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4. Sonntag, 12.2.2012 bis Montag, 13.2.2012

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Huntsville, Texas

Als es am Abend klingelte, war Sara völlig klar, wer da draußen stehen würde. Mit einem flauen Gefühl im Bauch öffnete sie. Robert Tellerond hielt sich nicht mit überflüssigem Reden auf. Er trat ein, schloss die Tür hinter sich und zog sie dann an sich. Sara war noch immer etwas wackelig auf den Beinen – sie hatte fast den gesamten Tag geschlafen – und wehrte sich nicht. Er hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. Später hatte sie nicht viele Erinnerungen an diese Nacht, aber dass Leidenschaft, Sex und Blut eine Rolle darin spielten, das vergaß sie nicht.

Am Morgen wachte sie ungewöhnlich früh auf und blinzelte zum Fenster. Es wurde gerade hell und ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass es vier Uhr morgens war. Die Erschöpfung war verschwunden - und sie lebte noch.

Ein Klappern aus der Küche ließ sie zusammenzucken. Offenbar war sie nicht allein. Langsam richtete sie sich auf und sah wieder nach draußen. Ob das mit dem Tageslicht stimmte? Es beunruhigte sie etwas, dass ihr Nachbar sich nicht die Mühe gemacht hatte, das Fenster abzudunkeln.

Als er das Schlafzimmer betrat, zog sie automatisch die Decke bis unters Kinn.

Robert Tellerond blieb vor ihrem Bett stehen und blickte mit einem nachdenklichen Blick auf sie hinunter. In den Händen hielt er zwei dampfende Tassen. Dem Geruch nach war es Kaffee.

Sara mied seinen Blick, schielte aber möglichst unauffällig zu ihm hin. Er stand völlig nackt vor ihr, was ihn nicht zu stören schien. Sein Gemächt war erstaunlich klein, das war ihr in der letzten Nacht überhaupt nicht aufgefallen. Im Gegenteil, sie hatte es aktiv und groß in Erinnerung.

Nach kurzer Zeit setzte er sich auf die Bettkante und reichte ihr eine der Tassen.

Zögernd nahm Sara den Becher entgegen und trank vorsichtig einen Schluck. Das Gebräu war kräftig und heiß. Genau passend.

Nach einigen Minuten des Schweigens wagte sie ihre erste Frage.

„Diese ... diese beiden Männer, ... wissen die, wer ... was Sie sind?“

Er ließ sich mit der Antwort Zeit.

„Nein.“

„Aber, wer sind die? Ihre Freunde?“

Er wirkte amüsiert.

„Ich nehme an, sie denken, dass wir gute Kumpel sind. Aber es sind dumme Jungs, die glauben, dass die Welt aus Frauen, Baseball und Glücksspiel besteht.“

„Und .... und .... trinken Sie ihr Blut?“

Er streckte die Hand aus und strich ihr sanft über den Hals.

„Ja natürlich, aber ich kann dir versichern, dass sie nicht halb so interessant schmecken wie du.“

Das beruhigte Sara nicht. Krampfhaft umklammerte sie die Tasse und trank den letzten Schluck.

Als sie den Becher sinken ließ, nahm Robert Tellerond ihn ihr aus der Hand und stellte ihn mit seiner eigenen Tasse auf den kleinen Beistelltisch neben dem Bett.

Wieder ruhte sein Blick auf ihr. Sara registrierte unruhig, dass es im Zimmer deutlich heller geworden war.

„Müssen ... müssen Sie nicht ins Bett? In Dunkelheit - oder so?“, stammelte sie.

Er lachte leise.

„Damit ich nicht verbrenne?“

Seine Hände umfassten ihr Gesicht und er beugte sich über sie.

„Süße Sara.“ Sein Kuss brannte auf ihren Lippen. „Keine Sorge, das mit dem Verbrennen bei Sonnenlicht ist ein Ammenmärchen. Ich mag Sonne nicht, das stimmt, aber töten kann sie mich nicht. Viel wichtiger ist jetzt aber, was ich mit dir anstelle, nicht wahr?“

Sein Mund wanderte wieder an ihren Hals und verharrte dort. Sara drängte ein Aufschluchzen zurück und ihre Finger krallten sich in seine Oberarme.

