Читать книгу Meine besten Action Thriller November 2021: 7 Strand Krimis - Alfred Bekker - Страница 13

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„Das Haus ist so seelenlos wie ein Hotelzimmer“, meinte Orry, während er sich zusammen mit Clive Caravaggio im Schlafzimmer umsah. Beide Agenten hatten Latexhandschuhe übergestreift, um die Spurenlage nicht zu verfälschen. Das Wohnzimmer wurde gerade von den FBI-Erkennungsdienstlern Mell Horster und Sam Folder unter die Lupe genommen.

„Du hast recht, Orry“, meinte Clive. „Keine Zeitschrift, kein Computer oder irgendetwas anderes, das eine persönliche Note hätte.“

„Fast könnte man meinen, dass Grotzky mit der Möglichkeit rechnete, jeden Moment untertauchen zu müssen.“

„Und dabei wollte er möglichst keine Spuren hinterlassen!“

„Wir haben noch nicht einmal ein Telefonregister gefunden. So kann doch kein Mensch leben!“

„Grotzky konnte es offenbar. Oder er war nicht oft hier.“

„Warten wir mal auf den Einzelverbindungsnachweis der Telefongesellschaft. Vielleicht bringt uns der ja ein Stück weiter.“

Clive zuckte die Schultern und ließ noch mal den Blick durch das Schlafzimmer schweifen. Die Gegenstände, die man eindeutig persönlich hatte zuordnen können, hatten Vanessa McKenzie gehört. Eine Handtasche, eine Uhr mit der Aufschrift GOOD LUCK FOR EVER und diverse andere Kleinigkeiten wie zum Beispiel einen Lippenstift.

Clive öffnete den Kleiderschrank.

Grotzkys Sachen hingen fein säuberlich aufgehängt da. Ein paar Hosen, Hemden, Jacketts und ein Mantel.

„Es wurden überall die Etiketten entfernt“, stellte Clive fest.

„Ich verstehe ja, dass Grotzky Angst vor der Mafia hatte, aber das erscheint mir dann doch übertrieben!“

„Tatsache ist, dass wir noch immer so gut wie nichts über Jack Aarons’ Leben als William Grotzky wissen, obwohl wir in seinem Haus stehen.“

„Zusammen mit den Pässen verschiedener Nationalität, die Grotzky bei sich trug, ergibt das ein ganz eigenartiges Bild. Fast, als wäre er in den letzten fünf Jahren noch immer im aktiven Undercover-Einsatz.“

„Ich meine, wir haben ihn ja während des Ricardo-Falls etwas kennen gelernt...“, begann Orry.

„Das habe ich auch gedacht. Aber jetzt bezweifle ich, ob irgendetwas, was wir über ihn zu wissen glaubten, überhaupt noch haltbar ist, Orry.“

Die beiden G-men wechselten einen kurzen Blick.

„Mal ehrlich, du hast auch schon darüber nachgedacht, ob Grotzky nicht etwas auf eigene Rechnung am laufen hatte, Clive!“

„Der Sportwagen, den er fuhr, hat ein Vermögen gekostet, dass Nummernkonto in der Schweiz, die konspirativen Umstände, unter denen er hier gelebt hat...“

„Passt doch alles zusammen oder?“

„Unsere Gehälter betragen ein Bruchteil von dem, was ein halbwegs cleverer Drogenhändler verdienen kann“, gab Orry zu bedenken.

„Allein für das Geld macht auch das niemand, Orry! Du musst schon daran glauben, dass es richtig ist, für das Recht einzutreten.“

„Vielleicht war Grotzkys Idealismus irgendwann erschöpft.“

„Kann ich mir schwer vorstellen!“

„Weil du von dir ausgehst. Aber versuch das ganze Mal aus seiner Sicht zu sehen! Grotzky hat jahrelang sein Leben für ein paar Dollars riskiert. Und jetzt wollte er vielleicht einfach mal selbst etwas vom großen Kuchen abbekommen. Er war bei Drogendeals dabei, wo die Scheine Kofferweise den Besitzer gewechselt haben. Da kommt dir doch automatisch der Gedanke, dass du vielleicht auf der falschen Seite stehst und dir deine Rechtschaffenheit am Ende nichts bringt!“

„Also mir kam dieser Gedanke bisher nicht!“

Die beiden Agenten gingen zurück ins Wohnzimmer.

Die Positionen der Leichen waren mit Kreide markiert.

