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3. Buch - 10. Kapitel

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Vor fünfzehn Minuten war Chris wieder erwacht.

Er hatte erneut unruhig geschlafen und sein Bett mächtig zerwühlt.

Sekunden später kam eine Krankenschwester mit seinem Abendessen herein.

Sie war schon jenseits der Fünfzig und hatte derart gewaltige Brüste, dass Chris sicher war, sie hatte eine Baugenehmigung dafür einholen müssen.

Aber die Frau war sehr freundlich und half ihm dabei, sein Bett zu richten.

Bevor sie ging, gab sie ihm noch die Fernbedienung für den Fernseher, weil sie meinte, ein wenig Abwechslung würde ihm guttun.

Mit einem freundlichen, breiten Lächeln verschwand sie.

Chris mochte nichts essen und er wollte auch nicht fernsehen.

Aber die Ruhe im Zimmer machte ihn sofort nervös, sodass er den Fernseher doch einschaltete und sich über sein Abendessen hermachte.

Nahrung würde ihm guttun, denn er musste sehr schnell wieder zu Kräften kommen.

Wenig später klopfte es einmal.

„Herein!“ sagte Chris und schob sich ein großes Stück Salatgurke in den Mund.

Die Tür wurde geöffnet und herein trat...

„Douglas!“ Chris versuchte bei all der Nahrung verständlich zu sprechen.

„Schling nicht so!“ Sein ehemaliger Partner kam auf ihn zu.

Doch Chris kaute wild auf seinem Essen, nahm einen großen Schluck Mineralwasser und würgte alles eilig herunter.

„Mann, du kannst einem wirklich den Appetit verderben!“ Douglas blieb neben seinem Bett stehen und schaute ernst.

Chris stellte das Glas wieder ab, dann reichte er ihm die Hand. „Douglas, alter Indianer!“ Chris strahlte über beide Ohren. „Schön dich zu sehen!“

Ihre Hände klatschten ineinander.

Und da begann auch Douglas zu strahlen. „Mann, ich freue mich auch dich wiederzusehen!“

„Setz dich!“ sagte Chris und deutete auf das Fußende des Bettes.

„Was hast du zu deiner Entschuldigung zu sagen?“ fragte Douglas, nachdem er sich gesetzt hatte.

„Ich weiß nicht? Was willst du hören?“

„Vielleicht: Mein liebes Herz, es tut mir leid, dass ich mich durch alle Betten bumsen muss, obwohl ich eine fantastische Frau zu hause habe?“

„Mann, Douglas!“ Chris holte tief Luft. „Manchmal tut es mir echt leid, dass wir kein Team mehr sind. Du kennst mich wirklich noch immer wie deine Westentasche. Aber...!“

„Hör auf. Das ist doch Sucht bei dir. Andere Menschen können nicht aufhören, zu rauchen. Du kannst an keiner hübschen Frau vorübergehen, ohne Höhlenforscher zu spielen!“ Douglas grinste breit.

„Ja, da hast du sicher Recht. Ist aber immer wieder sehr interessant. Manche von ihnen sind so feucht, dass du Angst haben musst, zu ersaufen, andere so trocken, wie die Wüste Gobi. Wieder andere so eng, dass du dich echt dünne machen musst, oder so weit, dass du dein eigenes Echo hören kannst!“

„Gott, du bist echt krank!“

„Mag schon sein. Vielleicht liege ich ja auch deshalb hier. Aber...!“Chris machte eine Pause, um sein Gesicht zu verfinstern und zu warten, bis Douglas ihn anschaute. „...das war nicht der Grund für meinen Zusammenbruch!“

„So?“ Sein ehemaliger Partner war sehr erstaunt. „Was bitte schön war es dann?“

Er war es!“

Douglas verlor augenblicklich sein Lächeln. „Wer er?“

„Tu nicht so. Du weißt genau, wovon ich rede!“

„Hör auf, Mann!“ Douglas sprang vom Bett und ging zum Fenster, wo er hinausschaute.

„Siehst du, du weißt es auch!“

„Blödsinn!“ Douglas drehte sich schlagartig um. Er war sehr ernst und sein Tonfall zeigte, dass er auch verärgert war. „Gar nichts weiß ich. Du bist zusammengebrochen, Mann. Nur zusammengebrochen. Du bist keine zwanzig mehr. Du solltest auf deine Gesundheit achten und nicht mehr durch alle Betten hetzen. Irgendwann muss damit Schluss sein. Du Idiot. Du hast Silvia. Was willst du mehr? Sie liebt dich. Mehr, als du es verdient hast. Und du behandelst sie, wie...!“ Douglas stoppte. „Mann, wie lange willst du eigentlich noch die Muschis anderer Frauen vollpumpen? Bis Silvia dich letztendlich doch verlässt? Die Schmerzgrenze ist schon lange überschritten, Chris. Versteh das endlich! Bevor dich die ewige Bumserei noch ins Irrenhaus bringt!“ Douglas atmete hörbar aus und drehte sich wieder zum Fenster.

