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10. Die Taufe Christi. Theophanie, Luk. 3, 21―22

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Zweck und Grund der Taufe Christi: Weihe des Taufwassers, Erfüllung des Gesetzes (83). Der Gottessohn allein sollte und konnte die Kirche bauen — nichts läßt sich ohne ihn auch nur beginnen — (84), wie Gott allein die Welt und den Menschen erschaffen hat (85). Die aus der Rippe Adams geschaffene Eva Typus der aus Christi Seite hervorgegangenen (86), fort und fort im Ausbau begriffenen Kirche (87). Deren Zukunftshoffnung die Entrückung zum Himmel (88). Niemand anderer als der Gottessohn ist Gründer der Kirche (89). Der sündelose Heiland als Repräsentant und Vorbild des sündigen Menschen Empfänger der Bußtaufe (90), sein Beispiel das stärkste Motiv für denselben. Aus der Niedrigkeit seines Lebens bricht überall der Strahl des Göttlichen hervor (91). Die trinitarische Theophanie bei der Taufe Christi. Die Taube Symbol des Heiligen Geistes, bezw. der Taufgnade (92). Der Heilige Geist, sichtbar im Symbole, und der unsichtbare Vater in und mit dem menschgewordenen Sohne Gründer der Kirche (93—94). Der Gottessohn, eins mit dem Vater im Sein und Wirken, das Mißfallen der Arianer, das Wohlgefallen des Vaters (95).


83.

„Es geschah aber, als alles Volk getauft war, daß auch Jesus getauft wurde; und, da er betete, öffnete sich der Himmel und der Heilige Geist stieg in leiblicher Gestalt gleich einer Taube auf ihn herab und eine Stimme erscholl vom Himmel: Mein Sohn bist du, an dir habe ich mein Wohlgefallen"447. Die Taufe nun empfing der Herr nicht in der Absicht, sich reinigen zu lassen, sondern das Wasserelement zu reinigen, daß es durch den Leib Christi, „der von keiner Sünde wußte"448, abgewaschen zum rechtmäßigen Taufwasser würde. Wer darum zu Christi Taufe gelangt, wird frei von Sünde.

Mit feinem Takt aber legte sich der heilige Evangelist in dem, was die übrigen bereits berichteten, Beschränkung auf und wollte die Tatsache, daß der Herr von Johannes sich taufen ließ, lieber dem denkenden Geist als dem Buchstaben anvertrauen. Über den Grund seiner Taufe aber spricht sich der Herr selbst klar aus mit den Worten: „Laß es geschehen; denn also geziemt es uns, jegliche Gerechtigkeit zu erfüllen"449.


84.

Wenn nun Gott in seiner göttlichen Huld zum Zweck des Aufbaues seiner Kirche soweit gegangen ist, daß nach den Patriarchen, Propheten und Engeln der eingeborene Gottessohn herniederstieg und zur Taufe kam, muß es uns da nicht einleuchten, daß gerade auf die Kirche der wahre und göttliche Ausspruch sich bezieht: „Baut nicht der Herr sich das Haus, dann mühen sich die Bauleute vergeblich?"450 Kein Wunder, wenn der Mensch es nicht bauen kann, nachdem er es nicht einmal behüten kann: „Wenn der Herr die Stadt nicht behütet, dann wachen ihre Hüter umsonst"451. Das nun entnehme ich einem Psalme. Doch selbst auch wage ich zu behaupten, daß der Mensch keinen Weg zu betreten vermag, wenn nicht der Herr ihm voranzieht. Darum die Mahnung der Schrift: „Hinter dem Herrn deinem Gott sollst du wandeln"452, und: „Vom Herrn werden gewiesen die Wege des Mannes"453. Jener war folglich am meisten in der Vollkommenheit voran, der einsah, daß er ohne den Herrn nicht wandeln könne: „Deine Wege", betet er, „lehre mich!"454