„Na, irgendetwas Bedeutendes gefunden?“, fragte Sam Folder.

Orry schüttelte den Kopf. „Man könnte denken, dass hier niemand gewohnt hat. Das Heim eines Spions oder so etwas.“

„Es gibt immer irgendwelche Spuren“, widersprach der Erkennungsdienstler. Sam deutete auf einen drehbaren Ledersessel. „Dort muss der Täter gesessen haben“, stellte er fest. „Er ist außerdem Rechtshänder. An der rechten Armlehne waren Schmauchspuren, deren Lage Rückschlüsse auf die Länge des Unterarms zulassen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass unser Täter größer als ein Meter neunzig ist und vermutlich ein Mann.“

„Hat er im Sessel gesessen und seelenruhig abgewartet, bis sein Opfer zur Tür hereinkam?“

„Ja“, bestätigte Sam. „Mell hat im Flur einen winzigen Blutspritzer mit Luminol sichtbar machen können, der nahe legt, dass die Frau bereits hier erschossen wurde. Sie hat dem Täter die Tür geöffnet und ist zurückgewichen. Er hat sie erschossen und anschließend ins Wohnzimmer geschleift. Grotzky wiederum hat ja, wie wir nach dem Bericht des Yonkers Police Department wissen, versucht, noch eine Waffe zu ziehen.“

Im Flur hörte man die Stimmen von Mell Horster und Captain George Rigosian.

Clive ging hinaus und wandte sich an den Mann des Yonkers Police Department. „Wir werden im großen Stil die Nachbarschaft befragen müssen. Vielleicht könnten Sie uns mit Ihren Leuten unterstützen, damit wir schneller zu einem Ergebnis kommen.“

Rigosian nickte. „Natürlich, dürfte kein Problem sein. Aber ich glaube nicht, dass dabei allzu viel herauskommt. Die meisten Leute, die in dieser Gegend wohnen, arbeiten im Big Apple und müssen schon früh aus dem Haus, um ihre Büros zu erreichen.“

„Vermutlich hat sich Grotzky diese Gegend genau aus diesem Grund ausgesucht!“

„Ein ruhiges Plätzchen hatte er hier jedenfalls“, gab Rigosian zu.

„Hat man eigentlich bei Vanessa McKenzie und William Grotzky Mobiltelefone gefunden?“, fragte Clive.

„Nein“, erklärte Rigosian. „Tut mir leid, aber das ist uns hier gleich aufgefallen, zumal Vanessa McKenzie ganz sicher ein Handy besaß. Es handelte sich um ein ganz normales Gerät, das über den Vertrag mit einem Mobilfunkanbieter betrieben wurde. In der Zeit, als die junge Frau vermisst wurde, haben wir versucht, sie durch Anpeilung ihres Gerätes zu orten, aber es war wohl abgeschaltet.“

„Hatte sie es gar nicht bei sich?“

„Unwahrscheinlich. Ich selbst habe mich in ihrem Zimmer umgesehen. Da war kein Handy, aber ihre Mitbewohnerin Jennifer Allister hat mir erklärt, dass ihre Freundin das Handy an dem Abend, als sie mit Grotzky nach Hause fuhr, auf jeden Fall bei sich hatte.“

„Und was ist mit Grotzky? Es fällt mir schwer anzunehmen, dass ein Mann wie Grotzky überhaupt kein Mobiltelefon besaß.“

„Vielleicht hatte er ein Prepaid-Handy, das der Täter mitgenommen hat, weil er befürchtete, dass sich im Menue irgendwelche Nummern befinden, die auf seinen Auftraggeber hinweisen.“

Clive hob die Augenbrauen. „Deshalb hat der Killer vielleicht sicherheitshalber Vanessa McKenzies Gerät auch gleich mitgenommen.“

„Das wäre eine Erklärung“, bestätigte Captain Rigosian. „Kannten Sie ihn persönlich? Er war immerhin FBI-Agent.“

„Nur flüchtig“, antwortete Clive. „Offiziell war er nur für kurze Zeit unserem Field Office zugeteilt. Und im übrigen lassen mich die Dinge, die wir bisher über ihn herausgefunden haben, bereits an dem wenigen zweifeln, was ich über ihn zu wissen glaubte...“

Rigosian rieb sich das Kinn. „Wenn Sie mich fragen, dann hat er gelebt wie jemand, der das CIA-Handbuch für das Verhalten von Agenten im Auslandseinsatz sehr intensiv gelesen hat.“


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