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3. Buch - 11. Kapitel

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Sie saß auf dem Sessel vor dem Fernseher und hatte die Nachrichten gehört.

Und ihre Befürchtungen hatten sich als wahr erwiesen.

Silvia war zum Weinen zu Mute, doch musste sie sich zusammenreißen.

Sie musste jetzt stark sein, durfte keine Schwäche zeigen.

Außerdem hatte sie die ganzen langen Jahre doch gewusst, dass es eines Tages so kommen würde.

Sich zwar immer gewünscht, diesen Tag nicht mehr zu erleben, doch nie wirklich daran geglaubt.

Also durfte sie sich nichts vormachen, sondern musste den Tatsachen ins Auge blicken und entsprechend handeln.

Und deshalb verfiel sie jetzt nicht ins Grübeln.

Sie griff zum Telefon und wählte die lange Nummer, die sie auswendig kannte.

Silvia wusste zwar, dass es dort, wo sie jetzt anrufen würde, schon nach Mitternacht war, aber sie wusste auch, dass ihre Großeltern nie früh ins Bett gingen, sondern sehr oft bis spät in die Nacht wach waren.

Sie war sich ziemlich sicher, noch jemanden zu erreichen.

Dennoch musste Silvia bis zum sechsten Klingelzeichen warten, bis der Hörer am anderen Ende der Leitung abgenommen wurde.

„Si?“ Es war ihre Großmutter Francesca. Diese liebevolle, herzensgute, lustige Frau.

„Ich bin es, Silvia. Hallo Großmama!“ Silvia lächelte glücklich.

„Silvia!?“ Ihre Großmutter war offensichtlich sehr überrascht. „Liebes. Ist etwas passiert?“

„Was?“ Silvia verlor für einen Moment ihr Lächeln. „Nein. Keine Sorge. Es ist alles in Ordnung!“

„Dann bin ich beruhigt. Es war nur, weil es schon sehr spät ist!“

„Ach Himmel!“ Silvia lachte auf. „Es tut mir leid. Ich hatte die Zeitverschiebung nicht beachtet. Ich hoffe, ihr habt noch nicht geschlafen?“

„Oh nein, Liebes. Natürlich nicht. Du weißt doch, wir sind Nachtmenschen!“

„Das ist schön, Großmama. Wie geht es euch?“

„Ah, gut. Es ist alles wie immer. Wir genießen unser Leben, so lange wir es noch können. Und du? Wie steht es bei dir?“

Silvia antwortete nicht sofort. Ihr Lächeln verschwand. „Hier gibt es auch nichts Neues!“

„Was macht Christopher?“ Ihre Großmutter nannte ihn immer so.

„Dem geht es gut. Er hat viel Arbeit. Ist gerade unterwegs, um einem Einbrecher das Handwerk zu legen. Tja, und weil ich so allein war, dachte ich, ich melde mich mal wieder bei euch!“

„Behandelt er dich auch gut?“

„Natürlich, Großmama. Ich bin immer noch sehr glücklich mit ihm!“

„Dann verstehe ich wirklich nicht, warum er dich noch nicht zu seiner Frau gemacht hat?“

„Oh, Großmama!“ Silvia lachte schallend auf. „Du weißt doch, wie das ist. Heutzutage ist die Ehe nicht mehr so wichtig. Er liebt mich, das weiß ich. Auch ohne Ring!“ Innerlich verfluchte sie sich wieder, dass sie ihre Großmutter in dieser Beziehung immer anlügen musste. „Außerdem haben wir bei all der Arbeit, gar keine Zeit zum Heiraten!“

„Dafür hat man immer Zeit. Wenn ich ein Mann wäre und einen so wundervollen Menschen, wie dich, lieben würde und wüsste, dass auch du mich liebst, dann würde ich wollen, dass auch all die anderen wüssten, dass wir zusammengehören!“

„Danke für das Kompliment, Großmama!“

„Du bist eine außergewöhnliche Frau, Silvia, vergiss das nie. Das Beste ist gerade gut genug für dich. Und lass dir niemals etwas anderes einreden!“

„Ich liebe dich, Großmama. Oh, ich liebe dich so sehr. Warum seid ihr nur so weit weg?“