Um nun auf die Geschichte zurückzugehen ― wir sollten uns ja nicht mit dem einfachen Bericht über eine Begebenheit begnügen, sondern auch unser Handeln auf die eifrige Befolgung des Geschriebenen richten ― so hielt das Volk seinen Auszug aus Ägypten. Es wußte den Weg nicht, welcher zum Heiligen Lande führte. Da sandte Gott eine Feuersäule, damit das Volk des Nachts den Weg erkännte. Er sandte ferner des Tags eine Wolkensäule, damit es nicht nach links und rechts vom Wege wiche455. Doch nicht so bist du, Mensch, daß auch du eine Feuersäule verdientest. Du hast keinen Moses, empfängst keine Zeichen. Denn jetzt, seit der Ankunft des Herrn, wird Glaube verlangt, die Zeichen treten zurück. Fürchte den Herrn und baue auf den Herrn! Denn „es wird der Herr Engel niedersenden rings um die, so ihn fürchten, und sie erretten"456. Da sieht man doch fürwahr, wie überall des Herrn Kraft des Menschen Mühen unterstützt, so daß niemand ohne den Herrn bauen, niemand ohne den Herrn behüten, niemand das Geringste ohne den Herrn anfangen kann. Daher die Mahnung des Apostels: „Ihr möget essen oder trinken, tut alles in Kraft der Herrlichkeit Gottes"457, „im Namen unseres Herrn Jesus Christus!"458 In den beiden Briefen gebot er dir zu handeln: hier „im Namen unseres Herrn Jesus Christus", dort „in Kraft der Herrlichkeit Gottes"; du sollst daraus erkennen, daß dem Vater und Sohne die gleiche Herrlichkeit, die gleiche Kraft zukommt, und daß Vater und Sohn in nichts hinsichtlich ihrer Gottheit sich voneinander unterscheiden, wie sie auch in ihrer Hilfeleistung gegen uns sich nicht unterscheiden. ― So lehrte mich denn David, daß niemand ohne den Herrn ein Haus bauen, eine Stadt behüten kann.


85.

[Forts. ] Es lehrte mich desgleichen Moses, daß niemand außer Gott die Welt geschaffen hat; denn „am Anfange schuf Gott den Himmel und die Erde"459. Er lehrte desgleichen, daß die Erschaffung des Menschen Gottes Werk ist, und schrieb nicht umsonst den Satz nieder: „Es bildete Gott den Menschen aus Erdenlehm und hauchte in sein Antlitz den Odem des Lebens"460: du solltest Gott bei der Bildung des Menschen gleichsam nach Art physischen Handelns Hand anlegen sehen. Er lehrte ebenso auch die Erschaffung des Weibes durch Gott; denn „es sandte Gott einen tiefen Schlaf auf Adam, und er schlummerte ein; da nahm er eine der Rippen aus dessen Seite und ergänzte deren Fleisch. Und Gott der Herr bildete aus der Rippe, die er von Adam genommen, das Weib"461. Nicht umsonst, wie gesagt, stellt Moses Gott dar, wie er gleichsam leiblich Hand an Adam und Eva legt. Die Welt hieß Gott werden und sie ward462, und mit einem Worte war, wie die Schrift hier andeutet, die Weltschöpfung vollbracht. Da kommt die Reihe an den Menschen, und der Prophet müht sich, dir gleichsam die Hände des schaffenden Gottes zu zeigen.


86.

