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8. Das verborgene Leben Jesu in Nazareth, Luk. 2, 51―52

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Jesus den Eltern, wie auch dem himmlischen Vater aus Pietät, nicht Inferiorität gehorsam. Der Knabe Jesus das Ideal der Kindespflicht und -liebe (65—66).


65.

„Und er kam nach Nazareth und war ihnen untertan"383. Was hätte denn der Lehrer der Tugend erfüllen sollen als die Kindespflicht? Und dürfen wir uns wundern, wenn er, welcher der Mutter untertan ist, auch dem Vater willfährig sich erweist? Auf keinen Fall ist diese Unterwürfigkeit ein Zeichen der Schwäche, sondern nur der Pietät, mag auch der Drache des Unglaubens aus finsterem Versteck heraus das Haupt erheben und Gift aus seiner Schlangenbrust dagegen ausspeien. Spricht der Sohn, er sei gesendet, nennt der Häretiker den Vater größer, um den Sohn als unvollkommen hinzustellen, nachdem er einen Größeren über sich haben kann; um ihn als fremder Hilfe bedürftig zu erklären, da er gesendet wird. Bedurfte er etwa auch menschlicher Hilfe, um einem mütterlichen Befehle sich zu unterwerfen? Er war willfährig einem Menschen, willfährig einer Magd ― sie selbst spricht nämlich: „Sieh, eine Magd des Herrn!"384 ― willfährig einem Putativvater: und du wunderst dich, daß er Gott willfährig war? Oder ist Willfährigkeit gegen den Menschen Pietät, Willfährigkeit gegen Gott Schwäche? So mache doch wenigstens vom Menschlichen einen Schluß auf das Göttliche und erkenne, was dem Vater an Liebe gebührt! Der Vater verherrlicht den Sohn385: willst du nicht, daß der Sohn den Vater verherrliche?386 Der Vater beteuert mit der Stimme vom Himmel sein Wohlgefallen am Sohne387: willst du nicht, daß der Sohn im Kleide des menschlichen Leibes, mit menschlicher Stimme, mit menschlichem Empfinden rede und den Vater größer nenne?388 Wenn „groß der Herr und preiswürdig überaus und seiner Größe kein Ende ist"389, so hat doch seine Größe, die kein Ende hat, auch keine Mehrung. Doch warum sollte ich nicht mit frommem Ohre vernehmen, daß der Sohn dem Vater in der Menschwerdung gehorsam ward, wenn ich frommes Sinnes vernehme, daß der Vater dem Sohn willfahrte?


66.

Zieh dir lieber daraus Lehren, die dir frommen, erkenne darin Beispiele der Kindesliebe! Lerne, was du deinen Eltern schuldest, wenn du liest, wie der Sohn nicht im Willen, nicht im Wirken, nicht in der Zeit vom Vater abweicht! Sind sie auch zwei an Personen, an Macht sind sie eins. Und fürwahr doch, kein Leid erwuchs jenem himmlischen Vater aus der Zeugung; du aber bist deiner Mutter zuleid schuld an der Verletzung ihrer Scham, der Einbuße ihrer Jungfräulichkeit, der Gefährdung bei ihrer Niederkunft, an einer langen Kette von Beschwerden für die Mutter390, an einer langen Kette von Gefahren für die Mutter, die bedauernswerte, für welche die größte Gefahr gerade in der sehnlichst erwünschten Leibesfrucht liegt und welche, wenn sie den ersehnten Liebling ins Dasein gesetzt hat, wohl der Geburt, nicht der Besorgnis ledig ist. Was soll ich erinnern an die ängstliche Sorge der Eltern für die gedeihliche Entwicklung der Kinder, an die Mehrausgaben für anderweitige Bedürfnisse, an die Samenaussaat des Landmanns, die in späten Jahren erst den Nachkommen zugute kommen wird? Muß nicht doch mindestens williger Gehorsam die Gegenleistung hierfür bilden? Warum soll einem ruchlosen (Kinde) des Vaters Leben zu lang und der Anteil des gemeinschaftlich verteilten väterlichen Erbes zu karg dünken, nachdem doch auch Christus Miterben nicht ausschließt?391

Das Evangelium nach Lukas

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