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Die Ausbildung

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Max kümmerte sich höchstpersönlich um die Ausbildung seiner Töchter, was keineswegs der damaligen Zeit entsprach – und auch nicht seinem eigenen Wesen, da er nur selten bis gar nicht zum Buch griff. Er war »kein Freund des toten Wissens«, förderte aber Wissenschaft und Kunst, war Ehrenmitglied der Bayerischen Akademie für Wissenschaften und gründete 1808 die Akademie der Bildenden Künste München.

Die Mädchen wuchsen mehrsprachig auf. Bei Hof wurde Französisch gesprochen, dazu wurden Deutsch, Italienisch und Englisch unterrichtet. Selbstverständlich gehörten Tanz und Musik ebenso wie Handarbeiten und Zeichnen zur Ausbildung der Prinzessinnen. Wie ihre Mutter malte Sophie sehr gerne, schon als Kind fertigte sie immer wieder Zeichnungen für ihre Eltern an, von denen sich zumindest eine im Hof- und Staatsarchiv in Wien erhalten hat.


Kinderzeichnung von Sophie

1811 wurde der protestantische Philologe Friedrich Wilhelm Thiersch (1784–1860), Professor am Münchener Gymnasium, zum Erzieher von Elisabeth, Amalie, Sophie und Marie, später auch von Ludovika, bestellt. Er genoss das Vertrauen des Königs, der ihn 1811 zum Adjunkt an der Akademie machte, wo Thiersch ein philologisches Seminar gründen konnte.

Zuallererst verbannte der neue Lehrer die alten Kinderbücher der Prinzessinnen, dann wurden die französischen Romane entfernt, mit denen einige Hofdamen die Mädchen versorgt hatten. Die Königin hielt diese genau wie alle anderen Liebesgeschichten, sogar die der deutschen Klassiker, für eine unangemessene Lektüre. Der Unterricht umfasste die Fächer Geschichte, Literatur und Geografie, die Mädchen lasen Homer und Vergil und andere klassische Dichter. Laut Thiersch studierten sie »wie die Ameisen« und »mit Kopf und Herz«. Er hielt die Mädchen dazu an, auch selbst zu dichten. Eines ihrer Schulhefte hat sich erhalten, in dem sie den Park von Nymphenburg in Hexametern beschrieben. Thiersch war nicht immer mit ihren Leistungen zufrieden, vor allem bei der Setzung der Satzzeichen haperte es. Als er zu einer Englandreise aufbrach, versprach er, ihnen von dort eine Kiste mit »Punkten, Kommas und Fragezeichen« mitzubringen. Er war aber nicht nur ein guter, sondern auch ein väterlicher Lehrer und hatte selbst viel Freude mit seiner Aufgabe: »Dieser Unterricht, der durch die Heiterkeit und Sinnigkeit seiner Gegenstände schon allein ein freundliches Verhältnis zwischen dem, der ihn gibt, und dem, der ihn empfängt, herbeiführt, zumal bei dieser Empfänglichkeit und Bildungsfähigkeit dieser vielbegabten und liebenswürdigen Gemüter, war nicht das einzige, was mich mit ihnen verband.«

Sein Unterricht war klar und verständlich und außerdem sehr anschaulich gestaltet: So brachte er den Prinzessinnen die antike Mythologie anhand der vielen Gemälde und Malereien in den königlichen Schlössern bei. Er selbst liebte die griechische Sprache, die aber nicht Unterrichtsfach war: »Der griechischen Literatur – versteht sich, in deutschen Übersetzungen – sind sie [die Prinzessinnen] im Ganzen wohl kundig.«

1819 sollte Thiersch an die Universität Göttingen berufen werden und bat um seine Entlassung. Karoline und Max waren schockiert, sie wollten auf den für sie und ihren Nachwuchs so wichtigen Lehrer nicht verzichten. In einer Audienz legte Thiersch dem König seine Beweggründe dar, worauf dieser ihm ein gutes Angebot machte. Thiersch blieb den Prinzessinnen erhalten und ihnen sein Leben lang verbunden.

Wenn Sophie nach ihrer Heirat nach Bayern kam, traf sie gerne mit ihm zusammen, und als er 1840 Wien besuchte, lud sie ihn zwei Mal zu sich nach Schönbrunn ein. »Am Donnerstag hatte mich die Frau Erzherzogin Sophie wieder nach Schönbrunn beschieden, um mich in den Unterrichte ihrer Kinder nähere Einsicht nehmen zu lassen. Ich fand in Schönbrunn die Gouverneure, Erzieher und Lehrer mit den kleinen Erzherzogen und nahm Einsicht in das, was sie in Latein, Deutsch, Geschichte und Mathematik gelernt haben. Die Erzherzogin war gegenwärtig und von großer Vertrautheit und als Mutter sehr liebenswürdig«, ließ er seine Frau wissen. Sophie wollte seine Meinung zum Unterricht ihrer Kinder hören, und er versprach, ihr diesbezüglich von München aus zu schreiben.


Sophies Lehrer Friedrich Wilhelm Thiersch

Erzherzogin Sophie

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