Einen weiteren Aufschluß, zu dem mich die geschaffenen Werke Gottes über das hinaus, was ich (in der Genesis) lese, noch zwängen, wüßte ich nicht zu finden. Da kommt der Apostel meinem heißen Verlangen entgegen und machte mir die Bedeutung der Textstellen463, die ich nicht verstand: „Bein von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch", und: „Man soll sie Männin heißen, weil sie von ihrem Manne genommen ward" kraft des Göttlichen Geistes offenbar, indem er beteuert: „Ein großes Geheimnis ist dies"464. Was für ein Geheimnis? „Die zwei werden ein Fleisch sein", und: „Es wird der Mensch Vater und Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen", und: „Glieder seines Leibes sind wir, von seinem Fleisch und seinem Gebein"465. Wer ist dieser Mann, um deswillen das Weib die Eltern verlassen soll? die Kirche hat die Eltern verlassen, indem sie sich auf den prophetischen Ruf: „Vergiß dein Volk und deines Vaters Haus!"466 aus den Heidenvölkern sammelte. Um welchen Mannes willen, wenn nicht vielleicht um dessentwillen, von dem Johannes beteuert: „Nach mir kommt ein Mann, der mir voran ist"?467 von dessen Seite, da er schlief, Gott die Rippe nahm? Jener ist’s, der „sich schlafen legte und ruhte und wieder aufstand, weil der Herr ihn aufnahm"468. Was bedeutet dieses Mannes Rippe anders als Kraft? Denn in dem Augenblick, da ein Soldat dessen Seite öffnete, entströmte ihr sogleich Wasser und Blut469, das für das Leben der Welt vergossen ward. Dieses Leben der Welt bedeutet die Rippe Christi, sie ist die Rippe des zweiten Adam; denn „der erste Adam ward eine lebendige Seele, der letzte Adam ein lebendigmachender Geist"470. „Der letzte Adam" ist Christus, die Rippe Christi das Leben der Kirche. „Wir sind sonach die Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und seinem Gebein"471. Und vielleicht ist es diese Rippe, von der er sprach: „Ich fühle, daß eine Kraft von mir ausgegangen ist"472. Das ist die Rippe, die von Christus ausging, ohne seinen Körper zu schmälern; denn nicht körperlich, sondern geistig ist die Rippe, der Geist aber ist selbst nicht teilbar, „teilt indes jedem zu, wie er will"473. Das ist die Eva, „die Mutter aller Lebendigen"474. Verstehst du nämlich die Stelle vom „Suchen des Lebendigen bei den Toten"475 recht, so hast du unter den „Toten" jene zu verstehen, die ohne Christus sind, die am Leben nicht teilhaben; denn das heißt an Christus nicht teilhaben, weil Christus das Leben ist. Die Mutter der Lebendigen ist sonach die Kirche, die Gott aufbaute, „wobei Christus Jesus selbst der Eckstein ist, in welchem der ganze Bau zusammengefügt ist und zum Tempel emporwächst"476.


87.

[Forts. ] Möchte denn Gott kommen! Möchte er „das Weib bauen"477, jenes als Adams478, dieses hingegen als Christi Gehilfin, nicht als ob Christus der Hilfe benötigte, sondern weil wir durch die Vermittlung der Kirche zur Gnade Christi zu gelangen suchen und wünschen. Auch heute noch wird „das Weib gebaut", auch heute noch geformt, auch heute noch gestaltet, auch heute noch geschaffen. Darum die ungewohnte Ausdrucksweise der Schrift, wir würden „daraufgebaut über dem Fundamente der Apostel und Propheten"479. Auch heute noch ersteht „das geistige Haus zu einer heiligen Priesterschaft"480. Komm, Herr und Gott, baue dieses Weib, baue die Stadt! Es komme auch „Dein Knecht!"481 Denn ich glaube dir, da Du versicherst: „Er wird bauen meine Stadt"482.


88.

Sieh das Weib, die Mutter aller! Sieh das geistige Haus! Sieh die Stadt, die ewige, weil sie den Tod nicht kennt! Sie ist nämlich die Stadt Jerusalem483, die jetzt auf Erden sichtbar ist, aber herrlicher denn Elias484 entrückt ― Elias war ja nur einer ― herrlicher denn Enoch485 weggenommen werden wird; denn dieser „ward entrückt, daß die Bosheit sein Herz nicht verkehre"486, jene aber erfreut sich als „die herrliche, heilige, makellose, ohne Runzel"487 der Liebe Christi488; und wie unvergleichlich Besseres besagt nicht die Aufnahme des ganzen Leibes (der Kirche) als* seine* Aufnahme! Denn das ist die Hoffnung der Kirche: Sie wird in Wahrheit entrückt, auf- und hinweggenommen werden in den Himmel. Sieh, im feurigen Wagen ward Elias, wird die Kirche entrückt! Du glaubst mir’s nicht? So glaube doch wenigstens Paulus, in welchem Christus gesprochen: „Wir werden entrückt werden auf Wolken Christus entgegen in die Luft, und so werden wir immerdar beim Herrn sein"489.


