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Im Haus der Familie Collister

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Zur selben Zeit


»Verdammtes Ding.« Mason band zum x-ten Mal die Krawatte neu. Er hasste diese Teile und hatte noch nie ein Händchen dafür gehabt, den perfekten Knoten zu binden. Warum lasse ich mich nur auf diese Sache ein?, fragte er sich zum ebenso vielten Mal wie er die Krawatte neu band. Er hätte zu Hause bleiben sollen, ein paar Bälle in der Auffahrt werfen oder mit Randy abhängen. Alles wäre besser gewesen als auf eine Gedenkfeier zu gehen, bei der ihn erstens alle anstarren würden und er zweitens einen Anzug mit Schlips tragen musste.

»Mann!« Mason zerrte die Krawatte vom Hals und schleuderte sie ins Waschbecken. Dann würde er eben ohne gehen. Vermutlich würde das eh keiner bemerken, sie wären viel zu sehr damit beschäftigt, sich die Mäuler zu zerreißen. »Schaut mal, da kommt der Drogenjunge. Der Versager, der Nichtsnutz, … war ja klar, wo das mit ihm enden wird.«

Mason kannte die Sprüche, die Blicke, die Gesten. Seit der Drogengeschichte war es noch viel schlimmer geworden. Brian Bruker hatte sich zum neuen Star an der Schule hochgearbeitet und erzählte jedem der es hören wollte – oder auch nicht –, was für ein Versager Mason Collister war.

»Er hat ja recht.« Mason nahm sich etwas Wachs und bändigte seine welligen blonden Haare. Er hatte die leichten Locken seiner Mutter geerbt und musste meist nicht viel machen, damit sie richtig saßen. Im Gegensatz zu Randy. Der brauchte vermutlich ne Dose Haarspray pro Woche, bis die Wuschelhaare nicht mehr wuschelten.

Unten schellte die Haustür. Das war bestimmt Danielle. Ob sie wieder mit Chauffeur da war? Wie hatte er geheißen? Irgendetwas mit G… Mason war zu verblüfft gewesen, dass Danielle überhaupt einen Chauffeur besaß, als dass er sich dessen Namen hätte merken können.

»Mason?«, rief seine Mum von unten. »Du hast Besuch.«

»Komme gleich.« Mason blickte noch einmal sein Spiegelbild an und nickte sich selbst aufmunternd zu. »Dann mal auf in den Kampf.« Er verließ das Badezimmer und rannte die Treppe hinunter, immer zwei Stufen auf einmal nehmend.

Im Flur unten sah seine Mum zu ihm hoch und schüttelte den Kopf. »Ich hab dir schon tausend Mal gesagt, du sollst ordentlich die Treppe runter gehen. Du wirst dir noch das Genick brechen!«

»Mir kann auch auf dem Weg nach draußen ein Satellitenteil auf die Birne fallen«, erwiderte Mason. »Oder ’ne Toilettenschüssel von der ISS.«

»Die Wahrscheinlichkeit, dass dir so etwas passiert, ist allerdings dreimal geringer als ein Sechser im Lotto«, gab seine Mum zurück. »Solange wir also nicht dreifache Millionäre sind, wirst du gesittet durch dieses Haus gehen. Verstanden?«

»Ist ja gut«, sagte Mason und lächelte Danielle zu, die im Türrahmen stand. »Hi.« Sie lächelte zurück. Mason erkannte sie kaum wieder in ihrem schwarzen knöchellangen Kleid und mit den hochgesteckten Haaren.

Masons Mum kam auf ihn zu und richtete sein Hemd. »Keine Krawatte?«

»Nein. Es schnürt mir die Luft ab.«

Seine Mum nestelte weiter an seinem Kragen herum. Wenn sie jetzt ein Taschentuch herausholt und mir einen Fleck von der Wange reibt, kann sie was erleben. »Ich denke, es sitzt jetzt. Danke.«

Danielle hüstelte dezent. Mason blickte auf. Lachte sie ihn etwa aus? Na, die konnte was erleben.

Endlich ließ seine Mum ihn los. »Na gut. Dann passt auf euch auf, ja?«

»Klaro.«

»Können wir?«, fragte Danielle und verzog die Mundwinkel.

Sie lachte. Eindeutig. »Ja.«

»Richte der Familie mein Beileid aus«, sagte Mum. »Und das von deinem Dad natürlich auch. Immerhin sind wir damals unter dem Direktor zur Schule gegangen und hatten auch das ein oder andere Mal mit ihm zu tun.«

»Machen wir.« Bildete er es sich ein, oder war seine Mutter etwas enttäuscht. »Bis später. Wir bleiben sicher nicht allzu lange.«

Seine Mum nickte und schloss die Tür hinter ihnen. Danielle und Mason traten ins Freie. Natürlich wartete der Chauffeur – verflixt, wie hieß der denn? Gregor? Gustav? – am Straßenrand.

»Deine Mum wirkte irgendwie komisch, als sie vom alten Direx sprach«, sagte Danielle.

»Ich glaube, sie ist etwas angefressen, weil sie nicht eingeladen wurden.«

»Mum meinte, dass nur die engen Freunde dabei sind, und da Dad mit Snyder nach seiner Schulzeit öfter geschäftlich zu tun gehabt hat, sind wir dabei.«

»Was für eine Art Geschäfte?«

»Keine Ahnung. Irgendwelche Firmenübernahmen. Dad spricht zuhause nicht über seine Arbeit, wahrscheinlich denkt er, wir verstehen das sowieso nicht.« Danielle nickte dem Chauffeur zu, der ausgestiegen war und ihr die Tür aufhielt. »Danke, George.«

George! Natürlich. Das war’s. Mason bedankte sich ebenfalls und stieg ein. Er ließ sich mit Danielle in die weichen Polster sinken. Es roch nach Leder und Holzpolitur.

»Wo sind eigentlich deine Eltern?«, fragte er.

»Sie sind direkt von der Stadt aus hingefahren. Ich sagte, wir würden uns dort treffen.«

Kaum saßen sie im Wagen, klingelte ihr Smartphone. Danielle zog es aus ihrer kleinen Handtasche. »Meine Mum will wissen, wo ich bleibe. Ich antworte ihr rasch.«

»Haben wir einen Plan für heute Abend?«, fragte Mason, während Danielle tippte. »Wo sollen wir nach dem Super-8-Film suchen?«

»Ich habe keine Ahnung. Das Haus von Snyder ist riesig. Ich habe die Adresse gegoogelt, die mir Mum gegeben hat. Drumherum ist ein Wäldchen. Es gibt also tausend Verstecke.«

»Also, wenn ich er wäre, würde ich etwas so Wertvolles nicht irgendwo draußen deponieren. Ich würde es bei mir haben wollen.«

»Vielleicht sollten wir in seinem Büro anfangen.«

»Wäre das nicht zu offensichtlich?«

Danielle zuckte die Schultern. »Irgendeinen Anhaltspunkt brauchen wir, und warum nicht etwas dort verstecken, wo es niemand suchen würde, gerade weil es zu offensichtlich ist.«

»Stimmt auch wieder«, sagte Mason und beobachtete, wie die Gegend an ihm draußen vorüberzog.

»Hier im Wagen müsste noch eine Ersatzkrawatte liegen«, sagte Danielle. »Dad hat immer welche dabei, falls er mal eine braucht.«

»Du denkst, ich sollte eine tragen.«

»Es wäre schicker. Ich kann sie dir auch binden.«

Mason seufzte. »Meinetwegen.«


*

Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King

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