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Tonys großer Coup

Alfred Bekker


Tony Jackson jagte mit dem gestohlenen Ford den Highway hinunter und blickte zufrieden in den Rückspiegel.

Nirgends ein Polizeiwagen!

Wenn das kein gutes Zeichen war...

Tony pfiff vergnügt durch die Zähne. Für den Bruchteil einer Sekunde ging der Blick seitwärts, dorthin, wo die neongelbe Sporttasche mit der Aufschrift FUN auf dem Beifahrersitz lag. Mindestens hunderttausend in kleinen Scheinen befanden sich in der Tasche. Den Geldboten des Supermarktes zu überfallen war ein wahres Kinderspiel gewesen. So leicht, wie noch kein Coup zuvor...

Tony hatte dem Mann die täuschend echt wirkende Spielzeugpistole unter die Nase gehalten, woraufhin der Geldbote ihm die Tageseinnahmen bereitwillig herausgerückt hatte.

Schließlich gehörte es dem Boten ja nicht persönlich und so wichtig wie sein Leben war es ihm auf keinen Fall.

Blitzschnell war alles gegangen. Tony hatte dem Boten sogar noch dessen echte Waffe abnehmen können. Die würde auf dem schwarzen Markt sicher auch noch einmal gutes Geld bringen. Oder er benutzte sie für seinen nächsten Coup. Aber nach der heutigen Beute konnte er damit ersteinmal eine Weile warten...

Fürs erste hatte er Geld genug.

Tony stellte das Radio an und sang laut mit, als ein schmalziger Schlager über den Äther geträllert wurde. Dazu trommelte er vergnügt mit den Fingern auf dem Lenkrad herum.

Dann tauchte in der Nähe Harrys Drugstore auf, wo es den besten Kaffee weit und breit gab. Warum nicht? dachte Tony sich. Eine kleine Pause hast du dir verdient! Und so bog er ab, parkte den Ford in der Nähe des Drugstores, nahm dann die Sporttasche an sich und ging in das Gebäude hinein. Er war hier schon öfter gewesen und so kannte er auch Harry, den Besitzer.

"Einen Kaffee!" rief Tony Jackson und ließ die Tasche auf den Nebensitz klatschen.

"Sofort!" rief Harry, ein dicklicher Mann mit kräftigen Armen.

"Und einen Hamburger, vorausgesetzt, sie sind noch so gut,wie beim letzten Mal!"

"Was ist los, Tony?" fragte Harry. "Du grinst ja über das ganze Gesicht!

Hast du im Lotto gewonnen?"

Tony Jackson lachte und schüttelte dann den Kopf. "Knapp daneben getippt!"

meinte er. Harry brachte den Kaffee und meinte dann: "Ich habe keine Brötchen mehr hier!"

"Naja, macht ja nichts..."

Während Harry davonging, kamen drei Männer in den Drugstore. Tony zuckte zusammen. Sein Griff ging instinktiv zur Geldtasche, aber da waren die drei Kerle schon heran.

"Hallo, Tony!" meinte einer von ihnen, der eine Baseballmütze trug. "Es war nicht sehr nett von dir, daß du uns bei deinem neuesten Coup nicht eingeweiht hast..."

"Was für ein Coup, Jim?" versuchte es Tony auf die scheindumme Tour.

Jim kniff die Augen zusammen. "Tu nicht so! Du hast schon seit Tagen etwas vorbereitet und heute war es soweit! Der Geldbote vom Supermarkt, nicht wahr?"

"Woher...?"

"Es kam schon im Radio, Tony. Und da haben wir uns gedacht, daß du es warst." Jim zuckte die Achseln. "Außerdem kennen wir deine Gewohnheiten. Und so haben wir dich hier aufgetrieben!"

"Laß doch mal sehen, was er in der Tasche hat!" meinte einer der anderen.

Jim griff hin, während Tony ihn abzuwehren versuchte. Ein Kinnhaken ließ Tony in sich zusammensinken. Wie durch einen Nebel sah er, wie Jim die Geldtasche öffnete und eines der Dollarbündel herausnahm. "Sieh an, sieh an!"

rief einer seiner Kumpane. "Und davon wollte er uns sicher nichts abgeben!"

Tony wollte sich auf Jim stürzen, aber der hatte indessen die Pistole des Geldboten gefunden, die ebenfalls in der Tasche war. Er richtete sie auf Tony. "Schön ruhig!" zischte Jim.

Und dann zogen die drei davon. Mit Tonys Geldtasche.

"Ich rufe die Polizei!" rief Harry, der alles mitangesehen hatte.

Allerdings stand er hinter dem Tresen und hatte sicher nicht genau verstehen können, worum es eigentlich gegangen war. Und das war auch gut so.

Tony schüttelte den Kopf. "Laß nur!" knirschte er mißmutig hervor. "In der Tasche war nichts Wertvolles. Es lohnt den Aufwand nicht. Und wahrscheinlich wird man die Kerle doch nie kriegen!"

Harry, der schon den Telefonhörer abgenommen hatte, hängte ihn schulterzuckend wieder ein.

"Du mußt es ja wissen", murmelte er und schütttelte dann verständnislos den Kopf. Tony Jacksons Laune verbesserte sich erst wieder, als er am nächsten Morgen die Zeitung aufschlug. Der Überfall auf den Geldboten war die Titelgeschichte. "Die Ringfahndung der Polizei hatte Erfolg", so stand da zu lesen. "Der Polizei gingen bei einer Straßenkontrolle drei Männer ins Netz, die mit der Beute zu fliehen versuchten. Der Überfallene Geldbote hatte ausgesagt, daß es nur ein maskierter Täter gewesen sei, aber Staatsanwalt McKinley nimmt an, daß die beiden anderen Festgenommenen ebenfalls mit der Sache zu tun haben."

Kriminell und spannend in die Weihnachtszeit: 2 Kriminalromane und 32 Kurz-Krimis

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