„Bitte“, flüsterte sie. „Ich will nicht sterben.“

„Das ist mir durchaus bewusst.“

Seine Zähne schabten an ihrer Haut entlang, ohne sie zu verletzten. Dann umfasste er ihre Hüften und drehten sie unerbittlich herum, bis sie auf dem Bauch lag. Er schob ihre blonde Haarmähne zur Seite, um Platz für seine Lippen zu machen.

Sara erschauerte, als sein Atem ihre Haut traf. Der Schmerz, der plötzlich durch ihren Nacken jagte, war wie glühendes Eisen.

Das Kissen dämpfte ihren gellenden Schrei. Nie zuvor war sie einer solchen Qual ausgesetzt gewesen. Seine Zähne bohrten sich tief in ihr Fleisch und schienen aus flüssigem Feuer zu bestehen. Saras Körper zuckte unkontrolliert in spastischen Bewegungen bis er erschlaffte.

Eine Ewigkeit schien vergangen zu sein, als Sara wieder zu sich kam. Das Erste was sie wahrnahm, war sein Geruch. Er war nicht aufdringlich, aber er füllte ihre Nasenflügel und ließ sie erschauern. Erregung durchströmte sie, kurz aber heftig. Sie lag auf Robert Telleronds Bauch, das Gesicht auf seiner haarlosen Brust und spürte, dass sich irgendetwas verändert hatte. Sie war nur nicht in der Lage, genau zu sagen, was das war.

Mit einem leisen Keuchen stemmte sie sich hoch und sah in die blauen Augen des Vampirs. Schwindel erfasste sie, aber sie war unfähig den Blick abzuwenden.

„Was ... was haben Sie getan?“

Ihre Stimme klang dünn und verängstigt.

Er setzte sich auf und hielt sie dabei umfangen, ohne den Blickkontakt zu lösen.

„Ich habe dir ein wenig Zeit geschenkt, meine Hübsche. - Aber es gibt natürlich einen Haken.“

In seinen Augen blitzte ein klein wenig Erheiterung.

„Dass ich nicht erfreut sein werde, wenn du von mir berichtest, ist dir, glaube ich, klar. Nicht wahr?“

„Ja“, flüsterte Sara.

„Gut. Und nur, um deine Motivation zu unterstützen: Falls du jemals vor irgendjemanden von mir erzählst, werde ich es wissen. Und dann werde ich da sein, und dich töten. Eins sollte dir auf jeden Fall bewusst sein: Dein Leben hängt an einem sehr seidenen Faden. Das Privileg von mir zu wissen, habe ich bisher nur sehr wenigen Menschen gestattet. Einige haben es missbraucht - und sie haben es im Nachhinein bitter bereut. - Wenn auch nur kurz, ich bin da nämlich sehr nachtragend. Also: Wenn du noch länger leben willst, dann sind deine Lippen versiegelt, wenn es um das Thema Vampire und erst recht um meine Wenigkeit geht. - Ist das klar?“

Sara nickte und Erleichterung durchstömte sie. Er würde sie nicht töten! Das war erst mal eine gute Nachricht. Alles andere würde sich fügen. Sie hatte garantiert nicht vor, irgendjemandem von Vampiren zu erzählen. Das würde ihr mit Sicherheit niemand glauben, so wie sie selbst Nils Bogart ja ebenso ausgelacht hatte. Und sie hatte nicht vor so zu enden wie er. Kurz fragte sie sich, was Robert Tellerond wohl mit der Leiche angestellt hatte, doch sie wagte es nicht, ihn danach zu fragen.

Nur wenige Tage später erfuhr sie es aus der Zeitung. Ein kleiner Artikel berichtete über eine Männerleiche, die offenbar einem Raubüberfall zum Opfer gefallen war. Der Tote war angezündet worden und konnte nicht mehr identifiziert werden. Zwar traute sie sich immer noch nicht, ihren Nachbarn zu fragen, doch in dieser Stadt war, zumindest seit sie hier wohnte, noch nie ein Mord geschehen, und es lag nahe, dass Nils Bogart das vermeintliche Opfer war.

Fellträger

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