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Am anderen Ende der Stadt

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Er lächelte.

Die Gedenkfeier war der perfekte Moment gewesen, um unbemerkt an das Material zu kommen. Da hatte der alte Knacker das Ding doch tatsächlich bei seiner Filmsammlung versteckt gehabt. Er muss sich sehr sicher gefühlt haben, solch ein offenes Versteck zu wählen. Auf der anderen Seite war es auch überaus klug. Snyder hatte dieses Kino geliebt und wohl jeden einen Kopf kürzer gemacht, der es unbefugt betreten hätte.

»Jetzt nicht mehr, alter Knabe.«

Während die Gäste bei der Führung waren, war er unbemerkt ins Kino geschlichen. Dort nahm er zwei Filmdosen – die richtige und eine willkürliche – und verließ den Raum, bevor er doch noch entdeckt werden konnte. Auf der Toilette im Erdgeschoss tauschte er die Filme aus, so dass in der richtigen Dose der Falsche lag. Eigentlich wollte er sie wieder zurück ins Kino bringen, doch die fette Mrs. Bertram war bereits mit den Gästen auf dem Weg dorthin. So hatte er ihn einfach in die Vitrine gelegt und war abgehauen.

Er hätte das schon viel früher erledigen sollen, statt jahrelang damit zu leben, von Snyder erpresst zu werden. »Das hat nun ein Ende.« Genauso wie Snyder selbst.

Es hatte ihn zwar eine große Stange Geld gekostet, den Pfleger zu bestechen, damit er einen Selbstmord durch Strangulation meldet, aber das Geld war es wert gewesen. Wenn ein alter, kranker, depressiver Mann beschloss, sich selbst das Leben zu nehmen, würde kein Hahn mehr nach der wahren Todesursache krähen.

Die Leinwand vor ihm flackerte auf, es ratterte, als das Band anlief und kurz darauf sah er die Bilder. Es war wie in der Mordnacht, doch diesmal hatte er eine andere Perspektive. Statt alles aus seiner eigenen Sicht zu erleben, schwebte er jetzt förmlich über dem Geschehen. Wie ein Geist. Er lehnte sich zurück und sah sich dabei zu, wie er Marietta King ein zweites Mal tötete …

Als alles vorüber war, schaltete er den Film ab. Wenn Snyder dieses Band der Polizei zugespielt hätte, wäre er erledigt gewesen. Snyder hätte den Mord von Marietta King mit nur einem Anruf aufklären können. Stattdessen hatte er sich entschieden, das Geld zu nehmen und sich ein schönes Leben zu machen. Vielleicht war der Krebs die Buße für sein Schweigen gewesen, wer wusste das schon.

Er nahm den Film aus dem Projektor und warf ihn in das Feuer im Kamin, das er zuvor angezündet hatte. Das Band schmolz vor seinen Augen zu einem Klumpen zusammen. Jetzt waren alle Beweise vernichtet. Alle Spuren beseitigt. Er lachte leise und lehnte sich in seinem Sessel zurück. Alles lief genau nach Plan.


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Ein MORDs-Team - Der komplette Fall Marietta King

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