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Der Tote aus dem Nichts

Alfred Bekker


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"Was will der denn?" fragte Mark stirnrunzelnd, als der Polizeiwagen mit Blinklicht an seinem Ford vorbeizog und deutlich machte, daß er anzuhalten habe.

"Vermutlich bist du zu schnell gefahren!" sagte Sarah, seine Frau. Sie blies sich die Strähnen aus dem Gesicht. Es war ein schrecklich heißer Tag.

Dann hatten sie hier in dieser Einöde eine Panne gehabt. Zwei Stunden hatten sie laufen müssen, um das nächste Telefon zu erreichen und einen Abschleppwagen rufen zu können. Die Reparatur hatte dann nocheinmal drei Stunden gedauert und jetzt waren sie mit den Nerven ziemlich fertig.

Eine Polizeikontrolle, das mußte jetzt wirklich nicht auch noch sein!

"Bis zu deiner Mutter werden wir es heute wohl kaum noch schaffen!" knurrte Mark nach einem kurzen Blick auf die Uhr am Handgelenk.

"Und was sollen wir machen?" fragte Sarah.

Mark zuckte die Achseln. "Wenn du hier irgendwo ein Motel siehst oder etwas, das auch nur entfernt so aussieht, dann sag sofort bescheid."

Mark fuhr den Wagen an den Straßenrand und drehte das Fenster herunter. Aus dem Polizeiwagen kam eine Gestalt mit Sonnenbrille und breitkrempigem Hut.

"Tag, ich bin Collins, der Distrikt-Sheriff", stellte er sich vor. "Dies ist eine Routine-Kontrolle. Darf ich Sie bitten, Ihren Kofferraum mal zu öffnen?"

Mark runzelte die Stirn. "Meinen Kofferraum?"

"Wir sind hier in der Nähe der Grenze..."

"...und Sie denken, daß wir etwas schmuggeln wollen?" schloß Sarah.

Der Sheriff zuckte die Achseln. "Was weiß ich.

Gehen wir nachschauen und Sie sind mich gleich los!"

Mark und Sarah stiegen aus. Zusammen mit dem Sheriff gingen sie zum Kofferraum. Mark öffnete ihn. "Es ist nichts drin. Gar nichts. Unsere Koffer sind auf dem Rücksitz!" sagte Sarah.

Die Klappe ging hoch und sie verstummte. Für einen kurzen Moment sagte keiner von ihnen ein Wort, als ihnen das tote Augenpaar ausdruckslos entgegenstarrte.

*


Der Tote war vielleicht vierzig Jahre alt, trug einen Oberrlippenbart und einen Sommeranzug, der ziemlich gelitten hatte.

"Scheint, als hätte ihn jemand mit einem schwe-ren Gegenstand im Genick getroffen", sagte der Sheriff, der inzwischen seine Dienstwaffe gezogen hatte. Er deutete auf den Wagenheber. "Vielleicht war das die Mordwaffe..."

"Hören Sie", sagte Mark. "Wir kennen den Mann gar nicht..."

"...und natürlich können Sie sich nicht erklären, wie er hier in den Wagen kommt!" Der Sheriff verzog das Gesicht. "Aber ich kenne ihn.

Er heißt Tim Patterson und besitzt einen kleinen Laden am Highway."

"Aber wir hatten doch gar keinen Grund, diesen Patterson umzubringen!" wandte Sarah verzweifelt ein. Auf den Sheriff schien das wenig Eindruck zu machen. Er zuckte die Achseln.

"Das werden wir alles schon klären. Das Gesicht zum Wagen und Beine auseinander!" Dann griff er zu dem Funkgerät an seinem Gürtel und rief erst einmal Verstärkung.

"Das muß alles ein Mißverständnis sein!" meinte Mark schwach.

"Sicher", erklärte der Sheriff. "Aber bevor Sie noch etwas von sich geben, muß ich Ihnen noch mitteilen, daß alles, was Sie von jetzt an sagen, vor Gericht gegen Sie verwendet werden kann!"

"In der Reperaturwerkstatt!" schoß es Sarah ins Bewußtsein. "Dort war unser Wagen längere Zeit allein! Man muß uns die Leiche hineingelegt haben!"

Der Sheriff runzelte die Stirn. "Werkstatt? Die einzige Werkstatt weit und breit ist die von Frank Carson. Und ich wüßte nicht, weshalb der Ihnen eine Leiche in den Kofferraum gelegt haben sollte!" Der Sheriff schüttelte energisch den Kopf. "Das klingt einfach zu sehr an den Haaren herbeigezogen! Ich kaufe Ihnen das nicht ab. Und der Haftrichter sicher auch nicht!"

*


Der Termin vor dem Haftrichter dauerte nur ein paar Minuten. Der Anwalt, den man Mark und Sarah als Verteidiger angedient hatte war, wie sich später herausstellte ein Neffe von Tim Patterson gewesen. Und selbstverständlich hatte er nichts dagegen, daß die mutmaßlichen Mörder seines Onkels festgehalten wurden. Also wanderten Sarah und Mark ins Distriktgefängnis, wo sie auf ihren Prozeß warten würden. Doch auch an dessen Ausgang konnte es kaum einen Zweifel geben.

Erledigt! dachte Sheriff Collins.

Am nächsten Tag suchten ihn ein Mann und eine Frau auf, die sich als FBI-Beamte auswiesen.

"FBI? Worum geht es?" fragte Sheriff Collins.

"Um den Patterson-Fall", eröffnete ihm die Frau.

"Ich wußte gar nicht, daß sich das FBI für solche Dinge interessiert... Ein gewöhnlicher Raubmord, so scheint der Stand der Dinge zu sein.

Die mutmaßlichen Täter warten im Bezirksgefängnis auf ihren Prozeß."

Die beiden FBI-Agenten wechselten einen kurzen Blick, dann sagte der Mann: "Eigentlich sind wir Ihretwegen hier, Sheriff Collins! Denn Sie haben Tim Patterson umgebracht, weil er über ihre schmutzigen Geschäfte bescheid wußte und drohte, Sie zu verraten. Allerdings hatte er für den Fall seines Todes vorgesorgt und einen Anwalt damit beauftragt, dem FBI einen Brief zu übergeben.

Daher wissen wir, daß Sie gegen Bares beim Schmuggel ein Auge zudrücken..."

"Pah!" machte Collins. "Das sind alles keine Beweise! Nur Anschuldigungen, die nicht nachzuprüfen sind!"

"Wir haben das Geständnis von Frank Carson, den Sie mit einer alten Geschichte wegen dem Verkauf gestohlener Wagen in der Hand hatten. Er hat die Leiche in den Kofferraum von zwei Ahnungslosen gelegt, während diese darauf warteten, daß ihr Wagen repariert wird... Ihre Dienstwaffe bitte, Sheriff Collins!"

Kriminell und spannend in die Weihnachtszeit: 2 Kriminalromane und 32 Kurz-Krimis

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