Читать книгу Kriminell und spannend in die Weihnachtszeit: 2 Kriminalromane und 32 Kurz-Krimis - Alfred Bekker - Страница 15
ОглавлениеMord nach Drehbuch
Alfred Bekker
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"Morris hat mir gesagt, daß Sie mich in der nächsten Folge 'sterben' lassen wollen..." begann Phil Ellings niedergeschlagen, als er Norman Clifford, den Autor von 'Ruhm und Geld' eher zufällig vor dem Gebäude der Produktionsfirma traf. 'Ruhm und Geld' - das war die neueste Sensation unter den Fernsehserien.
Clifford blieb stehen. "Ja, das stimmt!" Er lächelte zynisch. "Ich werde einen geisteskranken Amokschützen in die Handlung einbauen, der das Feuer auf eine Gruppe von Passanten eröffnet!" "Mr. Clifford, was habe ich Ihnen getan, daß Sie so mit mir umgehen..." winselte Ellings. Clifford musterte sein Gegenüber kühl. "Ich war von Anfang an der Meinung, daß Sie nicht in die Serie pas-sen, und wenn Morris nicht der Produzent wäre, hätten wir nicht eine einzige Folge mit Ihnen abgedreht, Ellings! Sie sind out. Sie hatten Ihre große Zeit, aber die ist lange vorbei." "Ich weiß, Mr. Clifford, aber wenn ich aus der Serie fliege, dann ist das für mich das endgültige Aus! Ich brauch das Geld...
Ich habe Schulden..." "Tut mir leid! Das Buch ist fertig und ich habe nicht die Absicht, noch irgendetwas daran zu ändern..." "Bitte!" Ellings packte Clifford am Arm, ließ ihn aber sofort wieder los. "Sprechen Sie mit Morris. Er ist der Produzent!" zischte Clifford dann unwirsch. Aber das hatte Ellings bereits. Und Morris hatte ihm gesagt, daß Clifford freie Hand bei den Drehbüchern für 'Ruhm und Geld' hätte. "Das werden Sie noch bereuen, Clifford!" rief Ellings mit geballten Fäusten, während sich einige Passanten kopfschüttelnd umdrehten.
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"Ich bin nun schon so lange bei der Mordkommission, aber an einen solchen Anblick werde ich mich wohl nie gewöhnen...", meinte Inspektor Miller und deutete dabei auf den Toten, der auf dem Teppichboden lag. Der Mann hieß Norman Clifford und man hatte Miller bereits darüber aufgeklärt, daß es sich dabei um den Autor von 'Ruhm und Geld' handelte. "Er ist erschossen worden", erklärte sein Kollege von der Spurensicherung. "Aber sehen Sie sich das nur an, Miller: Der Täter muß wie ein Verrückter herumgeballert haben. Überall sind Einschußlöcher an den Wänden..." Wenig später sprach Miller dann mit der Frau des Er-mordeten.Sie war im Theater gewesen und deshalb erst spät nach Hause gekommen.
Mrs. Clifford war völlig aufgelöst. "Mrs. Clifford", begann Miller vorsichtig.
"Hatte Ihr Mann irgendwelche Feinde?" "Feinde? - Nein." "Bitte, überlegen Sie!
Auch der kleinste Hinweis könnte vielleicht von Bedeutung sein..." Mrs Clifford sah auf. "Warten Sie... Norman erzählte mir gestern von einem Schauspie-ler, der ihm aufgelauert und ihn bedroht hätte..." Miller zog die Augenbrauen hoch. "Worum ging es?"
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Phil Ellings runzelte die Stirn, als Inspektor Miller vor seiner Wohnungstür auftauchte und ihm seine Dienstmarke unter die Nase hielt. Miller kam gleich zur Sache. "Mr. Ellings, Sie haben von Norman Cliffords Ermordung gehört, nehme ich an..." "Es stand ausfühlich in der Zeitung", murmelte er kaum hör-bar. "Wir haben mit Morris, dem Produzenten von 'Ruhm und Geld' gesprochen.
