Читать книгу Das ehrbare Dorf - Andy Glandt - Страница 15
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Оглавление„Was fällt dir ein, Behauptungen vor allen Leuten aufzustellen, die du nicht mit mir abgesprochen hast!“ Sobald die Tür der Villa hinter ihnen zugefallen war, konnte sich Elke nicht mehr zurückhalten. Ihre Wut platzte heraus. Sie riss sich die Mütze vom Kopf, schmiss sie auf die Couch und schrie ihre Freundin mit rotem Kopf an.
„Was ist falsch an den Behauptungen?“ Sylvia tat beleidigt. Sie hängte ihre Jacke auf einen Bügel und diesen in die Garderobe. Dann sah sie ihre Freundin an. „Ich habe dein Einverständnis vorausgesetzt. Ich habe doch keine Lügen erzählt.
„Was hast du nicht!?“ Elke konnte nicht glauben, was sie da hörte. „Es war noch nie die Rede davon gewesen, dass wir heiraten! Noch nie ist darüber zwischen uns ein Wort gefallen. Wir haben gesagt, wir versuchen erst einmal, wie es zwischen uns läuft, wenn wir zusammenleben. Von mehr war nicht die Rede!“
„Aber…“
„Jetzt red ich!“ Ihre Stimme überschlug sich. „Außerdem habe ich noch nicht zugestimmt, die Filiale in Stadtroda zu übernehmen. Und so, wie es jetzt aussieht, werde ich weder das eine noch das andere. Du kannst nicht einfach über mein Leben bestimmen, wie du es mit deinen Angestellten tust. Ich bin nicht dein Dummchen, das alles macht, was du sagst. Wenn du so eins brauchst, musst du dir jemand anders suchen. Und auf dein Geld bin ich schon gar nicht angewiesen. Die Männer stehen Schlange und ich bräuchte nur ein oder zwei Freier mehr pro Tag empfangen und hätte Geld genug.“
Sylvia war von dem Wutausbruch nicht beeindruckt. Damit hatte sie gerechnet. Aber Elke hatte Recht. Sie ließ sich von ihr nicht so behandeln und manipulieren, wie ihre anderen Angestellten. Sie nahm nicht alles hin, was Sylvia sagte oder festlegte
„Vergiss nicht, wer dir die meisten deiner Freier besorgt hat, ich meine die gut zahlenden“, fuhr sie Elke, ebenfalls mit erhobener Stimme, an. „Das war ich. Ohne mich würdest du dich wahrscheinlich immer noch auf dem Straßenstrich für zwanzig oder dreißig Euro von irgendwelchen heruntergekommenen Typen ficken lassen. Das, was du jetzt bist, bist du größtenteils durch mich. Und einen Teil deiner Freier wirst du jetzt sicher verlieren. Oder glaubst du, die Männer aus diesem Dorf gehen zu einer Lesbe? Hast du gesehen, wie bestürzt sie waren und…“
„Ach, das ist der Grund!“, übertönte Elke Sylvias Worte. „Du hast diese Dinge behauptet, damit ich Freier verliere. Ich weiß, du willst unbedingt, dass ich damit aufhöre, mich als Hure zu verkaufen, aber daraus wird nichts. Solange mich die Männer wollen, werde ich sie empfangen. Und wenn dir das nicht passt, ziehe ich morgen wieder aus. Selbst wenn ich wieder mit heruntergekommenen Typen schlafen muss, um mir meinen Unterhalt zu verdienen, ist es immer noch besser, als von dir bevormundet zu werden. Du kannst deine Ansichten bis morgen überdenken!“
Sie drehte sich um und rannte die Treppe nach oben. Sylvia hörte, wie sie die Tür zuschmiss. Hätte sie feinfühliger vorgehen sollen? Es schien Elke Ernst damit zu sein, sie zu verlassen, falls sie sie unter Druck setzte. Verlieren wollte sie sie auf keinen Fall. Warum hatte sie sich ausgerechnet in eine Hure verlieben müssen? Na, Elke sollte sich erst mal beruhigen. Heute Abend würde sie noch einmal mit ihr reden, sich entschuldigen und Elke etwas entgegenkommen. Für's erste jedenfalls.