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Der Zug nach Persien: Alexander der Rächer (331–327 v. Chr.)

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Dareios hatte gute Gründe, eine Entscheidungsschlacht zu suchen. Bei Issos war er persönlich besiegt worden, und seine Strategie, eine zweite Front in der Ägäis zu errichten, um Alexanders Aufmerksamkeit abzulenken, hatte versagt. Ein sich hinziehender Krieg würde nur seine Autorität untergraben und zentrifugale Kräfte innerhalb seines Reiches verstärken. Alexander in das Herz des Irans einmarschieren zu lassen und ihn dort mithilfe einer Politik der verbrannten Erde einzuschließen, wäre aus militärstrategischer Sicht eine Option gewesen, es war jedoch unvereinbar mit einer Ideologie, die dem Monarchen Unbesiegbarkeit zuschrieb.

In dieser Phase des Kriegs lag die Initiative bei Dareios. Er mobilisierte Truppen, insbesondere Kavallerie, aus den östlichen und nördlichen Gebieten seines Reiches und entschied sich für das Schlachtfeld. Dareios’ Armee, viel stärker als die gegnerische, erwartete den Angreifer auf einer weiten Ebene bei Gaugamela, östlich des Tigris; die 30.000 Reiter und Sichelwagen waren dort im Vorteil. Alexander nahm die Herausforderung mit gutem strategischen Gespür an. Er ließ es zu, dass die iranische Reiterei das Zentrum seiner vordersten Linie besiegte, doch gelang es der zweiten Verteidigungslinie, sie in ein längeres Gefecht zu verwickeln. Dies gab ihm die Gelegenheit, mit seiner Kavallerie in die Lücken vorzustoßen, die sich durch das persische Vordringen aufgetan hatten. Er hielt direkt auf das Zentrum der persischen Truppen zu, wo der selbstbewusste Großkönig Stellung bezogen hatte. Dareios’ Truppen vermochten die makedonische Reiterei nicht aufzuhalten, und der König selbst war letztlich gezwungen zu fliehen. Dieser Triumph einer waghalsigen Strategie über zahlenmäßige Überlegenheit markierte das Ende des Achämenidenreichs, und Alexander wurde noch auf dem Schlachtfeld zum König von Asien ausgerufen.

Im Dezember 331 v. Chr. eroberte Alexander zwei große Städte des Perserreichs, Babylon und Susa, ohne Widerstand. Die traditionelle Hauptstadt des Reiches, Persepolis, leistete ein wenig Widerstand, aber auch sie wurde im Januar oder Februar 330 v. Chr. eingenommen und geplündert. Erst Monate später, im Mai 330 v. Chr., wurde der Königspalast in Brand gesetzt, vermutlich eher als Racheakt für die Zerstörung der griechischen Heiligtümer während der persischen Invasion denn infolge einer angeblich spontanen Entscheidung betrunkener Offiziere, angestiftet von einer Prostituierten. Durch diese Tat konnte Alexander behaupten, seine Verpflichtungen dem Hellenenbund gegenüber erfüllt zu haben. Es kann kein Zufall sein, dass er vor seiner Abreise aus Persepolis die Truppen aus den griechischen Städten und Städtebünden entließ. Dieser Akt markierte das Ende des Feldzugs, dem er als Anführer des griechischen Bündnisses vorgestanden hatte.

Es gibt indirekte Hinweise, dass Alexander womöglich auch beabsichtigte, einige seiner vertrautesten Offiziere zurück nach Makedonien zu schicken. Wenn das stimmt, bedeutet es, dass er zu diesem Zeitpunkt noch nicht den Plan verfolgte, seinen Feldzug jenseits der persischen Hauptstädte fortzusetzen. Vielleicht sah er sich gezwungen, mit seinem makedonischen Heer und zusätzlich rekrutierten Truppen den besiegten Gegner weiter zu verfolgen, weil in den nördlichen Satrapien Unruhen aufflammten – aufgrund des Machtvakuums sowie der Tatsache, dass Dareios immer noch auf freiem Fuß war. Da er als Heerführer versagt hatte, hatte Dareios seine Legitimierung eingebüßt; er wurde von seinen Satrapen gefangen genommen und im Sommer 330 v. Chr. hingerichtet. Alexander behandelte den toten Monarchen mit dem Respekt, den man nicht einem Feind, sondern einem Vorgänger schuldet: Er ließ ihn im königlichen Friedhof in Persepolis bestatten und verschaffte sich selbst so, besonders in den Augen von Dareios’ ehemaligen Untertanen, eine zusätzliche Legitimierung. Dann spielte Alexander wieder einmal die Rolle des Rächers. Er verfolgte die Mörder des Dareios und ließ sie hinrichten, und er unterwarf in einem dreijährigen Militäreinsatz die revoltierenden Provinzen im nördlichen und östlichen Iran (330–327 v. Chr.). Am Ende dieses Feldzugs kehrte er nicht in eine seiner persischen Hauptstädte zurück, sondern zog weiter nach Osten und gelangte in Gebiete, die der griechische Mythos nur mit den östlichen Reisen des Gottes Dionysos und den Abenteuern des Herakles in Verbindung brachte. Kein anderer Grieche vor ihm hatte je den indischen Subkontinent erreicht. Im Winter 327/326 v. Chr. begann Alexander einen Feldzug gegen die Stämme, die sich weigerten, seine Autorität anzuerkennen. Dieser Feldzug brachte ihn in den Punjab (s. Karte 2), an neue Grenzen und näher an den östlichen Ozean, der in der Vorstellung seiner Zeitgenossen das Ende der Welt war. Auch Alexander selbst kam hier an seine Grenzen.

Die Öffnung der Welt

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