Читать книгу Gestaltungsprinzipien für soziale Handlungsräume - Andreas Wörndl - Страница 9

1.3 Problemanalyse

Оглавление

Problemlagen in der stationären Altenhilfe stützen sich auf eine multidimensionale Misere, die auf Grund eines Impulses/Auslösers, wie beispielsweise eines Umzugs in eine institutionelle Wohnform, ein defizitäres Bild bei den Betroffenen verursachen kann. Wir gehen davon aus, dass diese Mehrschichtigkeit sowohl auf verhaltensgebundenen Dimensionen (Verlust der Privatsphäre, Verlust sozialer Beziehungen und gewohnter Rituale, Rückzug aus der sozialen Interaktion, soziale Beengungssituationen, Verlust der Ortsidentität usw.) als auch auf raumgebundenen Dimensionen (Verlust der vertraut-häuslichen Umgebung, Verlust territorialer Raumbindungen, Verlust der individuellen Gestaltungsfreiheit, räumliche Beengungssituationen, Verlust der Ortsbindung usw.) beruht. Beide Perspektiven stehen in einer wechselseitigen Wirkung zueinander, die uns die Mensch-Raum-Beziehung verdeutlicht. Bevor wir uns dieser Beziehung widmen, wollen wir auf die Herausforderungen, die ein Umzug in eine Pflege- und Betreuungseinrichtung mit sich bringen kann, eingehen. Die Problemlagen werden vorrangig aus Sicht der Bewohnerinnen und Bewohner vorgenommen. Auf die Perspektive der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird an dieser Stelle nicht näher eingegangen.

Ein Umzug in ein institutionelles Umfeld konfrontiert Betroffene mit dem Verlust grundlegender emotionaler und territorialer Bindungen3. Die vertraut-häusliche und soziale Umgebung wird verlassen, die neue Umgebung wirkt fremd. Der Verlust an Individualität, Privatsphäre und Selbstbestimmung führt – verbunden mit räumlichen und sozialen Beengungssituationen – zu unterschiedlichen Ausprägungen sozialer Konflikte. Territoriale Bedürfnisse, individuelle Privatheitsvorstellungen, soziale und räumliche Gefüge beeinflussen das zwischenmenschliche Handeln in der Institution. Verletzungen des privaten und intimen Raums führen vielfach zu Stress. Stress zu Aggressions- und Gewaltverhalten, Ruhelosigkeit und zum Rückzug aus der sozialen Interaktion. Pflegehandlungen sind besonders sensible Interaktionen, die in intime Distanzzonen eingreifen und bei unklarer Kommunikation zwischen den Beteiligten zu konflikthaften Situationen führen können. Im hybriden Geflecht der Institution entsteht ein Potenzial, das Verhalten formt. Neben sozialen Konflikten kommt es zu Angst, Orientierungslosigkeit und Unsicherheit und daraus folgend zu einem Mehraufwand in der Pflege und Betreuung. Insgesamt können wir von einer multidimensionalen Problemlage ausgehen, die sich im Wesentlichen auf Verhaltensweisen der Individuen zurückführen lässt. Neben dem Verhalten ist das räumliche Umfeld eine weitere Dimension, die eine bedeutende Rolle übernimmt. Soziale Interaktionen finden in Räumen statt. Insofern können wir die Annahme treffen, dass wir durch die räumliche Umgebung Einfluss darauf nehmen können, wie sich unser Zusammenleben gestaltet. Durch geeignete Interventionen kann Raum als Komplementärstruktur hilfreich sein.


Abbildung 7: Ablaufdiagramm Problemanalyse (Quelle: eigene Darstellung)

Gestaltungsprinzipien für soziale Handlungsräume

Подняться наверх