Für einige Sekunden war es totenstill im Raum.

Dann drehte sich Douglas wieder um. „Hör zu, Chris. Es tut mir leid, aber ich kann nun mal nicht mit ansehen, wie du dein eigenes Glück und dich selbst kaputtmachst!“ Er trat wieder ans Bett.

„Schon gut!“ Chris nickte. „Du hast Recht. Ich bin ein Arschloch. Ich verspreche dir, ich werde damit aufhören!“

„Ihr beide seid mir ans Herz gewachsen. Du bist zwar nicht mehr mein Partner, aber immer noch mein bester Freund. Ich vertraue dir. Das weißt du. Wenn nötig, dir sogar mein Leben an. Also nehme ich dein Versprechen als verbindlich an. Enttäusche mich nicht. Ich weiß, was du durchgemacht hast. Und ich beneide dich nicht darum. Aber irgendwann muss einmal Schluss sein. Bitte!“

„Du hast mein Versprechen!“ Chris grinste. „Ich werde dich nicht enttäuschen. Aber es bleibt unter uns!“

„Logisch!“ Douglas grinste breit. „Reine Männersache. Mann, was bin ich froh, dass du endlich zur Vernunft gekommen bist. Wirst du sie heiraten?“

„Sicher. Aber erst, wenn das hier vorbei ist!“

„So lange wirst du schon nicht hierbleiben müssen!“

„Ich rede nicht vom Krankenhaus. Ich rede von ihm!“

„Hör doch endlich auf, du Arsch. Ich...!“ Douglas wollte schon wieder brüllen, als Chris seine Hand hob.

„Nicht schreien, zuhören!“ Chris nahm die Fernbedienung zur Hand und drückte die Lautstärke höher. Ihm war bei Douglas Standpauke nicht entgangen, dass die 18.00 Uhr-Nachrichten begonnen hatten.

„...heute in den frühen Morgenstunden ein Gefangener aus dem New Jersey State Prison die Flucht gelungen ist. Nicht bestätigten Meldungen zufolge soll es sich um den Henker des Teufels handeln. Dieser psychopatische Massenmörder hatte vor sieben Jahren New York in Angst und Schrecken versetzt und 168 Menschen bestialisch hingerichtet. Bei seinem Ausbruch soll er zehn weitere Menschen getötet haben. Der Präsident hat sofort nach Erhalt der Nachricht eine...!“

Douglas riss Chris die Fernbedienung aus der Hand und drückte den Aus-Schalter.

„Ach Scheiße!“, sagte er, während er das Gerät zurück aufs Bett warf.

„Du hast es gewusst!“, sagte Chris.

Douglas nickte wortlos.

„Du mieser Arsch!“

„Verdammt, was hätte ich denn tun sollen? Silvia rief mich an und erzählte mir, was passiert war. Da dachte ich sofort an ihn. Aber das ist alles nicht so einfach. Es fällt nicht in meine Zuständigkeit. Es wird ein bisschen dauern. Sei unbesorgt. Die notwendigen Quellen sind aktiviert. Silvia hat mir aber auch von deiner letzten Nacht erzählt und sie klang sehr traurig. Und da dachte ich mir, es ist vielleicht besser, erstmal auf diesem Gebiet für klare Verhältnisse zu sorgen!“ Douglas lächelte kurz.

„Du miese Ratte!“ Chris lehnte sich zurück.

„Du hattest Recht. Ich kenne dich besser, als jeder andere. Ich wusste, was zu tun war. Und du hast mir dein Wort gegeben. Ich weiß, du wirst es halten. Aber...!“ Douglas schaute verschwörerisch. „Das bleibt unter uns!“

„Logo!“ Chris grinste. „Reine Männersache!“

„Alles klar. Ich will jetzt wieder los. Sei unbesorgt. Wenn ich mehr erfahre, bist du der erste, der es hört. Sieh zu, dass du dich noch ausruhst und Kräfte sammelst. Wenn er es wirklich war, werde ich dich brauchen!“

„Okay!“ sagte Chris etwas erschöpft. Als Douglas die Tür erreichte, fragte er noch: „Douglas?“

„Ja?“

„Warum wir?“

„Ich weiß es nicht. Vielleicht sind wir dafür bestimmt, es zu tun. Damals in jener Nacht habe ich das nicht verstanden. Aber ich habe viel nachgedacht. Es ist wohl unser Schicksal. Leider!“

„Hast du Angst?“

Douglas atmete tief durch. „Ja! So wie damals. Und ich werde dich brauchen!“ Damit ging er.

Chris lächelte. „Ich werde da sein. So wie damals!“

Dann schloss sich die Tür hinter seinem ehemaligen Partner.

Chris blickte ihm sehr, sehr lange nach.

Und die Bilder verschwammen vor seinen Augen...

Dämon I

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