89.

[Forts. ] Zum Aufbau der Kirche werden nun zwar viele gesendet, werden gesendet die Patriarchen, werden gesendet die Propheten, wird gesendet der Erzengel Gabriel, werden unzählige Engel abgeordnet und lobte eine Menge der himmlischen Heerschar Gott490, weil der Bau dieser Stadt herannahte: viele werden zu ihr gesendet, doch Christus allein erbaut sie. Freilich nicht allein ist er, weil auch der Vater dabei ist491. Und wenn er allein baut, so spricht er doch das Verdienst dieses so herrlichen Baues nicht allein an492. Vom Tempel Gottes, den Salomo baute, dem Vorbilde der Kirche, steht geschrieben, daß es siebzigtausend waren, die auf den Schultern trugen, und achtzigtausend Steinhauer493. Möchten jene Engel kommen! Möchten Behauer der Steine kommen! Möchte das Überflüssige an unseren Steinen weggehauen, das Rauhe geglättet werden! Möchten auch Schulterträger kommen! Denn es steht geschrieben: „Auf den Schultern werden sie getragen werden"494.


90.

So kam denn Christus zu Johannes ― das übrige habt ihr ja vernommen ― er kam zur Taufe des Johannes495. Doch die Taufe des Johannes bedeutete Buße über die Sünden496. Darum „wehrte es ihm Johannes und sprach: Ich habe nötig von Dir getauft zu werden, und Du kommst zu mir?"497 Warum kommst Du zu mir, der Du keine Sünde hast? Nur der hat die Taufe nötig, der Sünde hat. Warum soll der, „welcher keine Sünde getan hat"498, nach dem Bußbade verlangen? „Laß es jetzt" ― d. i. da die Kirche erbaut wird ― „geschehen", lautet die Antwort; „es geziemt uns jegliche Gerechtigkeit zu erfüllen"499. Was anders ist Gerechtigkeit als Barmherzigkeit? Denn „er teilt aus und gibt den Armen; seine Gerechtigkeit währt ewiglich"500. Er gab mir Armen, er gab mir Dürftigen die Gnade, die ich zuvor nicht besaß. ― „Seine Gerechtigkeit währt ewiglich." Was bedeutet Gerechtigkeit als erst selbst tun, was man von anderen verlangt, und mit seinem Beispiel andere anspornen? Was besagt Gerechtigkeit, als daß der Fleischgewordene als Gott die Gesinnung und den Dienst des Fleisches nicht ausschloß, sondern als Mensch das Fleisch überwand, um mich Überwindung zu lehren? Er lehrte nämlich, wie ich den mit irdischen Lastern vermengten Unrat des verderbten Fleisches für das Sündenleben begraben, für das Tugendleben verjüngen soll.


91.

