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1 Einführendes 1.1 Stationäre Pflege und Betreuung in Niederösterreich

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Als soziale Verantwortung gegenüber jenen, die durch ihre Lebensumstände nicht oder vorübergehend nicht in ihrer gewohnten Umgebung leben können, stellt sich die stationäre Pflege und Betreuung in den Dienst der niederösterreichischen Bevölkerung. Landesweit werden unter Berücksichtigung laufend durchgeführter Evaluierungen Anpassungen an das Leistungsspektrum vorgenommen und innovative Weichen gestellt. Auf Basis von soliden wissenschaftlichen Daten und Prognosen, die in regelmäßigen Abständen durch einen Bedarfs- und Entwicklungsplan, den sogenannten Altersalmanach, angepasst werden, reagiert die Sozialplanung und Steuerung des Landes Niederösterreich auf Veränderungen der Altersstruktur oder auf besondere Ereignisse.

Das Land Niederösterreich bietet ein vielfältiges Pflege- und Betreuungsangebot. Die stationäre Versorgung wird durch soziale und sozialmedizinische Pflegedienste, Beratungseinrichtungen und durch die 24-Stunden-Betreuung ergänzt. Menschen, die sich auf Grund physischer, psychischer oder kognitiver Einschränkungen für einen stationären Aufenthalt in einer Pflege- und Betreuungseinrichtung entscheiden, erhalten entsprechend ihrer Bedürfnisse Hilfe, Betreuung oder Pflege. In vielen Einrichtungen arbeiten multiprofessionelle Teams nach den Grundsätzen der personzentrierten Pflege und Betreuung. Der Schwerpunkt liegt auf einer selbstbestimmten und eigenverantwortlich gestaltbaren Lebensführung, die gemeinsam mit der Einbindung der An- und Zugehörigen Unterstützung findet. Das Pflege- und Betreuungsspektrum reicht von der Langzeit-, Tages- und


Abbildung 1: Bevölkerungsstruktur in Niederösterreich 2019 nach Geschlecht und Alter (Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage: Land NÖ, 2020, p. 9)


Abbildung 2: Sozialhilfe-Ausgaben des Landes NÖ 2019 nach Aufgabenbereichen (Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage: Land NÖ, 2020, p. 29 f.)

Kurzzeitpflege über Sonderformen, wie beispielsweise Schwerst-, Hospiz- oder Palliativpflege, bis hin zu psychosozialen und gerontopsychiatrischen Betreuungsformen an ausgewählten Standorten. Die Übergangspflege ist ein Angebot an Menschen, die nach einer medizinischen Akutversorgung rehabilitative Unterstützung benötigen. Diese Unterstützungsleistung wird innerhalb eines Jahres bis zu 12 Wochen gewährt. Menschen mit Demenz erhalten spezielle Angebote. Der Schwerpunkt liegt auf der validierenden Pflege. Im Vordergrund steht der Aspekt eines lebensunterstützenden Umfeldes (Land NÖ, 2020).

Niederösterreich ist das flächengrößte Bundesland in Österreich. Mit einer Bevölkerungszahl von rund 1,68 Millionen Personen wächst Niederösterreich nach der Bundeshauptstadt Wien am zweitstärksten. 26,5 Prozent der Wohnbevölkerung sind über 60 Jahre alt (vgl. Land NÖ, 2020, p. 9). Für Menschen mit stationärem Pflegeund Betreuungsbedarf stehen insgesamt 9.359 Plätze (vgl. Land NÖ, 2020, p. 45) zur Verfügung, in denen im Jahr 2019 13.320 Menschen im Jahr 2019 (vgl. BMSGPK, 2020, p. 170) betreut wurden. Von den 894 im Bericht des Rechnungshofes „Pflege in Österreich“ erwähnten stationären Pflege- und Betreuungseinrichtungen befinden sich 106 Standorte in Niederösterreich (vgl. Rechnungshof Österreich, 2020, p. 31).

Das Sozialhilfebudget des Landes NÖ umfasst Maßnahmen und Leistungen nach dem NÖ Sozialhilfegesetz 2000. Mit etwa 1,04 Mrd. EUR brutto beträgt der Anteil der Sozialhilfeausgaben rund 9 % am Gesamtbudget. Mit der stationären Pflege und Betreuung (42,6 %), den ambulanten Diensten (10,8 %) und der 24-Stunden-Betreuung (4,1 %) nimmt die „Hilfe für alte Menschen“ mit 57,5 % den größten Teil des Sozialhilfebudgets in Anspruch. Der Anteil der stationären Versorgung beträgt nach Rechnungsabschluss 2019 rund 444 Mio. EUR (vgl. Land NÖ, 2020, p. 29 f.). Insgesamt erhalten in Niederösterreich per Stichtag 31.12.2019 92.935 anspruchsberechtigte Personen Pflegegeld, 62,5 % Frauen und 37,5 % Männer (vgl. BMSGPK, 2020, p. 132).


Abbildung 3: Stationäre Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Österreich 2020 (Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage: Rechnungshof Österreich, 2020, p. 31)


Abbildung 4: Leistungserbringende nach Rechtsträgerschaft in Österreich 2020 (Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage: Rechnungshof Österreich, 2020, p. 31)

Die Leistungserbringung im Bereich der stationären Pflege und Betreuung erfolgt in den Bundesländern auf unterschiedliche Weise und in den meisten Fällen durch verschiedene Rechtsträgerschaften (Länder, Fonds, Sozialhilfeverbände, Gemeinden, private Betreiber). Von den für Niederösterreich genannten 106 Pflege- und Betreuungseinrichtungen werden 48 Einrichtungen durch das Land, 3 von Gemeinden und 55 von privaten Anbietern1 getragen (vgl. Rechnungshof Österreich, 2020, p. 31).


Abbildung 5: Entwicklung stationäre Pflegeplätze in Niederösterreich 2010 bis 2019 gesamt (Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage: Land NÖ, 2020, p. 45)


Abbildung 6: Entwicklung stationäre Pflegeplätze in Niederösterreich 2010 bis 2019 öffentlich/privat (Quelle: eigene Darstellung, Datengrundlage: Land NÖ, 2020, p. 45)

Ein wichtiger Teil des sozialen Netzwerks in Niederösterreich sind die NÖ Pflege- und Betreuungszentren. Mit 48 Standorten, 5.874 Pflege- und Betreuungsplätzen und 3.937,5 Dienstposten (= Vollzeitäquivalenten), die durch 1.640 ehrenamtlich tätige Personen begleitet und unterstützt werden, ist das Land Niederösterreich der größte Anbieter im stationären Segment. Vertraglich abgesicherte Pflege- und Betreuungsplätze stehen sowohl in NÖ Pflege- und Betreuungszentren als auch in privaten Einrichtungen Personen mit Sozialhilfeanspruch zur Verfügung (vgl. Land NÖ, 2020, p. 49).

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