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Wir fuhren nach Stade. Sabrina Kädinger wohnte in einem luxuriösen Altbau. Die Kollegen der Stader Polizei hatten sie überprüft. Es gab eine Vorstrafe wegen Drogenkonsums, aber da war sie noch minderjährig gewesen. Außerdem eine anonyme Anzeige wegen Prostitution innerhalb des Sperrbezirks, die aber im Sande verlaufen war und nicht zu einem Verfahren geführt hatte. Den Kollegen in Stade hatte sie angegeben, in einem Club als Tänzerin zu arbeiten.

Als wir an ihrer Tür klingelten, öffnete uns eine gut aussehende Blondine in einem atemberaubend engen und zweifellos sehr teuren Kleid.

Roy und ich zeigten ihr unsere Ausweise und wir stellten uns kurz vor.

»Kommissar Uwe Jörgensen, BKA– und dies ist mein Kollege Kommissar Roy Müller. Ich hoffe, wir kommen nicht gerade ungelegen«, sagte ich, weil sie so aussah, als wolle sie ausgehen.

Sie blickte auf die Uhr und schüttelte den Kopf. »Nein, ich bin erst in einer Stunde verabredet.« Sie bat uns herein und bot uns in dem großzügig ausgestatteten Wohnzimmer einen Platz an. An den Wänden hingen sehr modern wirkende Gemälde.

»Setzen Sie sich. Und wenn ich Ihnen etwas zu Trinken anbieten darf...«

»Wir sind im Dienst«, wehrte Roy ab.

Sie sah uns prüfend an und zuckte dann mit den schmalen Schultern.

»Wie Sie meinen!«

Eine schwarze Katze fiel mir auf, die uns aufmerksam zu beobachten schien. Vollkommen lautlos bewegte sie sich über den Teppichboden.

Sabrina Kädinger bückte sich, um sie auf den Arm zu nehmen. Aber die Katze hatte offenbar andere Pläne. Sie fauchte und sprang davon. Sabrina richtete sich wieder auf und setzte sich dann zu uns. »So ist das eben«, meinte sie. »Wenn man ein Kuscheltier sucht, sollte man sich einen Hund anschaffen – und keinen Kater. Die haben ihre eigenen Vorstellungen und dass sie einem aufs Wort gehorchen oder dergleichen, funktioniert schon mal gar nicht.«

»Wie heißt das Tier denn?«, fragte Roy.

»Mephisto. Ein edles Rassetier. Wenn ich ihn rauslasse, dann schnalle ich ihm jetzt immer seine Cat Cam um. Ich bin erst vor kurzem darauf gestoßen, dass man auf diese Weise verfolgen kann was so ein Tier da draußen so treibt...« Eine dunkle Röte überzog nun ihr feingeschnittenes Gesicht. Sie schluckte. »Wenn ich gewusst hätte...« Ihre Stimmte erstickte und sie schüttelte den Kopf und wich meinem Blick aus.

»Möglicherweise wird Ihr Kater Mephisto dazu beitragen, ein Verbrechen aufzuklären«, sagte ich und musterte sie dabei. Ihr Verhalten wirkte reichlich theatralisch, aber das schien ihre Art zu sein.

Sie erwiderte jetzt plötzlich meinen Blick und fragte: »Diese Dorfpolizisten von der Stader Polizei haben mich zuerst überhaupt nicht ernst genommen! Ich wurde behandelt wie eine Hysterikerin, die man am besten in eine geschlossene Abteilung einweist!«

»Sie müssen zugeben, dass der Fall schon etwas ungewöhnlich ist«, gab ich zurück.

»Wie kommt es, dass sich plötzlich das BKA für den Fall interessiert?«

»Weil der Tote im Zusammenhang mit Ermittlungen gegen das organisierte Verbrechen steht«, sagte ich. »Er heißt Daniel Reinhardt.« Ich holte einen Ausdruck hervor, der aus dem uns zugänglichen Archivbestand stammte und legte es vor ihr auf den niedrigen Wohnzimmertisch aus Glas.

»Haben Sie diesen Mann vielleicht schon einmal gesehen?«, fragte Roy.

Sie schüttelte den Kopf. »Nein, wie kommen Sie darauf, dass ich ihn kennen sollte?«

»Da der Aktionsradius Ihrer Katze ja begrenzt ist, könnte es ja sein, dass Herr Reinhardt öfter hier in der Gegend war und Sie ihm mal begegnet sind.«

»Nein.« Sie schüttelte energisch den Kopf. Mir fiel auf, dass sie sich das Bild kaum angesehen hatte. »Was werfen Sie ihm denn vor?«

»Illegalen Kunsthandel«, sagte ich. »Er war darauf spezialisiert, Kunstschätze aus Asien illegal ins Land einzuführen und weiter zu verkaufen.«

