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Der Tod der alten Dame

Alfred Bekker


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"Unsere Lage ist hoffnungslos!" sagte Harald Anzinger, Inhaber der Anzinger-Werke, resigniert und ließ sich in den weichen Wohnzimmersessel fallen. "Die ganze Autoindustrie ist in der Krise - und wir, als Zulieferer sind mit hineingezogen worden!"

"Hast du schon mit den Banken gesprochen?" fragte Melanie, seine Frau.

Harald nickte. "Keine Chance. Unser Kreditrahmen ist erschöpft." Er atmete tief durch. "Wenn kein Wunder geschieht, sind wir in zwei Monaten pleite.

Dann gehört uns nicht einmal mehr der Bleistiftan-spitzer im Büro!"

Melanie setzte sich zu ihm. "Was sollen wir denn tun?"

"Wenn ich das wüßte!"

"Wir sind wirklich am Ende, nicht wahr?"

Harald lächelte matt und strich Melanie über das Haar.

"Ja", bestätigte er. "Es hat ganz den Anschein.

Die Asienreise in diesem Jahr können wir uns wohl abschminken! Und noch vieles mehr!"

Melanie verdrehte die Augen.

"Als ob es darauf ankommen würde!"

Sie schwiegen eine Weile. Harald stand auf, um sich einen Drink zu machen. Als er die Eiswürfel ins Glas fallen ließ, meinte er dann plötzlich: "Eine Lösung wüßte ich schon. Aber das geht nur, wenn du mitmachst und einverstanden bist..."

Melanie blickte auf.

"Deine Mutter hat doch noch ein ganz gehöriges Vermögen auf der hohen Kante! Seit Jahren wohnt sie bei uns, jetzt kann sie uns auch einmal helfen!"

"Mit ihrem Geld ist sie sehr eigen", sagte Malena. "Ich habe bereits mit ihr gesprochen."

"Und?"

"Sie hat nicht die Absicht, uns aus der Patsche zu helfen."

"Aber Sie hat es doch schon einmal getan!"

schimpfte Harald. "Warum jetzt nicht?"

"Dieses eine Mal bereut sie schwer. Du hättest ihr die Summe immer noch nicht zurückgezahlt..."

Harald seufte. "Dann gibt es nur eine Möglich-keit... Wir müssen sie für unzurechnungsfähig er-klären lassen. Ein bißchen wunderlich ist die alte Dame ja auch schon. Ich kenne da einen Arzt..."

"Harald!" meldete sich Melanie empört.

"Weißt du eine bessere Lösung? Die alte Frau kann doch mit dem ganzen Geld sowieso nichts Richtiges anfangen! Es liegt nur nutzlos auf der Bank herum und uns könnte es retten!"

Auf einmal brach das Gespräch abrupt ab, als eine Gestalt in der Wohnzimmertür erschien. "Störe ich?" fragte eine Stimme. Es war niemand anderes als Agathe Bäumer, Melanies Mutter.

"Nein, natürlich nicht!" beeilte sich Harald und wechselte mit seiner Frau dabei einen bedeutungs-vollen Blick.

*


Als Harald Anzinger am nächsten Tag vom Büro nach Hause kam, war er guter Laune. Er küßte Melanie und raunte dann: "Es geht alles in Ordnung.

Ich habe mit dem Arzt gesprochen, der die psy-chiatrische Untersuchung durchführen kann. Und mit meinem Anwalt habe ich schon geredet!"

"Wir haben Besuch bekommen!" sagte Melanie.

"Bruno hat sich bei uns einquartiert."

"Wer ist Bruno?"

"Der Lieblingsneffe meiner Mutter. Er hat sich jahrelang in Indien herumgetrieben, ist irgend so einem Guru gefolgt und hat damals noch nicht einmal die Schule abgeschlossen. Aber Mutter hat immer zu ihm gehalten und wenn sich die Gelegenheit ergab, auch Geld zukommen lassen!"

"Wird er uns Schwierigkeiten machen?"

"Ich hoffe nicht, Harald."

*


An den folgenden Tagen war Agathe Bäumer kaum zu Hause, da sie mit ihrem Neffen ausgedehnte Ausflüge unternahm. Von einem dieser Ausflüge kam Bruno dann allerdings allein nach Hause. Ein Polizist brachte ihn.

"Polizei?" fragte Harald.

Der Beamte druckste etwas herum.

"Etwas Schreckliches ist passiert", berichtete Bruno indessen. "Ich bin mit Tante Agathe die Schnellstraße entlanggefahren, wo es seitwärts so steil hinabgeht. Ihr wißt, daß mein Wagen nicht mehr das neueste Modell ist... In der Kurve haben die Bremsen versagt. Wir wurden den Hang hinunter-gechleudert. Ich konnte mich gerade noch abschnal-len und aus demn Wagen gelangen, bevor er in die Luft flog..."

"Und Mutter?" fragte Melanie.

"Die Flammen haben nichts von ihr übriggelas-sen", erklärte der Polizist. "Nichts als das hier..." Er übergab Melanie einen angekohlten Ehering, woraufhin sie zu schluchzen anfing.

Harald wandte sich wütend an Bruno. "Du hast sie einfach verbrennen lassen!" schimpfte er. "Hast dir wohl einen fetten Anteil von der Erbschaft versprochen, was? Mutter hatte ja immer ein Herz für dich, wie Melanie mir erzählt hat."

"Beruhigen Sie sich", sagte der Polizist, noch ehe Bruno etwas hatte erwidern können. "Im übrigen irren Sie sich! Herr Bäumer kann froh sein, daß er mit dem Leben davongekommen ist! Das grenzt schon beinahe an ein Wunder! Er hätte für die Verstor-bene nichts tun können. Glauben Sie mir!"

*


"Ich weiß gar nicht, was deine Anschuldigungen sollen", sagte Bruno, als der Polizist gegangen war. "Ihr seid doch jetzt all eure Probleme los!"

Harald schluckte. "Was?" flüsterte er.

"Tante Agathe hat mir davon erzählt, daß ihr sie entmündigen lassen wolltet, um über ihr Geld ver-fügen zu können. Sie hat es zufällig mit ange-hört..." Bruno grinste schief. "Ihr profitiert ge-nau wie ich von ihrem Tod. Und das hübsche Sümm-chen, daß Tante Agathe mir zugedacht hat, wird dich vielleicht ein bißchen schmerzen, aber für euch bleibt immer noch genug, denke ich..."

*


Es war Abend, als die Maschine auf dem John F. Kennedy-Flughafen in New York City landete. Einen Moment lang dachte Agathe Bäumer an das was hinter ihr lag. Sie hatte Bruno immer geholfen und jetzt hatte er ihr dabei geholfen, ihren 'Tod' zu inszenieren. Schließlich mußte das ganze ja überzeugend wirken. Nein, dachte sie. Entmündigen lassen wollte sie sich nicht! Sie war noch gut beieinander und wie sie ihr Geld auszugeben hatte, das wollte sie sich von niemandem vorschreiben lassen. Um den Ehering tat es ihr leid. Aber das war auch das einzige... Sie stellte sich Haralds Gesicht vor, wenn er feststellen würde, daß seine Schwiegermutter kurz vor ihrem 'Tod' fast das gesamte Vermögen abgehoben hatte... Ein neues Leben lag jetzt vor ihr.

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