O wahrhaft göttliche Fürsorge des Herrn selbst in seiner Niedrigkeit! Denn je tiefer seine Niedrigkeit, umso göttlicher seine Vorsehung. Aus der Bitterkeit seiner Leiden bricht hervor der Strahl seiner Gottheit, und in der Anwendung seiner Heilmittel ― er selbst bedurfte keiner Heilmittel ― erweist sich seine Gottheit. Wenn niemand die Gnadentaufe zurückweist, nachdem Christus die Bußtaufe nicht zurückgewiesen: was trüge so sehr den Stempel des Göttlichen zur Aneiferung des Volkes? Niemand spreche, er sei frei von Sünde, nachdem Christus zum Heilbade der Sünden gekommen! Wenn er unsertwegen sich abgewaschen oder vielmehr uns in seinem Leibe abgewaschen hat, wieviel mehr müssen wir unsere eigenen Sünden abwaschen? Durch welche Tat denn, durch welches Geheimnis hätte Gott, wiewohl „Gott in allem"501 sich mehr (als solcher) erwiesen als damals, da er über die ganze Welt, soweit nur das Menschengeschlecht reicht, über die trennenden Grenzen und Marken der Länder hinweg in* einem* Augenblick, in* einem* Leib das Unheil der alten Verirrung tilgte, die Gnade des Himmelreiches ausgoß? Einer tauchte hinab (ins Taufbad), doch alle hob er daraus; einer stieg hinab, daß wir alle heraufstiegen; einer nahm die Sünden aller auf sich, daß in ihm die Sünden aller abgewaschen würden. Reiniget euch denn, wie der Apostel mahnt502, da jener für euch sich reinigte, welcher der Reinigung nicht bedurfte! Soviel, was uns betrifft.


92.

Jetzt laßt uns das Geheimnis der Trinität ins Auge fassen! Ein Gott ist, sagen wir. Doch den Vater bekennen wir und den Sohn bekennen wir. Denn ob auch geschrieben steht: „Du sollst den Herrn deinen Gott lieben und ihm, dem Alleinigen, dienen"503, versicherte doch der Sohn, er sei nicht allein, indem er bekannte: „Doch ich bin nicht allein, denn der Vater ist bei mir"504. Auch im gegenwärtigen Augenblick ist er nicht allein; denn es beteuert der Vater, daß er da ist. Da ist auch der Heilige Geist; denn die Trinität läßt sich nimmer voneinander trennen. Daher denn auch: „Es öffnete sich der Himmel, herab stieg der Heilige Geist in leiblicher Gestalt gleich einer Taube". Wie also können die Häretiker behaupten, er sei allein im Himmel, nachdem er nicht allein auf Erden ist? Beachten wir genau das Geheimnis! Warum „gleich einer Taube"? Einfalt fordert die Taufgnade: „einfältig sollen wir sein wie die Taube"505. Friede fordert die Taufgnade: ihn brachte einstens im Alten Bunde die Taube im Sinnbilde (des Ölzweiges) zurück zur Arche, die allein von der Sintflut verschont blieb. Er, der jetzt in Gestalt der Taube herabzusteigen sich würdigte, lehrte mich, wessen Vorbild jene Taube war; er lehrte mich, daß jener Zweig, jene Arche ein Vorbild des Friedens und der Kirche darstellte, insofern selbst inmitten der die Welt heimsuchenden Sintflut der Heilige Geist seiner Kirche die Segensfülle des Friedens entgegenbringt. Auch David lehrte es, der mit prophetischem Geiste das Geheimnis der Taufe schaute und ausrief: „Wer wird mir Flügel geben gleich der Taube?"506


93.

[Forts. ] Es kam herab der Heilige Geist. Beachte jedoch das Geheimnis! Er kam herab auf Christus; denn „alles ist durch ihn geschaffen worden" und „hat in ihm seinen Bestand"507. Doch sieh den gütigen Herrn! Er allein unterzog sich den Leiden, er allein verlangte nicht Gnade und Erbarmen. ― Und wo508 hat (der Heilige Geist) die Kirche gebaut? „Ich werde, heißt es, den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Tröster geben, damit er bei euch bleibe in Ewigkeit, den Geist der Wahrheit, welchen diese Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht und ihn nicht kennt"509. Mit Recht denn zeigte er sich in körperlicher Gestalt, da er in der göttlichen Wesenheit unsichtbar ist.


94.