Sie hob die Augenbrauen. »Damit lässt sich Geld machen?«

»Die Gewinnspannen sind derzeit höher als bei Drogen«, erklärte ich. »Aber gleichgültig, was Daniel Reinhardt auch auf dem Kerbholz gehabt haben mag – für uns ist er jetzt in erster Linie ein Mordopfer und wir werden versuchen, alles in unserer Macht stehende zu tun, um den oder die Täter zu ermitteln.«

Sie verzog das Gesicht zu einem dünnen Lächeln. »Seien Sie ehrlich: Es geht Ihnen doch mehr darum, seine Komplizen und Hintermänner zu fangen, als darum, wer diesen Gangster umgebracht hat!«

Ich sah sie etwas verwundert an. »Woher wollen Sie das wissen? Schlechte Erfahrungen mit der Polizei?«

»Die Drogensache von damals hängt mir wohl ewig an...«

»Nein. Das ist lange her und Ihre Aussage ist nicht weniger glaubwürdig, nur weil Sie mal Probleme mit der Polizei hatten!«

»Wissen Sie was: Damals war es genauso: Die Polizisten waren nur auf eins aus: Den Dealer, von dem ich den Stoff hatte! Alles andere hat die überhaupt nicht interessiert!«

»Sie sollten das nicht verallgemeinern, Frau Kädinger«, sagte ich. »In welchem Club arbeiten Sie übrigens?«

»Hat das irgendetwas mit dem Fall zu tun? Tut der Club, in dem ich tanze, irgendetwas zur Sache, wenn es um die Schnappschüsse meiner Katze geht?«

Ihre Empfindlichkeit überraschte mich.

»Wir wollen uns nur ein Gesamtbild machen«, sagte Roy. »Es ist nicht unsere Absicht, gegen Sie zu ermitteln oder Ihnen irgendwelche Schwierigkeiten machen.«

»Und was Ihre früheren Schwierigkeiten mit dem Ordnungsamt der Stadt Stade wegen dem Nachgehen der Prostitution innerhalb eines als Sperrgebiet ausgewiesen Wohngebietes angeht, so fällt das nicht in unseren Zuständigkeitsbereich«, ergänzte ich. »Ähnliches gilt für den eventuell daraus resultierenden Ärger mit dem Finanzamt und den Sozialversicherungsträgern...«

Sie atmete tief durch. »Es ist der Blue Lagoon Club, hier in Stade. Sie können dort gerne jeden über mich ausfragen, wenn Sie es für nötig halten.«

»De Kollegen haben Sie gesagt, Sie würden in einem Club auf St. Pauli arbeiten.«

»Damit die mich hier in Ruhe lassen. Und wenn Sie weiter die Absicht haben, mich alles doppelt zu fragen, dann gehen Sie doch am besten gleich zu Ihrem Kollegen Kommissar Thölkes von der Mordkommission der Stader Polizei. Dem habe ich nämlich ausführlich Rede und Antwort gestanden!«

»Hat Ihre Katze irgendwelche speziellen Angewohnheiten?«, brachte ich das Gespräch jetzt auf ein anderes Thema. Ich bemerkte ihre Unruhe und begriff nach einem kurzen Moment auch, wodurch sie ausgelöst wurde. Mephisto beschäftigte sich auf wenig zartfühlende Weise mit einem bestickten Seidenkissen. Die ausgefahrenen Krallen ritzten den Stoff auf. Sabrina Kädinger scheuchte Mephisto wütend davon. Mit einem Fauchen verzog sich der Kater hinter einen Sessel.

Sabrina Kädinger lächelte gezwungen. »Mephisto ist eben ziemlich verwöhnt!«, meinte sie. »Ich fürchte, dem wird niemand mehr seinen eigenen Kopf weg-erziehen.«

»Ich fürchte, da haben Sie Recht«, sagte ich.

»Sie haben auch eine Katze?«

»Nein.«

»Aber Sie wissen trotzdem Bescheid.«

»Ja.«

»Mephisto ist genau wie ich.«

»In wie fern?«

»Ich bin auch schwer erziehbar.«

»Aha.«

»Mephisto hat übrigens ein ausgesprochenes Faible für parkende Fahrzeuge. Er kriecht immer wieder darunter. Der Inhalt des Chips, den ich Ihrem Kollegen von der Mordkommission überließ, war voll von Bildern, die zeigten wie er unter irgendwelche Fahrzeuge kroch und dort nach was weiß ich wonach suchte...«

»Nun denn, jedem das seine, Frau Kädinger.«

»Sie sagen es, Kommissar Jörgensen.«

»Man könnte auch sagen: jedem Tierchen sein Pläsierchen«, ergänzte Roy.

Sabrina Kädinger wandte sich daraufhin Roy zu. »Ich mag Männer mit besonders ausgeprägtem Charme.«

»Tja...«

»Sind leider selten.«

Phantom-Mörder - 12 Strand Krimis

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