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Ein Mord wie auf der Bühne

Alfred Bekker


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"Nein, so bitte nicht!" rief Dahl, der Regisseur und kam mit wedelnden Armen auf die Bühne. "Mehr Gefühl, Boris! Den vor Eifersucht fast Wahnsinnigen glaubt dir doch so niemand!"

Boris Gross, der Hauptdarsteller,setzte ein schmollendes Gesicht auf, hütete sich aber davor, etwas zu sagen. Er wußte, daß er Dahl bei einem Wortwechsel nicht gewachsen war. Dahl drehte sich herum.

"Wo bleibt Anita denn, verdammt nochmal?" schimpfte er die Regie-Assistentin an. "Jetzt wäre eigentlich ihre Szene dran!"

"Immer noch nicht da!" sagte die Assistentin bedauernd.

"Was ist das nur für eine Berufsauffassung!" knirschte Dahl wütend zwischen den Zähnen hindurch. "Wenn ich auf die Schnelle Ersatz finden könnte, hätte ich sie schon längst rausgeschmissen!"

Dahl war ziemlich aufgebracht. Wenn er etwas wirklich haßte, dann war es Unprofessionalität.

"Ich kann doch auch nichts dafür!" verteidigte sich die Assistentin.

Dahl knurrte noch etwas Unverständliches. Plötzlich hallten Schritte durch den Theatersaal. Dahl blinzelte und sah einen Mann in den mittleren Jahren auf die Bühne zukommen. "Was machen Sie hier?" rief der Regisseur nicht gerade freundlich.

"Mein Name ist Bogner!" sagte der Mann gelassen. "Ich bin von der Kriminalpolizei!"

Auf einmal war es ganz still. Keiner sagte ein Wort. Dahl runzelte die Stirn und kam von der Bühne herunter. "Was wollen Sie, Herr Bogner?" fragte er dann in deutlich verändertem Tonfall.

"Es geht um eine gewisse Anita Albrecht...", kam Bogner gleich zur Sache.

"Die müßte schon lange hier sein!" rief der Regisseur.

Bogner nickte. "Sie ist ermordet worden. Jemand hat sie gestern abend in der Bergstraße von hinten erstochen."

Dahl schluckte. "Mein Gott..." Und die Regie-Assistentin sagte mit erstickter Stimme: "Dann hat er es also wahrgemacht!"

Bogner drehte sich zu ihr herum. "Von wem sprechen Sie?" Die Assistentin kam näher heran. Ihre Augen waren gerötet. "Ich spreche von Helmut Lester. Er war ganz verrückt nach Anita und hat sich auch nicht davon abschrecken lassen, daß sie nichts von ihm wissen wollte. Monatelang hat er sie regelrecht terrorisiert und sie auch nicht in Ruhe gelassen, als sie hier her gezogen ist. Sie kommt nämlich eigentlich aus Hamburg."

Bogner hob die Brauen. "Er ist ihr gefolgt?"

"Ja. Und er ist gegenwärtig in der Stadt. Jedenfalls war er das vorgestern!

Anita und ich sind nach den Proben zusammen essen gewesen. Er muß uns abgepaßt haben. Jedenfalls gab es eine schreckliche Szene. Sie hat ihm gesagt, daß sie endgültig nichts mit ihm zu tun haben möchte und er hat dann herumgetobt und ihr gedroht. Sie würde das noch bereuen und dafür bezahlen und so weiter!"

Bogner nickte. "Sie wissen nicht zufällig, wo dieser Helmut Lester im Moment zu finden ist?"

"Keine Ahnung."

"Und wie ist Ihr Name? Es könnte ja sein, daß ich noch Fragen habe..."

"Saskia Braun. Soll ich ihnen auch meine Adresse aufschreiben?"

"Tun Sie das."

"Ist doch merkwürdig, oder?", meinte Saskia dann. "Anita starb nämlich auch in ihrer Bühnenrolle durch einen Messerstich. Sie sollten das Stück mal lesen, Kommissar! Ein Eifersuchtsdrama."

