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Epilog I – Ende gut, alles gut?

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Einen Tag später


Olivia nippte an ihrem Dr. Pepper und las die Schlagzeile der heutigen Sonntagsausgabe in der Gazette: »Inhaberin des Hospiz Heartfull wegen Einbruchs in Galerie verhaftet«. Offenbar hatte Lucian gleich nach Chris‘ Anruf seine Beziehungen spielen lassen und den Sheriff beim Hospiz mit einem Durchsuchungsbefehl vorbeigeschickt. Die Durchsuchung hatte über zwei Stunden gedauert. Erst sah es nicht so aus, als würden sie etwas finden, doch dann entdeckten die Beamten im Keller etliche Dosen der Farbe Sweet Color in dem gleichen Rot, das auch in der Galerie an die Wände geschmiert worden war. Die Beamten nahmen Mrs. Granger mit zur Wache. Dort konnte sogar ein Videobeweis vorgelegt werden, den eine Mitarbeiterin aus dem Verkehrsüberwachungsbüro abgegeben hatte. Der Einbrecher hatte zwar die Überwachungskameras in der Galerie ausgeschaltet, aber nicht die Verkehrskamera gegenüber auf der Straße. Auf der war deutlich zu sehen, wie der Wagen von Mrs. Granger, ein weißer VW-Golf, vor der Galerie hielt, jemand ausstieg (der zwar nicht gut zu erkennen war, aber der durchaus auf Mrs. Granger passen könnte) und in die Galerie einbrach. Mrs. Granger stritt alles ab, aber die Beamten fanden auch dieses Fahrzeug in einer Garage im Hospiz. Das Firmenlogo des Hospizes war zum Teil abgeklebt worden, offensichtlich hatte Mrs. Granger nicht riskieren wollen, dass der Wagen während des Einbruchs erkannt wurde.

Da Rebecca auf eine Anzeige verzichtete, kam Mrs. Granger mit einem blauen Auge davon. Sie musste eine Strafe zahlen (die Summe war der Zeitung leider nicht bekannt) und musste von ihrem Posten als Geschäftsführerin des Hospizes zurücktreten. Dieses wurde nun von einem Mr. Warren übernommen. Olivia betrachtete das Bild von ihm. Er war ein unscheinbarer Mann. Absoluter Durchschnittstyp mit kurzen Haaren, mittlerer Statur und einem Durchschnittsgrinsen. Mrs. Reach ließ, als Zeichen ihres Bedauerns über diesen Vorfall, das geplante Preisgeld von zehntausend Dollar dem Hospiz zukommen. Sie würde fortan als Förderin des Hospizes auftreten und die Einrichtung unterstützen, wo sie nur konnte. Der Wettbewerb wurde abgesagt.

Olivia schlug die Zeitung zu. Die ganze Sache lag ihr im Magen, nicht nur, weil sie jetzt ein richtig großes Geldproblem hatte, sondern auch wegen Mrs. Granger. Olivia konnte sich immer noch nicht vorstellen, dass die Frau mit dem runden Gesicht so etwas getan haben sollte, obwohl die Beweise gegen sie sprachen. Vielleicht glaube ich auch einfach zu sehr an das Gute im Menschen.

Ein weißes Ferrari-Cabrio fuhr vor und hielt direkt vor dem Eiskaffee. Die Gäste blickten auf, um den Wagen und den darin sitzenden Jungen zu bewundern. Olivia lächelte. Chris sah zu ihr herüber, grinste und stieg aus dem Wagen aus. Er sah mal wieder unfassbar gut aus. Heute trug er ein luftiges T-Shirt, das bei jeder Bewegung seinen Oberkörper umschmeichelte und Olivia vage vermuten ließ, was für Muskeln sich unter dem Stoff befanden. Seine Jeans war in einem dunklen Blau, saß aber genauso perfekt wie die gestrige.

»Hallo, schöne Frau«, sagte Chris, schob die Sonnenbrille – diesmal eine Gucci – ins Haar und beugte sich nach vorne, um sie auf die Stirn zu küssen. »Geht es dir gut?«

»Ja«, sagte Olivia, obwohl es nicht stimmte. Ihr ging es beschissen. Am Montag musste sie Mr. Cohen irgendwie die fällige Miete zahlen und sie hatte keine Ahnung, wie sie das machen sollte. Außerdem musste sie in der Redaktion anrufen und ihnen begreiflich machen, was mit ihrer Kamera passiert war. Vielleicht konnte Olivia die wenigstens abstottern. Und wegen der Miete hatte sie sich tatsächlich schon überlegt, ob sie Danielle anhauen sollte. Doch allein der Gedanke war ihr zuwider. Olivia wollte sie nicht ausnutzen, nur weil sie reich war. »Und dir? Wie geht es dir?«

»Okay«, sagte Chris und setzte sich neben sie. Olivia entging nicht, dass alle weiblichen Gäste im Café zu ihr blickten. Sollen sie ruhig, der Typ gehört mir.