Clifford wollte Sie in einer der nächsten Folgen sterben lassen. Übrigens fehlt das entsprechende Drehbuch in Cliffords Wohnung. Der Täter hat alles durchwühlt, aber offenbar nur dieses eine Manuskript an sich genommen... Außerdem starb er auf eine ähnliche Weise, wie er es - laut Morris Ihnen in der Serie zugedacht hatte: In einem Kugelhagel!" Clifford wurde bleich. "Sie mei-nen, daß ich...?" "Sie haben Clifford am Vormittag vor seinem Tod auf offener Straße bedroht..." "Ja, gebe zu, daß ich ihn verwünscht habe! Er konnte mich von Anfang an nicht leiden und hat die erste beste Gelegenheit genutzt, um mich loszuwerden!" "Was für Sie der Ruin wäre, Mr. Ellings. Wir haben uns über Ihre finanziellen Verhältnisse informiert. Von Ihrem einstigen Vermögen sind nur Schulden geblieben... Haben Sie für den Abend des Mordes ein Alibi?" "Ich war zu Hause. Allein." "Dann muß ich Sie bitten, die Stadt nicht zu verlassen!"
*
Ein paar Tage später saß Ellings bei Morris im Büro. "Leider hatte Clifford sein Drehbuch noch nicht bei mir abgeliefert und bei ihm zu Hause ist es unauffindbar", sagte der Produzent. "So habe ich kurzfristig einen anderen Autor beauftragen müssen. Es wird Sie freuen Ellings - er will Ihre Rolle nicht streichen!" "Oh, das ist gut!" "Ich hoffe, daß der Verdacht gegen Sie fallengelassen wird!" setzte Morris noch hinzu. "Die Zeitungen zerreißen sich schon das Maul!" schimpfte Ellings. "Und wenn ich jetzt so offensichtlich von Cliffords Tod profitiere..." "Über die Zeitungen machen Sie sich mal keine Sorgen!" meinte Morris mit einer wegwerfenden Handbewegung. "Diese Mordgeschichte hat die Serie auf fantastische Weise ins Gespräch gebracht..." In diesem Moment meldete sich Morris' Sekrätärin über die Gegensprechanlage, daß Inspektor Miller eingetroffen sei. Morris und Ellings wechselten einen nach-denklichen Blick. "Lassen Sie ihn herein", sagte Morris dann, während Ellings sich nervös mit der Hand über das Gesicht fuhr. Miller grüßte knapp und wandte sich dann an Ellings. "Sie wollen mich verhaften?" kam dieser dem Inspektor zuvor. "Nein, Sir! Ich muß mich bei Ihnen entschuldigen. Sie sind vollkommen unschuldig..." "Aber...?" Miller wandte sich an Morris. "Sie waren es, Mr.
Morris! Wir haben die Tatwaffe bei Ihnen zu Hause gefunden!" Morris erhob sich empört. "Wie kommen Sie dazu...?" "Sie haben den Verdacht geschickt auf Ellings gelenkt und vielleicht wären wir nie auf Sie gekommen, hätten wir nicht bei nochmaliger Durchsicht von Cliffords Korrespondenz herausgefunden, daß Clifford sich mit einem anderen Produzenten so gut wie handelseinig war und Sie verlassen wollte, Mr.Morris!" "Das höre ich zum ersten Mal!" "Sie haben Ihre Sekretärin dafür bezahlt, daß Sie alles vergißt, was Sie gehört oder ge-sehen hat", fuhr Miller fort. "Ich konnte sie jedoch davon überzeugen, ihre Meinung zu ändern und eine Aussage zu machen." Morris wurde bleich, während Miller fortfuhr: "Clifford hatte sämtliche Rechte an 'Ruhm und Geld'. Wenn er zur Konkurrenz gegangen wäre, wäre das für Ihre Firma der Ruin gewesen, denn diese Serie war das einzig erfolgreiche Projekt, daß Sie in den letzten Jahren begonnen haben!"