Bogner befragte noch die anderen Mitglieder des Ensembles. Aber über Anita schien sie allesamnt nicht sonderlich viel zu wissen.

"Sie ist noch nicht lange dabei!" meinte Tanja Karlow, eine der Nebendarstellerinnen, die in dem ganzen Stück gerade zwei Sätze zu sagen hatte. "Erst seit zwei Wochen."

Bogner war erstaunt.

"Seit zwei Wochen erst? Aber die Proben dauern doch schon viel länger!"

"Sie war ja auch nicht die erste Besetzung für die Hauptrolle. Ihre Vorgängerin ist auf der Treppe zur Garderobe ausgerutscht und liegt nun mit einem gebrochenen Fuß im Krankenhaus. Da hat Dahl Anita aus Hamburg engagiert."

Tanja Karlow zuckte mit den Schultern. "Deshalb wissen die meisten auch nicht viel über sie. Sie hatte, glaube ich, auch noch nicht einmal eine Wohnung hier. Nur ein Hotelzimmer..."

Bogner holte ein kleines Kettchen mit Anhänger hervor. Der Anhänger bestand aus drei ineinandergelegten Dreiecken. "Wir haben das in der Nähe der Leiche gefunden", sagte Bogner. "Gehörte es Anita Albrecht?"

Tanja nahm den Anhänger und nickte. "Ich glaube schon, daß ich es mal bei ihr gesehen habe..."

"Aber völlig sicher sind Sie nicht?"

"Ich habe kaum auf Anitas Äußeres geachtet!"

*


Bogner trieb Helmut Lester in dessen Hamburger Wohnung auf. Lester zeigte keinerlei Regung, als er von Anitas Tod hörte. "Und jetzt sind Sie hier, weil Sie mich für den Mörder halten, nicht wahr?" - "Ist das so abwegig?" fragte Bogner. "Sie haben Anita gedroht... Außerdem sind Sie vor fünf Jahren einmal verurteilt worden, weil Sie auch eine andere Frau dauernd verfolgt und belästigt haben."

"Ich war sogar in einer Therapie, wie Sie sicher schon herausgefunden haben!"

erwiderte Lester gallig. "Aber ich habe Anita nicht umgebracht!"

"Wo waren Sie am Abend des elften?"

"Schon wieder in Hamburg. Ich bin am Nachmittag gefahren."

"Gibt es dafür Zeugen?"

Lester hob die Schultern.

"Nein."

"Und später?"

"Ich war in meiner Wohnung und habe bis zur Besinnungslosigkeit getrunken.

Allein." "Das heißt, Sie haben keinerlei Alibi!" stellte Bogner kühl fest.

*


"Schluß jetzt, Tanja!" rief Dahl aufgebracht.

"Glaub mir, wenn ich schnell genug einen anderen Ersatz für Anita hätte finden können, würdest du die Rolle nicht spielen!" Er seufzte. "Machen wir erst einmal Pause!" Dahl drehte sich herum und stockte, als er Bogner sah. "Nanu, was machen Sie denn hier?"

Die Augen des Ensembles waren auf den Kommissar gerichtet. "Ich habe den Mord an Anita Albrecht aufgeklärt!" erklärte er.

"Dann haben Sie diesen Verrückten Lester eingebuchtet?" fragte Dahl.

"Ich habe ihn wieder freigelassen", erwiderte Bogner. Er wandte sich an Tanja Karlow. "Sie haben jetzt Ihre große Chance, nicht wahr? Vielleicht der Durchbruch!"

Tanja schluckte. "Was wollen Sie damit sagen?"

"Daß Sie die Mörderin sind!" Bogner holte das Kettchen mit dem Anhänger aus der Tasche und hielt es ihr vor die Nase. "Das gehört Ihnen und nicht der Toten, wie Sie behauptet haben. Streiten Sie es nicht ab! Es ist ein Einzelstück und der Goldschmied, der es gefertigt hat, wird Sie als seine Kundin identifizieren. Sie sind verhaftet!"

Kriminell und spannend in die Weihnachtszeit: 2 Kriminalromane und 32 Kurz-Krimis

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