Читать книгу Interaktionsbeobachtung von Eltern und Kind - André Jacob - Страница 39

5.1.2 Still-Face-Paradigma (SFP)

Оглавление

Für die weniger strukturierte Beobachtung bietet sich das Vorgehen nach dem Still-Face-Paradigma (Tronick et al., 1978 sowie 2009) an. Dabei wird der Elternteil aufgefordert, je nach Alter des Kindes zunächst fünf bis zehn Minuten frei mit dem Kind zu spielen, sich danach - auf ein Klopfzeichen hin - von diesem zu lösen und sich abwendend an einem Tisch im Spielraum mit etwas anderem zu beschäftigen. Abschließend wendet sich die Bezugsperson dem Kind erneut zu und nimmt das gemeinsame Spiel wieder auf, sodass es beiden Spaß bereitet. Die Dauer der drei Phasen kann und muss je nach Alter spezifiziert werden. Im ersten Lebensjahr wird die Situation praktisch oft so gestaltet, dass sich das Kind in einem Kindersitz auf einem Tisch und der Elternteil ihm frontal gegenüber befinden. Anstatt aus der Situation zu gehen, sollen die Eltern in der Trennungsepisode lediglich den Kopf vom Kind wegdrehen und auf Lautäußerungen verzichten (vgl. auch Domogolla, 2006 sowie Kap. 7.3.1). Diagnostische Ziele sind sowohl die Erfassung der elterlichen und kindlichen Interaktionen während des Spiels als auch die Beobachtung des durch die Trennung aktivierten kindlichen Interaktionsverhaltens. Denn – so die Annahme – über das SFP wird das Kind seiner Interaktionsperson und damit auch der reziproken Kommunikation beraubt. Dies irritiere das Kind erheblich und habe zur Folge, dass das Kind in der Bewältigung des Konfliktes auf sich selbst zurückgeworfen wird. Das Kind erlebe dieses Geschehen in der Regel negativ, »weil es die reziproke Interaktion zur eigenen Emotionsregulierung brauche. Eltern helfen als wichtige Modulatoren bei der Regulation des kindlichen Verhaltens. Wenn nun aber der wechselseitige Austausch plötzlich unterbrochen werde, ändere sich auch der emotionale und physiologische Zustand des Kindes und es hat zugleich den Eindruck, damit allein fertig werden zu müssen. Seine Selbstregulationskompetenz werde dadurch aktiviert und zugleich der Beobachtung zugänglich gemacht« (Nabhan, 2015, S. 72; vgl. auch Tronic, 2005).

Interaktionsbeobachtung von Eltern und Kind

Подняться наверх