»Wir werden morgen wieder abreisen. Lucian muss zurück nach New York, die nächsten Aufträge warten.«

»Oh, morgen schon.«

»Ja, da die Ausstellung leider geplatzt ist, müssen wir nicht länger unsere Zeit vertrödeln … seine Worte, nicht meine. Ich würde liebend gerne hier noch etwas rumtrödeln.«

Eine Bedienung kam, um Chris’ Bestellung aufzunehmen. »Einen Kaffee, bitte. Schwarz.«

Olivia nippte an ihrem Dr. Pepper und sah auf den Ferrari. Das Ding ging sicherlich ab wie der Teufel, wenn man es richtig fuhr.

»Magst du nachher ans Steuer?«, fragte Chris, als hätte er ihre Gedanken gelesen.

»Machst du Witze? Ich würde dafür sterben.«

»Das musst du nicht, ein Kuss würde mir zum Beispiel vollkommen genügen.«

Olivia blickte zu ihm hinüber und lächelte. »Das lässt sich einrichten.« Vielleicht durfte er auch etwas mehr als nur küssen, sie würde es sich noch überlegen. »Wo hast du eigentlich die Autos immer her? Erst einen Porsche, dann einen Ferrari.«

»Ich bestelle sie für Lucian vor. Wir mieten sie in jeder Stadt neu.«

»Autovermietung de luxe.«

»Sozusagen. Er mag es eben pompös. Ich bräuchte die Karren nicht unbedingt. Ach, ganz wichtig, bevor ich es vergesse!« Chris sprang vom Stuhl auf und rannte zurück zum Wagen. Er nahm einen braunen Umschlag vom Beifahrersitz, ähnlich dem, den Randy ihr in der Galerie gereicht hatte. Bestimmt will er mir meine Bilder zurückgeben. Er wollte sie ja Lucian zeigen, vielleicht fand er sie so schlimm, dass er sie erst gar nicht angeschaut hatte. Chris kam wieder und legte den Umschlag vor ihr auf den Tisch. »Hier.«

»Sind das meine Fotos?«

»Nicht direkt. Mach auf.«

Olivia wischte sich die Hände an ihrem Rock trocken und öffnete den Umschlag. Darin war ein Scheck. Sie zog ihn heraus und hätte ihn vor Schreck fast wieder fallen lassen. »Um Gottes Willen!«, schrie sie. Die Gäste blickten zu ihr. Sie schlug die Hand vor den Mund.

»Das ist deine Bezahlung. Lucian war total begeistert von den Bildern. Er möchte sie gerne kaufen.«

»Für fünftausend Dollar?«

»Das ist nicht viel, ich weiß, aber …«

Bevor er weitersprechen konnte, beugte Olivia sich nach vorne und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Es war ein kurzer, unschuldiger Kuss, aber später könnten sie das ja weiter vertiefen. Die Kellnerin brachte den Kaffee.

Chris lächelte Olivia an, zog eine Zwanzig-Dollar-Note aus seiner Hosentasche und reichte sie der Bedienung. »Danke, aber ich denke, wir sind nicht mehr durstig.«

Olivia stand auf, den Scheck fest an sich gepresst, die andere Hand verwob sie mit Chris‘. Er lief mit ihr um den Wagen, öffnete die Fahrerseite und ließ sie einsteigen. Olivia wartete, bis er das Auto umrundet hatte, verwahrte den Scheck sicher in ihrer Handtasche, startete den Motor und ließ ihn aufheulen. Was für ein Geräusch.

»Halt dich fest, Archer, das wird ein heißer Ritt.«

Er lachte auf. »Bereit, wenn du es bist.«

Olivia trat das Gaspedal durch und düste los. Der Wind wehte in ihren Haaren und in ihrem Gesicht. Noch nie hatte sie sich so frei und losgelöst gefühlt. Vielleicht war das doch alles zu irgendetwas gut gewesen.


*

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