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5.2 Instruktion

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Die Instruktion orientiert sich an der Zielstellung und an der Aufgabe. Dies ist insofern keine Banalität, da videounterstützte Diagnostik nicht nur zur Indikationsstellung oder zur Begutachtung verwendet wird, sondern auch Bestandteil von längerfristigen Interventionen sein kann und zur Prozessoptimierung sowie zur Wirkungserfassung von Therapien oder Beratung eingesetzt wird.

Im Weiteren soll sich prototypisch an einer Eingangsdiagnostik entweder mit dem Ziel der Begutachtung oder der Indikationsstellung für eine nachfolgende Intervention orientiert werden (videounterstützte Interaktionstherapie vgl. weiterführend z. B. Downing, 2010 sowie Kap. 8.2.3).

Generell ist zu beachten, dass videounterstützte Diagnostik – wie auch andere nicht diagnostische bildaufzeichnende Interventionen – zum Schutz der Beteiligten eines sehr hohen Maßes an Vertraulichkeit und Transparenz bedürfen. Aus diesem Grund ist die Klärung des vertrauensbildenden Kontextes durch die Diagnostikerin oder den Diagnostiker vor dem Einstieg in die Arbeit zu prüfen und sicherzustellen.

Die Aufklärung der Familien über Sinn und Zweck, insbesondere über die auf keinem anderen Weg zu erreichenden, diagnostisch relevanten Aspekte sollte mit viel Akribie erfolgen. Die Erörterung der gestellten Fragen bedarf großer Ernsthaftigkeit und eines ausreichenden Zeitrahmens. Gerade in dieser die Diagnostik gründenden Phase sollte auf ausreichend Redundanz geachtet werden, da sich ungeklärte Fragen, Zweifel und Widerstände sonst in der Diagnostik selbst ihren Raum schaffen.

Die Einführung in die videounterstützte Arbeit sollte auch auf die Prozedur der Auswertung nach Beendigung der Aufzeichnungen sowie auf den Schutz der Daten (Aufbewahrung erfolgt analog zur Aufbewahrung der schriftlichen Daten) eingehen; dies jedoch in knapper Form.

Das praktische diagnostische Handeln sollte prägnant und nachvollziehbar erläutert werden. Bei inszeniertem Vorgehen hat es sich als günstig erwiesen, die einzelnen Schritte so lange vorab zu besprechen, bis die Eltern deren Reihenfolge verinnerlicht haben, sodass während der videografierten Szene nur noch per Klopfzeichen der Übergang in die nächste Phase angekündigt werden muss. Je weniger während der Aufnahme durch die Diagnostikerin oder den Diagnostiker gesprochen und gestikuliert wird, desto besser. Eine andere Methode schlagen Franke & Schulte-Hötzel (2019) sowie Esser und Schewen (1989) vor, die mit einem akustischen Signal die Probanden darauf hinweisen, das nächste bereitliegende Briefkuvert zu öffnen, in welchem sich die schriftliche Instruktion zur Durchführung der nachfolgenden Aufgabe befindet. Bei komplexer diagnostischer Dramaturgie ist dies sicherlich die Methode der Wahl, da ansonsten nicht ausreichend sicherzustellen ist, dass alle Aufgaben den Instruktionen entsprechend umgesetzt werden. Eine nachträgliche Korrektur durch die Fachkraft bedeutet stets eine Verfälschung der diagnostischen Situation. Allerdings ist die schriftliche Instruktion immer auch mit dem Nachteil behaftet, die Prozedur durch das Lesen zu unterbrechen, was bei den Kindern durchaus zu Irritationen führen kann und von der Bezugsperson eine zusätzliche Regulierungsleistung verlangt. Ferner muss zuvor sichergestellt werden, dass die Probanden das Lesen eines Textes problemlos bewerkstelligen können.

Nach Beendigung der videografierten Szenen sollte sich die Diagnostikerin oder der Diagnostiker bei den Akteuren (übrigens auch beim Kind) bedanken. Dem folgt die Orientierung auf den nächsten Schritt, nämlich die Auswertung. Ein umfassender Austausch über das Erlebte und über die dabei aufgekommenen Fragen, Probleme usw. scheint direkt im Anschluss an die Aufnahme ungünstig, da sie die innerlich unvoreingenommene Auswertung stark einfärben könnte. Vielmehr sollten Eltern und Kind bei Bedarf freundlich und warmherzig beruhigt und mit dem Ausblick, sich »für all das beim nächsten Treffen ausreichend Zeit und Raum zu nehmen«, verabschiedet werden.

Im Anschluss sollten die Auswertenden– falls dies nicht während der Aufnahme erfolgte – ihre Erfahrungen und Beobachtungen notieren.

Interaktionsbeobachtung von Eltern und Kind

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