Читать книгу Das ehrbare Dorf - Andy Glandt - Страница 18
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ОглавлениеBürgermeister Feuerstein hatte es vorgezogen, nach Haus zu gehen. Gern hätte er ein Bier bei Georg getrunken, aber er wusste, dass jetzt das halbe Dorf im Gasthof versammelt war und er hatte keine Lust, sich über die beiden neuen Dorfbewohnerinnen das Maul zu zerreißen. Auch hatte er Bedenken etwas Unbedachtes zu äußern, das darauf schließen ließ, wie lange er Viola, die, wie er seit heute weiß, Elke Märtens heißt, schon kennt.
Warum ist sie nach Seidenbach gezogen? Zufall? Er hatte einige erblassende Gesichter wahrgenommen, als sie die Kirche betrat. Sicher ist er nicht der einzige, der ihre Dienste in Anspruch nimmt. Will sie jemanden Erpressen? Ihn sicher nicht. Er war in keiner festen Beziehung und niemandem Rechenschaft schuldig. Da mussten manch andere Herren sicher mehr Angst haben, ihre Frauen bekämen Wind davon. Er überlegte, ob der Besuch bei einer Prostituierten Grund für eine Rücktrittsforderung als Bürgermeister sein könnte. Er war nicht bei allen im Dorf beliebt und einige Bewohner wünschten sich ein anderes Dorfoberhaupt. Dass er überhaupt Bürgermeister geworden war, lag einzig daran, dass es bei der letzten Wahl keine Gegenkandidaten gab. So ein schlecht bezahltes Amt, das einem Ehrenamt glich, wollte sich keiner aufbürden. Aber bei der nächsten Wahl könnten sich einige gegen ihn aufstellen lassen.
Ach, es hatte keinen Zweck, jetzt darüber zu sinnieren. Er konnte es nur auf sich zukommen lassen, wie sich die Dinge weiter entwickelten.
Es gab da nur eine Frage, die er für sich klären musste. Morgen in einer Woche, am Montag nach der Kirmes, hatte er wieder einen Termin bei Viola. Sollte er ihn wahrnehmen? Vielleicht ergab sich beim Kirmestanz die Möglichkeit, mit ihr zu reden. Falls sie kam.
Zu Hause angekommen, öffnete er eine Flasche Bier, setzte sich in einen Sessel und nahm die Fernsehzeitung zur Hand.