Wir haben den Geist geschaut, doch nur in körperlicher Gestalt: so laßt uns auch den Vater schauen! Doch da wir ihn nicht schauen können, so laßt uns ihn hören! Denn der gütige Gott ist da, er wird seinen Tempel nicht verlassen. Er will jede Seele ausbauen, will sie zum Heile unterweisen, will lebendige Steine von der Erde zum Himmel hinaufnehmen. Er liebt seinen Tempel: so laßt auch uns ihn lieben! Laßt uns, wenn wir ihn lieben, seine Gebote halten!510 Laßt uns, wenn wir ihn lieben, ihn erkennen! Denn „wer sagt, er kenne ihn, und seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner"511. Wie könnte auch einer Gott lieben, der die Wahrheit nicht liebt, da doch Gott die Wahrheit ist?512 Laßt uns also den Vater hören! Denn er ist unsichtbar513. Aber auch der Sohn ist seiner Gottheit nach unsichtbar; denn „Gott hat niemand gesehen"514. Da nun der Sohn Gott ist, ist er eben darum als Gott unsichtbar. Doch er wollte sich im Leibe zeigen. Und weil der Vater keinen Leib trug, darum wollte der Vater uns beweisen, daß er im Sohne zugegen ist, indem er beteuerte: „Mein Sohn bist du, an dir habe ich mein Wohlgefallen". Willst du es vernehmen, daß der Sohn immerdar beim Vater ist, so lies, was des Sohnes Stimme spricht: „Steige ich zum Himmel hinauf, so bist Du da; steige ich zur Unterwelt hinab, bist Du da"515. Verlangst du ein Zeugnis vom Vater, so hast du es von Johannes vernommen. Vertraue ihm, dem Christus zur Taufe sich anvertraute; dem der Vater mit der Stimme vom Himmel den Sohn empfahl mit den Worten: „Dies ist mein Sohn, der geliebte, an welchem ich mein Wohlgefallen habe"516.


95.

Wo sind die Arianer, die kein Gefallen finden am Sohn, an dem der Vater sein Wohlgefallen hat? Letzteres sage nicht ich und hat nicht irgendein Mensch ausgesprochen; denn nicht durch einen Menschen oder Engel oder Erzengel besiegelte das Gott, sondern die vom Vater selbst aus dem Himmel gesendete Stimme tat es. Dazu wiederholt der Vater die nämlichen Worte an einer anderen Stelle, indem er beteuert: „Dieser ist mein Sohn, der geliebte, an welchem ich mein Wohlgefallen habe; ihn sollt ihr hören!"517 Ja ihn, der da spricht: „Ich und der Vater sind eins"518, sollt ihr hören! Wer also dem Sohne nicht glaubt, glaubt auch dem Vater nicht. Er ist der Zeuge vom Sohne. An dem Sohne zweifeln heißt dem Zeugnisse des Vaters nicht glauben. Wenn sodann dieser versichert: „an welchem ich mein Wohlgefallen habe", lobt er nicht fremde, sondern seine eigenen Vorzüge im Sohne. Denn was anders sagen die Worte „an welchem ich mein Wohlgefallen habe" als: „Alles, was der Sohn hat, ist mein", wie auch der Sohn versicherte: „Alles, was der Vater hat, ist mein"?519 Die Macht der ungeteilten Gottheit kennt keinen Unterschied zwischen Vater und Sohn, sondern teilt dem Vater und Sohn die* eine* Gewalt zu. Laßt uns dem Vater glauben, dessen Stimme die Elemente tönten!520 Laßt uns dem Vater glauben, dessen Stimme die Elemente Gehorsam leisteten! Es bekannte die Welt ihren Glauben in den Elementen, sie bekenne ihn auch in den Menschen! Sie bekannte ihn in den leblosen Wesen, sie bekenne ihn auch in den lebendigen! Sie bekannte ihn in den stummen Wesen, sie bekenne ihn auch in den der Sprache mächtigen! Sie bekannte ihn in denen, die keinen Verstand haben, sie bekenne ihn auch in denen, die den Verstand empfangen haben, um Gott zu erkennen!

Das Evangelium nach Lukas

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