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5. Die Beschneidung Jesu, Luk. 2, 21
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Christus dem Gesetze unterstellt (55). Die Beschneidung am Oktavtag äußeres Zeichen der inneren Reinigung, Typus der Sündentilgung im Neuen Bund. Christus allein „der Heilige“ (Exod. 13, 12), der absolut Sündelose (56—57).
55.
[Forts. ] Das Knäblein wird nun beschnitten358. Wer ist dieses Knäblein, wenn nicht jenes, von dem gesprochen ward: „Ein Knäblein ist uns geboren, ein Söhnlein uns geschenkt worden"?359 Dem Gesetze nämlich ward es unterstellt, um die, welche unter dem Gesetze waren, zu gewinnen360.
56.
Über die Bedeutung der „Darstellung vor dem Herrn in Jerusalem"361 würde ich mich äußern, wenn ich es nicht früher bereits im Kommentar zu Jesaias362 getan hätte. Wer nämlich an Sünden beschnitten war, wurde des Anblickes des Herrn für würdig erachtet; denn „die Augen des Herrn ruhen auf den Gerechten"363. Du weißt, der ganze Inhalt des alttestamentlichen Gesetzes war nur ein Vorbild des Zukünftigen. Denn auch die Beschneidung deutet zwar die Reinigung von den Sünden an; weil jedoch die leibliche und geistige Gebrechlichkeit des Menschen so leicht infolge der Begierlichkeit zur Sünde in ein unentrinnbares Netz von Lastern sich verstrickt, darum wurde durch den Oktavtag der Beschneidung auch die künftige Reinigung von aller Schuld im Auferstehungszeitalter364 vorgebildet. Das nämlich besagt die Vorschrift: „Alles Männliche, das den Mutterschoß öffnet, wird heilig dem Herrn genannt werden"365. Es lag nämlich in den Gesetzesworten die Verheißung der Jungfraugeburt ausgesprochen366. Ja „heilig" fürwahr, weil makellos. Daß er es war, den das Gesetz bezeichnete, bekundet denn auch gleicherweise die wiederholte Erklärung des Engels: „Das Heilige, das aus dir geboren werden soll, wird der Sohn Gottes genannt werden"367. Denn nicht eines Mannes Beischlaf öffnete das stille Heiligtum des Jungfrauschoßes, sondern der Heilige Geist senkte den unbefleckten Samen ihrem unversehrten Schoße ein. Unter den vom Weibe Geborenen ist nämlich nur der Herr Jesus allein schlechthin heilig. Nur er blieb infolge der makellosen Geburt von den Befleckungen des irdischen Verderbnisses unberührt und tilgte sie kraft seiner himmlischen Erhabenheit.
57.
Wenn wir nur dem Literalsinn folgten: wie wäre denn da jede männliche Person heilig, da es doch bekanntlich viele Schwerverbrecher gegeben hat? Oder war etwa ein Achab heilig? Waren etwa die Falschpropheten heilig, die auf das Gebet des Elias das himmlische Rachefeuer zur Strafe für ihr Unrecht verzehrte?368 Nein, jener war heilig, durch welchen die frommen Vorschriften des göttlichen Gesetzes ihre vorbildliche Bedeutung für das künftige Geheimnis empfingen, insofern er allein den stillen Mutterschoß, den unbefleckt befruchteten, der heiligen Jungfrau-Kirche zur (Wieder-) Geburt des Gottesvolkes öffnete. Er allein öffnete auch sich den Mutterschoß. Und kein Wunder. Denn nur er, der zum Propheten gesprochen hatte: „Ehe ich dich bildete im Mutterleibe, kannte ich dich, und im Mutterschoße heiligte ich dich"369, der sonach den Mutterschoß einer anderen heiligte, daß ein Prophet geboren würde, ist es, der auch den Schoß seiner Mutter öffnete, um makellos daraus hervorzugehen.