ausführungen unseres Erkennungsdienstlers.
Dieser fuhr fort: „Zu den von mir gerade dargelegten Annahmen passen die Schmauchspuren an einem seiner Jacketts und seinem Mantel. Letztere können nicht von dem Kampf mit dem Killer stammen, weil Grotzky gar nicht mehr zum Schuss gekommen ist.“
„Heißt das, der ehemalige FBI-Agent William Grotzky hat möglicherweise einen Mord auf dem Gewissen?“, erkundigte sich jetzt Mister McKee.
Aber Sam schüttelte den Kopf. „Nein, es ist unwahrscheinlich, dass Grotzky die Person, von der die Blutspritzer stammen, erschossen hat. Er ist Rechtshänder, diese Person befand sich links von ihm. Er hätte sich selbst im Weg gestanden. Wahrscheinlicher ist, dass die unbekannte Person, von der das Blut stammt und Grotzky beschossen wurden und Grotzky sich mit seiner Waffe zur Wehr setzte.“
„Reicht das Material am Hosenbein für einen DNA-Test?“, fragte Mister McKee.
„Das Luminol reagiert nur auf das Hämoglobin im Blut. Ob wir einen DNA-Test machen können, untersuchen gerade die Kollegen im Labor.“
„Wenn Blut im Spiel war, muss es auf jeden Fall einen Toten oder Verletzten gegeben haben“, schloss Mister McKee. „Es würde mich wundern, wenn der nicht Eingang in irgendwelche Berichte der City Police oder des Emergency Service gefunden hätte.“ Er wandte sich an Max Carter. „Kümmern Sie sich darum, Max?“
„Ja, Sir.“
„Ich denke, spätestens morgen wissen wir etwas mehr, was die Tauglichkeit des Materials für einen DNA-Test angeht“, versprach Sam.
Mister McKee wandte sich an den ebenfalls anwesenden Nat Norton und erteilte ihm das Wort. Unser Betriebswirtschaftler erläuterte in trockenen Worten, was er inzwischen über die wirtschaftlichen Verhältnisse von William Grotzky herausgefunden hatte. „Grotzky benutzte ja mehrere Pässe unterschiedlicher Nationalitäten. Inzwischen weiß ich, dass er mit Hilfe dieser Tarnidentitäten ein erhebliches Vermögen angesammelt und unter dubiosen Rahmenbedingungen weitergeleitet hat. Ein zentraler Baustein in diesem System ist dabei eine Briefkastenfirma in Liechtenstein, bei der ich allerdings noch nicht herausgefunden habe, wer eigentlich dahinter steckt. Klar ist nur eins: Grotzky war an millionenschweren Geschäften beteiligt, die auf jeden Fall ein gefundenes Fressen für die Steuerfahndung gewesen wären. Und manche Details lassen auf Geldwäsche in großem Stil schließen.“
„Haben Sie irgendeine Ahnung, aus was für Geschäften diese Gelder letztlich stammen?“
Nat schüttelte den Kopf. „Bedauerlicherweise nicht. In erster Linie würde einem natürlich der Drogenhandel einfallen, aber Grotzky war ein schlauer Kopf. Ich kann mir schwer vorstellen, dass er versucht hat, ausgerechnet auf dem Gebiet das Geschäft seines Lebens zu machen, in dem er als Undercover Agent jahrelang auf der anderen Seite stand und er ständig damit rechnen musste, dass ihm alte Bekannte über den Weg laufen wie die Giacomettis und ihre Leute.“
„Andererseits zeichnete sich Grotzky immer durch besondere Risikobereitschaft aus, wie seine zahlreichen, zum Teil extrem gefährlichen Einsätze beweisen“, gab Mister McKee zu bedenken. „Ausschließen würde ich das also nicht von vorn herein.“
Schließlich erhielt noch Max Carter das Wort. „Ich habe bisher erfolglos versucht, herauszufinden, wer der Mann ist, der angeblich Al heißt. Selbst unter ehemaligen Kollegen, die mit Grotzky zusammengearbeitet haben, gibt es kaum Übereinstimmungen zu dem Gesicht, das auf dem Phantombild zu sehen ist. Dafür kann ich etwas über den Mann mit der Brille sagen. Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Brad Sussman, dessen letzte Adresse hier in New York in der Bianco Street, Bronx, liegt, wo er auch einen Laden mit Secondhand Kleidung betreibt. Sussman war einer von Grotzkys wichtigsten Informanten. Sussman kommt ursprünglich aus Philadelphia und wurde dort mehrfach wegen Hehlerei angezeigt. Insgesamt saß er zwei Jahre für verschiedene kleinere Delikte.“