„Nicht wir sind weit weg. Du bist es. Und wenn du Sehnsucht hast, setz dich in ein Flugzeug. Du weißt, du kannst kommen, wann immer du willst!“

„Ja, das weiß ich. Aber im Moment ist es schlecht. Die Arbeit, du weißt ja. Vielleicht bald!“

„Möchtest du deinen Großvater sprechen?“

„Ja, natürlich Großmama. Sehr gerne!“ Silvia verlor augenblicklich ihr Lächeln. Sie war so froh, die Stimme ihrer Großmutter zu hören, dass sie fast den Grund für ihren Anruf vergessen hatte.

„Ich liebe dich, Liebes. Und meine Liebe wird dein Herz wärmen!“

„Es war schön, dich zu hören. Ich liebe dich auch!“ Silvia hatte eine Träne in den Augen.

Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihre Großmutter ihrem Großvater gesagt hatte, dass Silvia am Telefon war und er sich aus seinem Sessel erhoben hatte.

So hatte sie Zeit, sich auf dieses Gespräch mit ihm vorzubereiten.

„Conchita, meine Sonne!“ Ihr Großvater nannte sie Conchita, weil er meinte, Silvia passte nicht zu ihr. „Wie geht es meinem Liebling?“

Ihr Herz klopfte wild, als sie die Stimme ihres Großvaters hörte und sie zögerte einen Moment, aber es musste doch raus. „Die Bestie ist zurückgekehrt!“

Jetzt zögerte ihr Großvater für eine Sekunde. Aber es war doch nur die Zeit, sich kurz herumzudrehen, um sich zu vergewissern, dass seine Frau wieder fernsah. „Das freut mich zu hören!“

Obwohl dies eine völlig widersinnige Antwort war, reagierte Silvia nicht darauf.

Es war so verabredet gewesen, denn natürlich hatten sie beide über diesen Moment gesprochen und beschlossen, es so zu tun.

Ihr Großvater war von Anfang an der Meinung gewesen, dass die Bestie nicht ewig in diesem Gefängnis kauern würde. Deshalb mussten Vorkehrungen getroffen werden.

Und wenn der Tag gekommen war, sollte Silvia ihn anrufen.

Und wenn ihre Großmutter anwesend war, musste ihr etwas vorgespielt werden.

All die Jahre hatte sie nichts von dem Grauen gewusst und das sollte auch so bleiben.

„Sie ist heute Morgen ausgebrochen. Gott Großvater, es ist soweit!“

„Was macht dein Liebster?“

„Chris ist zusammengebrochen. Er liegt im Krankenhaus. Du hattest Recht gehabt. Die Verbindung zwischen ihm und der Bestie besteht noch immer!“

„Er sollte nicht soviel arbeiten, sondern sich mehr um dich kümmern. Großmutter hat da völlig Recht!“

„Wirst du kommen?“

„Ja, natürlich, Conchita!“

„Ruf mich an, sobald du weißt, wann. Dann komme ich zum Flughafen!“

„Das werde ich. Und grüß deinen Mann von mir!“

„Ich habe Angst, Großvater. Ich brauche dich!“

„Wie deine Großmutter schon gesagt hat. Wenn du uns brauchst, werden wir da sein!“

„Ich liebe dich, Großvater!“

„Ich liebe dich auch sehr, Conchita. Und ruh dich ein bisschen aus. Zuviel Arbeit ist nicht gut!“

„Bis bald!“

„Bis bald, mein Sonnenschein!“ Dann legte ihr Großvater auf.

Silvias Tränen kullerten über ihre Wangen.

Der Anfang war gemacht.

Und schon in wenigen Stunden würde nichts mehr so sein, wie es war.

Ihr Schicksal würde sie einholen.

Endgültig und unwiderruflich.

Bevor ihr dann erschöpft die Augen zufielen, dachte sie noch daran, dass sie einmal die Chance gehabt hatte, das Grauen zu beenden.

Damals vor sieben Jahren.

Aber Chris, ihr geliebter Chris, hatte es verhindert und sie vor einem Leben im Zuchthaus bewahrt.

Doch fragte sie sich, ob das wirklich so gut gewesen war?

Dämon I

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