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6. Symeon und Anna, Luk. 2, 25―38

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Auch Greise und Gerechte Zeugen der Menschwerdung des Welterlösers. Symeon, der „Gerechte“ (58), ein Vorbild der Vorbereitung auf einen seligen Tod (59), ein Prophet (60); das seeledurchbohrende Schwert seiner Prophetie das Wort Gottes (61). Die Prophetin Anna, die Vertreterin des Witwenstandes; die 84 Jahre ihrer Witwenschaft wohl eine „heilige Zahl“ (62).


58.

[Forts. ] * „Und sieh, es war ein Mann in Jerusalem, und dieser Mann war gerecht und gottesfürchtig, harrend auf den Trost Israels"*370. Nicht bloß von Engeln und Propheten, von Hirten und Verwandten, sondern auch von Greisen und Gerechten empfängt die Geburt des Herrn ihre Bezeugung. Jedes Alter und beide Geschlechter sowie die wunderbaren Ereignisse begründen den Glauben. Die Jungfrau empfängt, die Unfruchtbare gebiert, der Stumme redet, Elisabeth weissagt, der Magier betet an, der im Mutterleibe Eingeschlossene hüpft freudig auf, die Witwe bekennt, der Gerechte harrt. Und mit gutem Grund „der Gerechte"; denn nicht für sich, sondern für das Volk begehrte er die Gnade, voll Verlangen, aus den Banden der leiblichen Gebrechlichkeit erlöst zu werden, doch voll Erwartung, den Verheißenen zu schauen. Er wußte ja: „Selig die Augen, die sehen würden!" 371


59.

„Jetzt entlaß deinen Diener!"372 Sieh, wie es den in der Körpermasse wie in einem Kerker eingeschlossenen Gerechten darnach verlangt, aufgelöst zu werden, um anzufangen, bei Christus zu sein; denn „aufgelöst werden und bei Christus sein ist weitaus das Bessere"373. Doch in den Tempel komme, der entlassen zu werden wünscht! Nach Jerusalem komme er, des Gesalbten des Herrn harre er, das Wort Gottes nehme er in die Hände und umfange es gleichsam mit den Armen seines Glaubens! Dann wird er entlassen werden, so daß er den Tod nicht schaut, nachdem er das Leben geschaut hat374.


60.

[Forts. ] Ein reicher Gnadenstrom ward, wie man sieht, mit der Geburt des Herrn über alle ausgegossen und die Gabe der Weissagung wohl den Ungläubigen, nicht den Gerechten vorenthalten. Sieh, auch Symeon weissagt, „zum Falle und zur Auferstehung gar vieler"375 sei der Herr Jesus erschienen, um der Gerechten und Ungerechten Verdienste zu scheiden und als wahrhafter und gerechter Richter nach der Beschaffenheit unserer Werke Strafen oder Belohnungen zu verhängen.


61.

[Forts. ] * „Und deine eigene Seele wird ein Schwert durchdringen"*376. Weder eine schriftliche noch eine geschichtliche Nachricht berichtet von einem leiblichen Martertode, mit welchem Maria aus diesem Leben geschieden sei; nicht die Seele, sondern nur der Leib kann ja mit einem physischen Schwerte durchbohrt werden. Der Evangelist weist darum auf die Einsicht Marias hin, die über das himmlische Geheimnis nicht im Unwissenden war. „Denn lebendig ist das Wort Gottes und gewaltig und schärfer denn das schärfste Schwert; durchdringend, bis es Seele und Geist, Gelenk und Mark scheidet, erforscht es die Gedanken des Herzens und das Verborgene des Geistes"377. Alles nämlich, was der Geist einschließt, liegt bloß und offen vor dem Sohne, dem das Verborgene des Gewissens nicht entgeht.


62.

Symeon hat geweissagt, die Verheiratete hatte geweissagt, die Jungfrau hatte geweissagt: auch die Witwe sollte es, damit kein Stand oder Geschlecht fehle. Und so wird denn Anna in ihrem Witwenberuf und Wandel so eingeführt, daß sie ganz und gar für würdig erachtet werden muß, die Ankunft des Erlösers allen zu verkünden. Da wir aber ihre Verdienste an einer anderen Stelle, in unserem Mahnwort an die Witwen378, gewürdigt haben, glauben wir sie an dieser nicht nochmals besprechen zu sollen, weil wir rasch auf anderes übergehen möchten. Gleichwohl (die Bemerkung): nicht umsonst hob der Evangelist ausdrücklich die 84 Jahre ihrer Witwenschaft hervor, da augenscheinlich sowohl sieben Dutzend als auch zwei Quadragesen eine heilige Zahl bezeichnen.

Das Evangelium nach Lukas

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