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Der Safeknacker

Alfred Bekker


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"Sagen Sie, es gibt bei Ihnen doch sicherlich einen Hotelsafe, nicht wahr?"

Der Hotelmanager nickte eilfertig.

"Aber sicher, Herr...äh..."

"Bender."

"Ach ja, ich erinnere mich."

Bender war Mitte vierzig, seine Schläfen ergraut, das Haar bereits merklich ausgedünnt. Er machte einen ziemlich abgespannten, übermüdeten Eindruck. Die Ringe unter seinen Augen waren nicht zu übersehen.

In der Rechten hielt er ein kleines Pappkästchen.

"Ich möchte dies sicher aufbewahrt wissen", erklärte er.

"Nicht lange, nur eine Nacht. Morgen reise ich ab."

Der Hotelmanager zuckte mit den Schultern. "Warum nicht, Herr Bender? Sicher ist schließlich sicher!"

"So ist es."

"Wenn Sie mir bitte folgen würden..."

Sie gingen gemeinsam zur Rezeption, der Hotelmanager wies den Portier an, etwas zur Seite zu treten, während er selbst am Nummernschloß des Safes drehte und ihn öffnete. dann ließ er sich von Bender das kleine Kästchen geben und plazierte es im Innenraum. "Ich hoffe, es ist keine Bombe drin!" meinte er scherzhaft. Bender grinste. "Es ist eine Bombe!" Als er die Veränderung im Gesicht des Hotelmanagers sah, setzte er hinzu: "Allerdings eine von ganz anderer Art, als Sie jetzt annehmen. Es ist eine Diktiergerät samt besprochener Kassette, mein neuestes Buch!"

"Oh..." Das Gesicht des Hotelmanagers entspannte sich etwas. Er schloß den Safe wieder und ließ ein mattes Lächeln um die Lippen spielen.

"Wer außer Ihnen kennt die Kombination?" erkundigte sich Bender dann.

"Niemand. Ich bin der Einzige, der etwas aus diesem Schrank herausholen kann!"

"Das beruhigt mich..."

*


Sanders wartete, bis Bender weg war. Dann fragte er: "Sie sind der Hotelmanager?" Der Angesprochene wandte sich zu Sanders um und runzelte die Stirn. Dann gewann sein geschäftsmäßiges Lächeln die Oberhand. "Sie wünschen?"

Sanders hielt ihm einen Ausweis unter die Nase, zog ihn aber so schnell wieder weg, daß der Hotelmanager kaum mehr als einen flüchtigen Blick darauf werfen konnte. "Ich bin Privatdetektiv", erklärte Sanders dann. "Der Mann, der Ihnen gerade etwas zur Aufbewahrung gegeben hat - wissen Sie, wer das ist?"

"Ich werde Ihnen keine Auskünfte über unsere Gäste geben!" Sanders schüttelte den Kopf. "Sie haben mich mißverstanden! Im Moment nennt er sich Bender und behauptet, Autor zu sein, nicht wahr?" Das Gesicht des Hotelmanagers blieb regungslos, während Sanders fortfuhr: "Aber ich will Ihnen sagen, was er wirklich ist!"

"Nun?"

"Ein Safeknacker! Ich bin ihm schon seit geraumer Zeit auf den Fersen. Wenn Sie mir helfen, dann kann ich ihn diesmal vielleicht auf frischer Tat ertappen!" Der Hotelmanager zog die Brauen in die Höhe. "Beweisen Sie mir ersteinmal, was Sie da behaupten!"

Sanders nickte. "Hat Bender Ihnen zufällig ein Diktiergerät zur Aufbewahrung gegeben?"

"Ja."

"Das ist seine Methode! Er hat sie schon dutzendfach angewandt. Sie ist totsicher!"

"Was meinen Sie damit?"

"Es ist ganz einfach: Man nimmt ein Diktiergerät mit Sprechsteuerung, daß sich bei jedem Geräusch automatisch einschaltet und läßt es in einem Safe deponieren. Wenn jetzt irgendjemand am Nummernschloß dreht, um den Safe zu öffnen, schaltet sich das Gerät ein. Später holt man es einfach auf dem üblichen Weg aus dem Safe wieder heraus. Auf dem Band kann man jede Zacke hören, man braucht nur zu zählen und hat die Kombination." Der Hotelmanager wandte einen nachdenklichen Blick zum Safe. "Eine faszinierende Methode!"

meinte er. "Aber wie unterscheidet man rechts und links? Ich meine, Sie können von der Null aus entweder nach rechts oder nach links drehen, aber das kann man nicht hören!"

Sanders zuckte mit den Schultern.

"Man probiert einfach aus: Einmal nach rechts, einmal nach links. Das ist doch keine Schwierigkeit!"

Der Hotelmanager nickte leicht. Sein Gesicht hatte in den letzten Sekunden beträchtlich an Farbe verloren. Er atmete tief durch. "Was schlagen Sie vor?"

fragte er. "Vor allem rate ich Ihnen zur Diskretion", erklärte Sanders. "Sonst wird mir dieser Mann wieder durch die Lappen gehen - und der Ruf Ihres Hauses wäre auf Jahre hinaus ruiniert! Kein Mensch würde auch nur ein paar Glasperlen in Ihren Safe zur Aufbewahrung geben!"

"Das ist einleuchtend."

"Geben Sie mir das Diktiergerät! Es ist ein Beweismittel, das diesen Mann überführen kann. Ich werde es der Polizei übergeben!"

"Gut. Aber sorgen Sie um Himmels Willen dafür, daß Bender oder wie immer er wirklich heißen mag! - nicht hier im Hotel verhaftet wird!"

Sanders nickte. "Ich werde sehen, was sich machen läßt!"

*


"Haben Sie das Geld dabei?" fragte Sanders. Sie hatten sich in einem Cafe getroffen. Die Frau, die ihm gegenüber saß, war um die fünfzig und lange nicht mehr so schön, wie sie vielleicht einmal gewesen war. Eine große, dunkle Sonnenbrille verdeckte den größten Teil ihres Gesichts.

"Und Sie?" fragte die Frau. "Haben Sie die Cassette?"

Sanders holte ein Diktiergerät aus seiner Jackentasche und nahm die Kassette heraus.

"Hier", sagte er, während er sie über den Tisch schob.

"Ich danke Ihnen!"

"Was ist eigentlich drauf, auf der Cassette?" fragte Sanders. Um die Mundwinkel der Frau legte sich mit einem Mal ein harter Zug. "Ein Buch voller Lügen und gemeiner Verleumdungen!" schimpfte sie.

"Über Ihr aufregendes Leben als Schauspielerin?" Sanders grinste.

"Enthüllungen, Affären und so weiter, das wollen die Leute lesen!"

"So ist es. Aber meine Biographie ist meine Privatsache!" Sie holte einen Briefumschlag aus ihrer Handtasche und reichte ihn Sanders. "Sie haben Ihre Sache gut gemacht!"

Kriminell und spannend in die Weihnachtszeit: 2 Kriminalromane und 32 Kurz-Krimis

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