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Der Anrufer

Alfred Bekker


"Wir sind zu spät gekommen!" murmelte Kommissar Gerland an seinen Kollegen Braun gewandt. Der ehemals blaue Mercedes mußte buchstäblich auseinander gef-logen sein. Braun nickte. "Es muß eine ziemlich große Explosion gewesen sein!

Da wollte jemand ganz sicher gehen und hat soviel Sprengstoff genommen, daß wirklich nichts mehr übrigbleibt!" Gerland zuckte die Achseln. "Ich frage mich nur, wer der anonyme Anrufer war, der uns von dem geplanten Attentat auf Dr.

Markheim informierte!" "Er muß mit dem Täter in enger Verbindung stehen!"

meinte Gerland. "Sonst hätte er wohl kaum so gut bescheid gewußt!"

*


Gerland hatte Dr. Markheims verkohlten Ehering dabei, als er Barbara Markheim aufsuchte. Die Witwe des ermordeten Arztes machte einen ziemlich verzweifelten Eindruck, als Kommissar Gerland sie aufsuchte. "Wenn der Anschluß seines Auto-telefons nicht dauernd besetzt gewesen wär, dann würde er jetzt wohl noch le-ben, nicht wahr?" murmelte sie, als sie sich etwas gefaßt hatte. Gerland mußte ihr recht geben. "Haben Sie eine Ahnung, wer dafür verantwortlich sein könn-te?" erkundigte sich der Kommissar. "Mein Mann ist in letzter Zeit einige Male mit Anrufen belästigt worden. Drohanrufe. Aber Ihre Kollegen hielten es nicht für erforderlich, ihn unter Polizeischutz zu stellen..." Ein bitterer Unterton klang in ihren Worten mit. "Haben Sie je selbst mit dem Anrufer gesprochen?"

hakte Gerland nach. "Einmal. Es war ein Mann. Er sprach irgendwie seltsam..."

Sie überlegte. Gerland hob die Augenbrauen. "Ein Dialekt?" Sie zuckte die Achseln und machte eine bedauernde Handbewegung. "Ich weiß nicht", erklärte sie.

"Wenn es mir einfällt, werde ich mich sofort melden."

*


Gerland parkte den Dienstwagen vor dem schmucken Bungalow, vergewisserte sich noch einmal, daß es die richtige Hausnummer war und stieg dann aus. Am Garten-zaun war eine Sprechanlage. "Ja, bitte?" fragte eine Frauenstimme. "Ich möchte gerne zu Karl Reiner. Mein Name ist Gerland, ich bin Kriminalkommissar." "Herr Reiner ist nicht hier." "Sind Sie seine Frau? Dann möchte ich mich gerne mit Ihnen unterhalten!" "In Ordnung", kam es nach kurzem Zögern. Wenig später bat eine gutaussehende Mittdreißigerin Gerland ins Haus. Ihr Gesicht wirkte trau-rig. "Was wollen Sie von mir?" "Vor zwei Jahren war Ihr Mann wegen eines Rük-kenleidens bei einem Arzt namens Markheim in Behandlung, nicht wahr?" begann Gerland vorsichtig. "Ja", sagte sie bitter. "Und jetzt ist mein Mann Frührent-ner!" "Sie haben den Prozeß verloren! Das Gericht glaubte nicht an einen Kunstfehler!" Sie seufzte. "Warum bohren Sie in dieser Sache herum? Sagen Sie, was Sie wollen!" "Dr. Markheim ist ermordet worden!" erklärte Gerland. Sie wirkte einen Moment lang erschrocken. Dann faßte sie sich wieder und versuchte ein Lächeln, das allerdings ziemlich maskenhaft wirkte. "Ihr Mann war Spreng-stoffexperte", stellte Gerland sachlich fest. Ihr Gesicht wurde zu einer Maske. "Daher weht also der Wind!" "Wissen Sie wo Ihr Mann vor zwei Tagen war? So um halb zehn morgens?" "Ich nehme an zu Hause." Gerland hob die Augenbrauen.

"Aber Sie wissen es nicht?" "Karl ist den ganzen Tag zu Hause oder in seiner Stammkneipe, während ich arbeite." "Bin ich eine Hellseherin?" rief sie wütend. "Natürlich haben wir diesen Dr. Markheim gehaßt! Schließlich hat er mei-nen Mann gesundheitlich ruiniert!" Sie atmete tief durch. Ihre hellblauen Augen funkelten Kommissar Gerland wütend an. "Aber weder mein Mann noch ich haben diesen Kerl umgebracht!" In diesem Moment ging die Haustür auf und wenig später vertrat ein schmaler, hoch aufgeschossener Mann den Raum. Eine Hand hatte er am Rücken. Seinen Gesicht nach hatte er Schmerzen. "Dieser Mann meint, du hättest vorgestern Dr. Markheim umgebracht!" sagte Frau Reiner. "Er wurde in die Luft gesprengt", ergänzte Gerland. Karl Reiner lachte heiser.

