Читать книгу Meine besten Action Thriller November 2021: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 8

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Der Blonde hielt an, ließ den Blick die Häuserzeile entlang gleiten und hatte dann die richtige Nummer gefunden.

Es war eine günstige Zeit. Zehn Uhr Morgens. In der Straße parkte kaum ein Wagen, da die meisten Anwohner zur Arbeit gefahren waren. Der Blonde würde seinen Job erledigen können, ohne viel Aufsehen zu erregen. Genau das entsprach seinem Stil. Er arbeitete schnell, präzise und ohne Spuren zu hinterlassen.

Eine ältere Frau ging die Straße entlang. Der Blonde wartete, bis sie um die nächste Ecke gegangen war und überquerte dann die Fahrbahn.

Einen Augenblick später stand er an der Haustür und klingelte. Normalerweise war William Grotzky - sein Opfer - um diese Zeit gerade erst aufgestanden und saß jetzt beim Frühstück. Genau die richtige Zeit für solch einen Besuch also...

Der Blonde klingelte ein zweites Mal und fasste die in der Manteltasche steckende Pistole mit dem aufgeschraubten Schalldämpfer fester.

Endlich kam jemand und machte auf.

Aber es war nicht Grotzky, sondern eine Frau, die den Killer ziemlich erstaunt ansah.

Aber das Erstaunen war beiderseitig.

Sie war hübsch, fand der Blonde. Langes, rostbraunes Haar, dunkle Augen. Ihr Gesicht drückte Enttäuschung aus. Sie hatte offenbar jemand anderen erwartet.

Schade um sie, dachte der Killer. Aber es war ziemlich ausgeschlossen, dass er sie am Leben lassen konnte.

„Ist Mister William Grotzky nicht da?“, fragte er kühl.

„Nein, tut mir leid“, erwiderte die Frau, während sie den Killer einer eingehenden Musterung unterzog. Auf ihrer Stirn erschienen ein paar Falten, die eine deutliche Portion Misstrauen signalisierten.

Die Frau hatte er nicht erwartet. Er fluchte innerlich. Wenn er etwas hasste, dann waren es Überraschungen dieser Art.

„Was wollen Sie von William?“, fragte die Frau.

„Ich muss ihn dringend sprechen.“

„Sind Sie ein Bekannter?“

Der Killer zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde mit der Antwort.

„Ja“, sagte er.

„William kommt gleich zurück“, berichtete die Frau. „Er ist nur kurz für ein paar Besorgungen weg.“

Sie wusste nicht, wer Grotzky wirklich war. Sie konnte nichts von seiner Vergangenheit wissen oder von dem, was er jetzt tat. Das war dem Blonden sofort klar, dann hätte sie Bescheid gewusst, wäre ihr Misstrauen größer gewesen.

Der Blonde hob die Augenbrauen.

„Kann ich bei Ihnen auf ihn warten?“

„Lieber nicht. Ich bin allein und kenne Sie gar nicht. Außerdem ist das nicht meine Wohnung und ich weiß nicht, ob es William recht wäre, wenn...“

Aha!, dachte der Blonde. Grotzky kannte die Kleine noch nicht lange. Vielleicht sogar erst seit dem gestrigen Abend. Anders konnte es auch gar nicht sein, sonst hätte der Blonde von ihr gewusst. Schließlich hatte er Grotzkys Lebensumstände genauestens ausgeforscht.

„Es wäre ihm recht!“, behauptete er.

„Nein, das möchte ich nicht!“, sagte sie mit großer Bestimmtheit.

„Will und ich kennen uns eine halbe Ewigkeit.“

„Aber ich Sie nicht. Tut mir leid.“

Sie versuchte die Tür zu schließen, aber der Blonde stellte seinen Fuß dazwischen. Ein schneller Griff und er hatte die Automatik aus der Manteltasche herausgerissen. Der lange Schalldämpfer zeigte direkt auf den Oberkörper der jungen Frau und ließ sie schreckensbleich zurückweichen.

Der Blonde trat ein und gab der Tür einen Stoß mit der Hacke, so dass sie geräuschvoll ins Schloss fiel.

Die Frau schüttelte stumm den Kopf. Es dauerte ein paar Sekunden, ehe sie wieder soweit beieinander war, dass sie etwas sagen konnte.

„Was wollen Sie?“, fragte sie schluckend, während sie noch einen Schritt rückwärts machte und dabei gegen die Kommode stieß, die in dem engen Flur stand.

„Ist noch jemand in der Wohnung?“, fragte der Blonde kalt.

Sie schüttelte stumm den Kopf.

Dann hob der Blonde die Schalldämpferpistole ein wenig an und drückte ab.

Es gab ein Geräusch, das Ähnlichkeit mit einem kräftigen Niesen hatte und auf der Stirn der jungen Frau erschien ein roter Punkt, der rasch größer wurde. Sie taumelte rückwärts und schlug der Länge nach hin.

Der Blonde atmete tief durch. Die Sache mit der Frau war nicht eingeplant gewesen, aber sie hatte nun einmal sein Gesicht gesehen. Und das war ihr Todesurteil gewesen.

Der Blonde stieg über ihren leblosen Körper hinweg und sah sich im Rest der Wohnung um. Ein Zimmer nach dem anderen nahm er sich vor. Die Frau hatte die Wahrheit gesagt.

Sie war tatsächlich allein gewesen.

Der Killer steckte die Waffe ein, fasste die junge Frau unter den Armen und schleifte sie ins Wohnzimmer. Dann ließ er sich in einen der klobigen Ledersessel fallen und wartete.

Nicht lange, höchsten zehn Minuten. Dann waren an der Haustür Geräusche zu hören. Ein Schlüssel wurde herumgedreht und jemand trat ein.

Das musste Grotzky sein.

„Vanessa?“

Sekunden später stand Grotzky in der Wohnzimmertür. Er hielt eine Papiertüte mit dem Aufdruck des nahen Supermarkts im Arm.

Grotzky ließ die Tüte fallen, griff unter seinen Lederblouson und riss eine P 226 hervor, während er sich seitwärts fallen ließ.

Der Blonde brauchte nicht einmal die Waffe hochzureißen.

Er saß seelenruhig da und drückte einfach ab. Der erste Schuss traf William Grotzky im Bauchbereich und der zweite ging durch den Hals.

Hart schlug Grotzky auf den Boden. Eine Blutlache bildete sich. Die Hand hielt noch krampfhaft den Griff der P 226 fest. Ein Zittern durchlief seinen Körper. Die Augen waren glasig, der Atem nicht mehr als ein Röcheln. Blut rann ihm aus dem rechten Mundwinkel.

Der Blonde stand auf, trat an den Sterbenden heran und achtete darauf, nicht in die Blutlache zu treten. Dann zielte er auf den Kopf und drückte ein letztes Mal ab, bevor er die Waffe zurück in die weite Tasche seines Kaschmirmantels steckte, die er sich für den langen Schalldämpfer eigens hatte umschneidern lassen.

Ein kaltes Lächeln spielte jetzt um seinen dünnlippigen Mund, der zuvor wie ein gerader Strich gewirkt hatte.

Auftrag erledigt!, dachte er.


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