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ОглавлениеSieben Fragen zur Akupressur
an Dr. Catharina Amarell
WAS IST AKUPRESSUR?
Vor mehr als 3000 Jahren entdeckten die Chinesen die Akupressur: indem sie sich bei Schmerzen die betreffenden Stellen rieben – so wie wir uns zum Beispiel bei Kopfschmerzen die Schläfen massieren. Sie systematisierten die Methode immer weiter und setzten zunehmend Hilfsmittel ein, um die heilenden Punkte noch wirksamer drücken zu können, etwa kleine Bambusstäbchen. Später entwickelten sie spezielle Akupunkturnadeln. Seit einigen Jahren benutzen Ärzte immer häufiger Laser zur Akupunktur. Wie die Akupunktur ist auch die Akupressur ein wichtiger Bestandteil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Diese sieht Krankheit vor allem als eine Störung des Gleichgewichts von körperlicher und seelischer Harmonie (Yin und Yang). Aber im Gegensatz zur Akupunkturbehandlung, für die man eine fundierte, langjährige Ausbildung braucht, ist die Akupressur gut dazu geeignet, um sich oder sein Kind selbst zu behandeln.
WANN IST DIE METHODE GEEIGNET?
Akupressur hilft sowohl bei seelischen als auch bei körperlichen Beschwerden. Besonders gut geeignet ist sie bei akuten und chronischen Schmerzen wie Kopfschmerzen, Kreislauf-, Schlaf- und Verdauungsproblemen. Auch um das Immunsystem zu stärken, kann man Akupressur gut anwenden (hier). Allerdings ist bei schweren oder sehr langwierigen Erkrankungen häufig eine Akupunkturtherapie durch einen erfahrenen Spezialisten nötig. Immer öfter wenden Ärzte bei Kindern auch die Laserakupunktur an. Denn die Vorstellung, Nadeln in den Körper gestochen zu bekommen, finden Kinder oft nicht schön.
WIE FUNKTIONIERT AKUPRESSUR?
Die Akupunkturpunkte, die auch für die Akupressur verwendet werden, sind durch Leitbahnen, die sogenannten Meridiane, miteinander verbunden. Zwölf Hauptmeridiane sind paarig angelegt (auf beiden Körperseiten), zwei Sondermeridiane verlaufen entlang der Körpermitte. Jede Bahn ist einem bestimmten Organsystem zugeordnet. In der deutschen Übersetzung sind die Meridiane und die Punkte nach den Organen benannt, etwa Dickdarm 4 oder Magen 36. Auf diesen Bahnen zirkuliert die Lebensenergie, das sogenannte Qi. Man kann sich diese Bahnen wie Autobahnen vorstellen – und wie auf der Autobahn kommt es auch auf den Leitungsbahnen mitunter zu Staus. Die Energie kann dann nicht mehr ungehindert fließen, sie stockt und in der Folge kommt es zu Schmerzen. Um die Blockaden, „den Stau“, zu lösen, verwendet man die Akupunktur bzw. Akupressur. Es gibt über 400 Akupunkturpunkte. In diesem Buch verwenden wir ungefähr 45 dieser Punkte und erklären ihre heilende Wirkung für Kinder.
KANN ICH ETWAS FALSCH MACHEN?
Nein. Das Einzige was passieren kann, ist, dass Sie den Punkt verfehlen. Dann tritt keine Wirkung ein. Wie man die Akupressur richtig durchführt, erklären wir auf der folgenden Seite. Vorteil der Akupressur: Man kann sie für jedes Alter anwenden, braucht keine Hilfsmittel und sie hat keine Nebenwirkungen. Bereits ab 4 Jahren können Sie Kinder anleiten, manche Akupressuren selbst durchzuführen. So lernen sie, dass sie selbst mithelfen können, gesund zu werden. Es kann sein, dass an der Druckstelle vorübergehend ein Schweregefühl oder Kribbeln auftritt. Es zeigt, dass die Energie in Bewegung geraten ist, und geht normalerweise schnell wieder weg. Wichtig: Eine Akupressur sollten Sie nicht auf frischen Wunden, Verletzungen, Schwellungen oder Ekzemen durchführen. Auch wenn starke Schmerzen auftreten, sollten Sie aufhören. Sie können Akupressur mit allen anderen naturheilkundlichen Therapien kombinieren. Immer jedoch gilt: nicht zu viel auf einmal, sonst können auch naturheilkundliche Mittel den Körper überlasten.
WAS IST WISSENSCHAFTLICH BELEGT?
Was bei der Akupunktur genau im Körper abläuft, ist noch nicht restlos geklärt. Viele Studien belegen, dass durch das Anregen und Reizen der Punkte Endorphine (körpereigene Schmerzmittel) ausgeschüttet werden. Dadurch wird das Weiterleiten des Schmerzes gehemmt – und damit werden akute und chronische Schmerzen gelindert. In großen Studien konnte zudem gezeigt werden, dass die Methode gut gegen Allergien sowie Übelkeit und Erbrechen wirkt.
KANN ICH AKUPRESSUR AUCH BEI ERWACHSENEN ANWENDEN?
Ja. Aber bei Kindern ist die Behandlungszeit kürzer als bei Erwachsenen, denn sie reagieren schneller und intensiver auf die Akupressurreize. Und manche Punkte oder Punktkombinationen, die bei Kindern bei bestimmten Erkrankungen sehr gut helfen, sind, wenn ein Erwachsener erkrankt, nicht die erste Wahl.
WOHER WEISS ICH, DASS ICH DEN RICHTIGEN PUNKT GEFUNDEN HABE?
Probieren Sie es am besten bei sich selbst aus: Wenn Sie an der im Buch beschriebenen Körperstelle vorsichtig entlangtasten, merken Sie manchmal, dass ein Punkt besonders empfindlich ist. Gut funktioniert das zum Beispiel bei dem Punkt Dickdarm 4. Mit ein bisschen Übung werden Sie an den beschriebenen Punkten oft auch eine kleine Vertiefung spüren. Wichtig: Angaben wie „2 Fingerbreit entfernt von …“ beziehen sich immer auf die Finger des zu behandelnden Kindes. Gemeint ist also: so breit wie zwei Finger Ihres Kindes. Wenn Sie unsicher sind, sich aber für die Methode interessieren, sollten Sie sich von einem erfahrenen TCM-Therapeuten anleiten und die wichtigsten Akupressurpunkte zeigen lassen.