"Einen anderen Sprengstoffspezialisten haben Sie in Markheims Patienten-Kartei wohl nicht gefunden, was?" "Allerdings!" "Ich war hier, zu Hause", sagte Reiner dann. "Allein, nehme ich an!" Er nickte. "Mein Freund Harry war hier.

Harry Seiler, ein ehemaliger Kollege. Er hat im Augenblick Urlaub. Meinetwegen können Sie ihn von hier aus anrufen, um das bestätigen zu lassen!"

*


"Dieser Seiler wird sich mit Karl Reiner abgesprochen haben!" tobte Braun später im Präsidium. "Wahrscheinlich war Seiler sogar der anonyme Abrufer!" Gerland zuckte die Achseln. "Beweisen können wir davon aber nichts! Und wenn Seiler bei seiner Aussage bleibt, wird sich daran auch nichts ändern!" Braun hob hilflos die Hände. "Was sollen wir tun? Aufgeben vielleicht?" "Vielleicht sind wir auch auf der falschen Spur..." murmelte Gerland. Er erhob sich und trank seinen inzwischen kalten Kaffee aus. "Was haben Sie vor?" fragte Braun. "Ich werde mir das Tonband des anonymen Anrufers nochmal anhören." Braun konnte da nur den Kopf schütteln. "Was soll denn das? Die Stimme war völlig verzerrt!"

"Trotzdem!" "Wußtest du übrigens schon, daß Dr. Markheim hohe Schulden hatte?"

rief Braun ihm hinterher. Gerlands drehte sich um. "Nein, das wußte ich nicht!"

*


Am nächsten Tag ging Gerland zur Praxis von Dr. Markheim. Stefanie, die Sprechstundenhilfe, saß an ihrem Schreibtisch und war gerade damit beschäftigt, Krankenberichte abzutippen, die Dr. Markheim auf ein kleines Diktiergerät gesprochen hatte. "Es ist merkwürdig, seine Stimme noch einmal zu hören", sagte sie. Dann zuckte sie die Schultern. "Aber diese Sachen müssen noch gemacht werden!" "Verstehe", nickte Gerland. "Dr. Markheim war in finanziellen Schwierigkeiten, nicht wahr?" "Davon weiß ich nichts", sagte sie. "Man hat bereits gegen ihn ermittelt, weil er in Verdacht stand, die Krankenkassen mit risierten Abrechnungen zu betrügen!" Sie atmete tief durch. "Ja", murmelte sie dann. "Lassen Sie mich jetzt bitte in Ruhe, Herr Kommissar! Ich muß arbeiten!"

Sie griff zum Diktiergerät und drückte einen Knopf. Eine tiefe, seltsam verzerrte Stimme war zu hören. "Was haben Sie gemacht?" fragte Gerland. "Ich habe mich mit der Bandgeschwindigkeit vertan!" erwiderte Stefanie gereizt.

*


Barbara Markheim hatte gerade ihre Taschen in den Kofferraum des eleganten Coupes gehievt und wollte gerade die klappe schließen, als Kommissar Gerland eintraf. "Nanu, Sie wollen verreisen?" fragte Gerland. Ihr Gesicht wirkte wütend. Sie hob das Kinn und sagte dann spitz: "Geht Sie das etwas an? Klären Sie lieber den Mord an meinem Mann auf!" Gerland kam näher, während Barbara die Arme vor der Brust verschränkte und einen abweisenden Gesichtsausdruck aufsetzte. "Der Mord ist aufgeklärt", sagte Gerland. "Er fand nie statt. Der anonyme Anrufer war ein Tonband mit der Stimme Ihres Mannes, abgespielt mit der falschen Geschwindigkeit, so daß es völlig verzerrt klang. Es sollte dafür sorgen, daß die Polizei den Tod ihres Mannes bestätigen würde und seine Gläubiger sich zufrieden geben müßten... Er wartet jetzt irgendwo auf Sie, nicht wahr? Mit einigen hunderttausend, die er durch betrügerische Abrechnungen ein-gestrichen hat!"

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